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13.03.2006

Informatiker für Arbeit zu selbstorganisierenden Systemen ausgezeichnet

Arbeitsgruppe Datenbionik um Professor Dr. Alfred Ultsch erhielt „Best Paper Award“ der Deutschen Gesellschaft für Klassifikation – Praktische Anwendung unter anderem als „MusicMiner“-Software

MusicMiner Die Forschungsgruppe Datenbionik des Marburger Informatikers Professor Dr. Alfred Ultsch erhielt von der Deutschen Gesellschaft für Klassifikation (GfKl) den „Best Paper Award“ für die Vorstellung ihres Forschungsprojekts „MusicMiner“. Die mit 1.000 Euro verbundene Auszeichnung wurde anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft verliehen, die vom 8. bis 10. März 2006 an der Freien Universität Berlin stattfand. Die GfKl fördert Aktivitäten, die sich mit Problemen des Ordnens, Klassifizierens und Analysierens von Daten befassen und zu deren Lösung geeignete Methoden entwickeln oder solche Methoden in der Praxis anwenden.

Der MusicMiner ist ein kostenfrei erhältliches Softwaresystem, das Musiksammlungen, die im gängigen mp3-Format digitalisiert sind, ordnen und anschaulich darstellen kann. „Das interessanteste daran ist“, so Ultsch, „dass sich die Sammlung ohne weiteres Zutun selbständig organisiert.“ Aus verschiedensten Musikdaten erzeugt der MusicMiner grafische Darstellungen von „Landschaften“ mit Bergen und Tälern, eine so genannte U-Matrix. Während Musikstücke mit ähnlichen klanglichen Eigenschaften eng beeinander in den „Tälern“ der Landschaft liegen, sind Gruppen klanglich verschiedener Songs von „Bergen“ getrennt.

In seiner Laudatio betonte GfKl-Präsident Professor Dr. Claus Weihs die richtungsweisenden Fortschritte, die von der Marburger Arbeitsgruppe Datenbionik auf dem Gebiet der selbstorganisierenden Systeme erzielt wurden. Solche Systeme werden vielfach eingesetzt, um aus großen Datensammlungen neue Erkenntnisse zu gewinnen: in der Krebs- und Arzneimittelforschung ebenso wie etwa für die Vorhersage von Hagelschlag oder Aktienkursen. Die Ehrung galt insbesondere auch Ultschs Arbeiten zur Fortentwicklung der U-Matrix, zu der er sowohl zentrale mathematische Modelle als auch grafische Darstellungsweisen beitrug. „Selbstorganisierende Systeme“, sagt Alfred Ultsch, „gab es bisher auch. Aber erst die grafische Darstellung ermöglicht uns, wirklich zu verstehen, was in solchen Systemen geschieht.“

„Besonders erfreulich“, so Ultsch weiter, sei die Tatsache, „dass die nun ausgezeichnete Arbeit unter wesentlicher Mitarbeit einer Studentengruppe zu Stande kam.“ Die Initiative für die Entwicklung des MusicMiners war von Ultschs Mitarbeiter Fabian Mörchen ausgegangen, der jüngst auch auf dem Gebiet der Datenbionik promovierte. Weitere Mitglieder der Projektgruppe waren Niko Efthymiou, Martin Kümmerer, Ingo Löhken, Mario Nöcker, Christian Stamm und Michael Thies. In Projektgruppen am Fachbereich Mathematik und Informatik der Philipps-Universität verwirklichen studentische Teams im Zeitraum von einem Jahr ein gemeinsames Projekt, um so Schlüsselqualifikationen für Forschung und Berufsleben zu gewinnen. Es war bereits das zweite Mal, dass Ultsch mit einer studentischen Gruppe einen angesehenen Wissenschaftspreis errang: „In solchen Teams“, so betonte der Informatiker, „können wir Ergebnisse erzielen, die weit über die normalen Studieninhalte hinausgehen und den Studierenden auch für ihren künftigen Berufsweg von großem Nutzen sind.“

Die MusicMiner-Software ist kostenfrei über das Internet erhältlich (siehe Links unten) und kann auf dem heimischen PC auf die persönliche Musiksammlung angewendet werden.

Homepage der Arbeitsgruppe Databionics an der Philipps-Universität Marburg: www.mathematik.uni-marburg.de/~databionics

MusicMiner-Homepage: http://musicminer.sourceforge.net

Deutsche Gesellschaft für Klassifikation: www.gfkl.de

Kontakt

Professor Dr. Alfred Ultsch
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Mathematik und Informatik
Hans-Meerwein-Straße
35032 Marburg

Tel.: (06421) 28 22185
E-Mail