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14.03.2006

Gründer des Instituts für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft verstorben

Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Heilfurth verstarb im Alter von 96 Jahren.

Gerhard Heilfurth Am 11. März 2006 verstarb Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Heilfurth im Alter von 96 Jahren. Heilfurth hatte im Jahr 1960 das Institut für mitteleuropäische Volksforschung an der Philipps-Universität Marburg gegründet. Heute heißt es Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft und ist eines der größten volkskundlichen Universitätsinstitute im deutschsprachigen Raum.

Heilfurth gilt auch als „Vater“ der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv), deren Vorsitzender er lange Jahre war. Die dgv löste den Verband volkskundlicher Vereine ab und ist zentraler Dachverband der deutsch- sprachigen Volkskundlerinnen und Volkskundler und der entsprechenden wissenschaftlichen Institutionen.

Die von Gerhard Heilfurth mit großer Energie, wie sie ihn zeitlebens auszeichnete, betriebene Gründung des Marburger Instituts geschah mit Bundes- und Landesmitteln sowie Geldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft und erwarb sich durch internationale und interdisziplinäre Akzente in kurzer Zeit internationales Renommee.

Der Name der Einrichtung war programmatisch: Nicht Volkskunde sollte betrieben werden, sondern Volksforschung; und nicht deutsche Volksforschung, sondern mitteleuropäische: Forschung über Grenzen hinweg. Heilfurth erneuerte so die volkskundliche Disziplin nachhaltig; sowohl die angestrebte Internationalität wie die breite interdisziplinäre Orientierung haben schließlich das Fach „Europäische Ethnologie“ geprägt. Noch unter der Ära Heilfurth benannte sich das Marburger Institut entsprechend um – als erstes im deutschsprachigen Raum –, und noch heute ist dies der verbreitetste Fachname.

Im Zentrum von Heilfurths wissenschaftlichem Werk steht die „Arbeit“, verstanden als Fundament menschlichen Lebens und menschlicher Existenz“. Sein Spezialgebiet war die Montanvolkskunde, in der sein Werk nach wie vor die zentrale Stellung beanspruchen kann.

Heilfurth, der 1978 emeritierte, hat sich unter anderem auch durch ungewöhnliches soziales Engagement etwa in der Bundesarbeitsgemeinschaft „Jugendaufbauwerk“ und als Gründer und Direktor der Sozialakademie Friedewald große Verdienste erworben.

Die Beerdigung von Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Heilfurth findet am Freitag, den 17. März 2006, um 12.30 Uhr von der Friedhofskapelle Ockershäuser Allee in Marburg aus statt.