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08.09.2006

65.000 US-Dollar-Stipendium für Marburger Postdoc

eALTA-Stipendium im Rahmen des Europäischen Lungenkongresses an Dr. Andreas Rembert Koczulla verliehen – Verbesserte Diagnose und Behandlung von Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel angestrebt – Seltene genetische Erkrankung kann Gewebsschäden in der Lunge hervorrufen

Andreas Rembert Koczulla
Der Marburger Postdoktorand Dr. Andreas Rembert Koczulla (rechts) erhielt den mit 65.000 US-Dollar dotierten eALTA-Preis. Ebenfalls im Bild: Dr. Alberto Martinez, Vorstandsvorsitzender von Talecris Biotherapeutics. Foto: A.R. Koczulla
Der Marburger Arzt und Wissenschaftler Dr. Andreas Rembert Koczulla erhielt am 3. September 2006 den mit 65.000 US-Dollar dotierten European Alpha-1-Antitrypsin Laurell’s Training Award (eALTA) 2006. Überreicht wurde der Preis auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS), der vom 2. bis 6. September in München stattfand.

Koczulla ist Postdoktorand und Facharzt für Innere Medizin in der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie, die unter Leitung von Professor Dr. Claus Vogelmeier steht und zum Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Marburg, gehört.

Das auf ein Jahr angelegte eALTA-Forschungsstipendium wird von Talecris Biotherapeutics, einem in North Carolina, USA, angesiedelten Unternehmen für Proteintherapie, verliehen. Es soll zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Patienten beitragen, die an einem genetisch bedingten Mangel des Proteins Alpha-1-Antitrypsin (AAT) leiden. Koczulla will mit seinem Projekt nachweisen, dass sich die im Körper verhandene Menge des Proteins, der AAT-Spiegel, mit einer nicht-invasiven Methode messen lässt. Danach plant er, die Methode zu standardisieren und zu validieren. Darüber hinaus will er in Zukunft „auch AAT-Spiegel in der Lunge mit Entzündungsmarkern korrelieren“. Dabei steht die Hypothese auf dem Prüfstand, dass der AAT-Mangel mit Entzündungsprozessen in der Lunge einhergeht, die sich durch AAT-Gaben möglicherweise beeinflussen lassen.

AAT ist ein Protein, das die Wirkung Eiweiß-abbauender Enzyme, so genannter Proteasen, hemmt und dadurch Gewebestrukturen im menschlichen Körper vor Schädigung schützt. Ist AAT aufgrund genetischer Veranlagung in zu geringer Konzentration im Blut vorhanden, können darunter die Lungenbläschen leiden: Der AAT-Mangel kann zu einem Lungenemphysem, das heißt zu einer krankhaften Überblähung der Lunge führen.

„Üblicherweise wird AAT im Serum gemessen“, erklärt Koczulla. Er entwickelt derzeit ein Verfahren, mittels dessen der AAT-Spiegel in der ausgeatmeten Luft (Exhaled Breath Condensate, EBC) gemessen werden soll. „Diese Messungen könnten dann von Bedeutung für die genaue Dosierung des von außen über die Vene zugeführten AAT sein“, so der Mediziner. Bisher wird die zu substituierende Menge von AAT anhand des Körpergewichts festgelegt. „Dabei weiß man allerdings nie“, sagt Koczulla, „wie viel AAT tatsächlich in der Lunge ankommt“. Seine Methode könnte hier Abhilfe schaffen.

Das Preisgeld will Koczulla möglicherweise für eine Auszeit von der klinischen Tätigkeit nutzen, um sein Verfahren weiterentwickeln und validieren zu können. Bereits vor einem Jahr hatte er ein Stipendium der Deutschen Atemwegsliga gewonnen und dazu verwendet, an der Universitätsklinik im niederländischen Leiden erste Ergebnisse zu erarbeiten.

„EBC könnte möglicherweise auch dazu dienen“, erklärt Koczulla, „Raucher und COPD-Patienten umfassender zu diagnostizieren.“ Mit dem Begriff COPD werden chronische Atemwegserkrankungen bezeichnet. „COPD-Lungenemphyseme weisen viele Ähnlichkeiten mit denen von AAT-Patienten auf und werden auf ähnliche Weise behandelt.“

Der AAT-Mangel betrifft statistisch nur einen von etwa 2.000 Europäern. Andererseits gehört er aber unter jenen Erbkrankheiten, die zum Tode führen können, zu den häufigsten Erkrankungen. Dennoch dauert es im Schnitt noch sehr lange, bis der AAT-Mangel diagnostiziert wird. Häufig müssen mehrere Ärzte konsultiert werden, bis eine korrekte Diagnose erfolgt. Entsprechend beträgt die Zeit zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der endgültigen Diagnose nicht selten mehrere Jahre.

Weitere Informationen

Dr. Andreas Rembert Koczulla: Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie, Baldingerstraße, 35032 Marburg

Tel.: (06421) 28 65078, E-Mail: koczulla@med.uni-marburg.de

Professor Dr. Claus Vogelmeier: Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Direktor der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie, Baldingerstraße, 35032 Marburg

Tel.: (06421) 28 66451, E-Mail: claus.vogelmeier@med.uni-marburg.de