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12.01.2007

Kein Erfolg für Marburg in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative

Die Philipps-Universität Marburg hat in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative je eine Antragsskizze für einen Exzellenzcluster und eine Graduiertenschule eingereicht und beteiligte sich zudem an einem Exzellenzcluster-Antrag der Universität Gießen. Leider wurde keiner dieser Anträge ausgewählt.

In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder wurden heute die Zwischenergebnisse bekannt gegeben. Damit steht fest, welche Hochschulen aufgrund ihrer eingereichten Antragskizzen nun einen vollständigen Antrag abgeben dürfen. Die Gemeinsame Kommission für die Exzellenzinitiative, bestehend aus der Fachkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Strategiekommission des Wissenschaftsrats, hatte dabei insgesamt 278 Projektvorschläge zu begutachten. Von 134 Anträgen auf Graduiertenschulen wurde nur 44 ausgewählt, von 144 Anträgen auf Exzellenzcluster kamen nur 40 in die Endrunde.

Die Philipps-Universität Marburg hat in dieser zweiten Runde der Exzellenzinitiative je eine Antragsskizze auf Einrichtung eines Exzellenzclusters und einer Graduiertenschule eingereicht und beteiligte sich zudem an einem Exzellenzcluster-Antrag der Justus-Liebig-Universität Gießen. Leider wurde keiner dieser Anträge ausgewählt. „Wir werden jedoch das während der Arbeit an den Anträgen zum Ausdruck gekommene innovative Potenzial nutzen, wenngleich die Umsetzung nun ein langsamerer Prozess werden wird, als es uns mit Unterstützung aus Mitteln der Exzellenzinitiative möglich gewesen wäre“, sagte Prof. Dr. Volker Nienhaus.

Eingereicht hatte die Philipps-Universität einen Antrag für die Graduiertenschule: “International School of Cognitive and Applied Neurosciences“. Die Graduiertenschule sollte neurowissenschaftliche Forschung mit einer interdisziplinären Doktoranden-Ausbildung verbinden, die das Feld der Verhaltensneurowissenschaften abdeckt. Dabei sollte der Forschungsschwerpunkt in der Neurokognition liegen und Ergebnisse der Grundlagenforschung in Anwendungen für medizinische, neuropsychologische und technische Bereiche überführen. Unter der Koordination des Marburger Neurophysiker Prof. Dr. Frank Bremmer wären Wissenschaftler der Fachgebiete Physik, Psychologie, Sprachwissenschaft, Medizin und Biologie an der Philipps-Universität Marburg sowie der Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt gewesen.

„Die kognitiven Neurowissenschaften haben in den vergangenen Jahren in Marburg und Gießen einen rasanten Aufschwung genommen, was durch verschiedene neu gegründete Forschungsverbünde, insgesamt sehr gute Drittmitteleinwerbung und hervorragende Publikationsleistung dokumentiert ist. Die Themen der beantragten Graduiertenschule stoßen auf großes Interesse, denn es ist eines der zentralen Ziele gegenwärtiger Forschung, die Zusammenhänge zwischen neuronalen Prozessen, Denken und Verhalten aufzudecken.  Was letztendlich den Ausschlag gegen unseren Antrag in dem hoch kompetitiven Verfahren der Exzellenzinitiative gegeben hat, wissen wir derzeit noch nicht“, so Prof. Bremmer in einer ersten Stellungnahme zu der Entscheidung.

Ebenso große Enttäuschung äußerte der Koordinator des beantragten Exzellenzclusters "Behring Centre for Converging Sciences: Optodynamics and the Functional Analysis of Complex Biological Systems".  „Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass die Gutachter der stark fokussierten Form unseres Behring-Zentrum-Konzeptes nicht genügend Potenzial zuerkennen, um uns die Möglichkeit zu einem Vollantrag zu geben. Wir sind allerdings nach wie vor der Überzeugung, für die Natur- und Lebenswissenschaften der Philipps-Universität den richtigen Weg gefunden zu haben und werden in den nächsten Jahren systematisch an der schrittweisen Realisierung eines Behring-Zentrums arbeiten“, so der Physiker Prof. Dr. Stephan W. Koch.

Das Konzept des Behring Zentrums für die Konvergenz der Naturwissenschaften ist ein wesentliches Element des Entwicklungsplans der Philipps-Universität Marburg. Die Forschungsaktivitäten in diesem Exzellenzcluster konzentrieren sich vor allem auf die Optodynamik, die molekulare Zellbiologie und die Tumorforschung, um ein besseres kausales Verständnis von molekularen Vorgängen in komplexen biologischen Systemen und bei Erkrankungen zu erwerben. Beteiligt sind Wissenschaftler aus den Fachbereichen Physik, Medizin, Biologie und Chemie.

Bund und Länder haben am 23. Juni 2005 die Exzellenzinitiative beschlossen: Sie stellen der DFG dafür bis 2011 insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Damit soll der Wissenschaftsstandort Deutschland gestärkt, die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und die deutsche Spitzenforschung weltweit an Profil gewinnen. Gefördert werden sollen etwa 30 Exzellenzcluster mit jeweils rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr, etwa 40 Graduiertenschulen mit je rund einer Million Euro pro Jahr. Davon wurden bereits 17 Exzellenzcluster und 18 Graduiertenschulen in der ersten Antragsrunde genehmigt. Im Oktober 2007 fällt die Entscheidung, welche der nun ausgewählten Anträge tatsächlich gefördert werden.