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21.12.2007

Private Spende als Zeichen der Dankbarkeit

Schwerkranker Luxemburger lässt sich seit Jahren erfolgreich in Marburg behandeln

„Schauen wir mal, ob wir eine Tradition hinbekommen“, schmunzelte Frank Axel Hanisch, der seit 17 Jahren schwer an Parkinson und seit acht Jahren an Lymphknotenkrebs erkrankt ist. Bereits im vergangenen Jahr hatte Hanisch den beiden Marburger Universitätskliniken für Neurologie und für Hämatologie 50.000 Euro gespendet: Am 21. Dezember 2007 folgte eine erneute Spende über 50.000 Euro an die beiden Klinikdirektoren, Prof. Dr. Wolfgang Oertel und Prof. Dr. Andreas Neubauer, die das Geld für ihre Forschung einsetzen.

Hanisch
Die Professoren Matthias Rothmund, Wolfgang Oertel, Rainer Mossdorf und Andreas Neubauer "umsorgen" Frank Axel Hanisch (Mitte).
Der Schwabe, der seit Jahrzehnten in Luxemburg und in Bayern lebt, lässt sich seit Jahren im Marburger Universitätsklinikum behandeln. Reich sei er zwar nicht, erzählt der 59-Jährige, dessen Arbeit im Europäischen Parlament und die Kandidatur als Generalsekretär im „Bund der Sozialdemokratischen und Sozialistischen Parteien der EG“ durch die Parkinson-Erkrankungen abgebrochen wurde. Aber es sei ihm ein ganz besonderes Bedürfnis, mit der Spende ein Zeichen seiner besonderen Dankbarkeit an „sein“ Marburger Gesundheitsteam auszusprechen. Damit möchte er sich nicht nur bei den Ärzten, sondern ganz bewusst auch bei Pflegern, Schwestern und den vielen anderen, die den Krankhausbetrieb reibungslos am Laufen halten, bedanken. Nur im Team gelänge dieses, sagt der Spender, der durch seine Zeit bei einem fliegenden Geschwader der Bundeswehr geprägt ist. „Auch dort ist Teamarbeit angesagt  - vom Piloten bis zum Fallschirmwart, vom Dispatcher bis zum Meteorologen“, erinnert sich Hanisch. „Natürlich sind die entscheidenden Leute am Schluss die Piloten, aber ein nicht 100 Prozent motivierter Fallschirmwart kann unter Umständen auch tödlich sein.“

„Dankbarkeit ist ein Teil unseres Lohnes“, versicherte ihm Prof. Dr. Rainer Moosdorf, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikum. Leider sei Dankbarkeit gegenüber Krankenschwestern, Pfleger oder Ärzten heute nicht mehr selbstverständlich. Dabei gäbe es in Deutschland ein sehr hohes Niveau der Krankenversorgung - auch im Vergleich zu manch anderen europäischen Ländern. Gerade Marburg sei einer der bundesweit wenigen Standorte, wo gleich auf zahlreichen Feldern hoch qualifiziert gearbeitet wird in der Krankenversorgung und in der Medizinforschung. Schließlich sei Hanisch hier in mehrfacher Behandlung - zusätzlich zu Parkinson und Krebs: “Die Therapie jeder einzelnen seiner schweren Erkrankungen ist anspruchsvoll genug, die Vielzahl seiner Krankheiten erfordert darüber hinaus sehr große Umsicht und die engste Zusammenarbeit aller beteiligten Ärzte“, ergänzt Oertel.

In Deutschland sei es noch sehr ungewöhnlich, dass Patienten ihrer Klinik spenden, so der Dekan der Medizin, Prof. Dr. Matthias Rothmund. „Deshalb steht die Spende von Herrn Hanisch in besonderem Licht, da es in einem Land geschehe, wo es unüblich ist.“ Der Fachbereich Medizin ist finanziell nicht besonders gesegnet, der hessische Zuschuss pro Studierenden ist der niedrigste von allen Bundesländern.

„Deshalb freuen wir uns über jede Spende. Die Investition kommt Menschen zu Gute, die ähnlich krank sind und die es dann eventuell besser haben“, verspricht Andreas Neubauer. Schon mit der ersten Spende konnte eine Forschungsschwester bezahlt werden. „Durch unsere Forschung sind wir auf ein neues Prinzip der Leukämietherapie gestoßen“, erklärt der Onkologe. „Dieses erproben wir nun an Patienten, die ansonsten keine Chance mehr haben.“ Die Forschungsschwester übernimmt dabei eine wesentlich Aufgabe der Dokumentation, damit geklärt werden kann, ob, wann und wie das neue Verfahren wirksam ist. Die neue Spende erleichtere es, die Forschungsarbeit daran fortzusetzen.