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10.04.2007

Tierexperimentelle Übungen Online

BMBF fördert E-Learning-Modul von Marburger Biologen mit 280.000 Euro – Versuchstiere sollen weniger belastet werden – Prototyp bereits in der Ausbildung im Einsatz

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Der Prototyp läuft bereits: Screenshot der „Tierexperimentellen Übungen online“
„Reduce, Refine, Replace“: Das „Prinzip der 3R“ – zu deutsch: Vermindern, Verfeinern, Vermeiden von Tierexperimenten – ist erklärtes Ziel jener Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse unter anderem auch mit Hilfe von Labortieren gewinnen. Mit Hilfe des multimedialen E-Learning-Moduls „Tierexperimentelle Übungen Online“, dessen Erstellung das Bundesforschungsministerium (BMBF) nun mit 280.000 Euro fördert, wollen Professor Dr. Gerhard Heldmaier, Biologe an der Philipps-Universität Marburg, und Dr. Cornelia Exner, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz an der Universität, dazu beitragen, dass Tiere im Verlauf von Tierexperimenten weniger belastet werden.

„Wir wollen Studierenden, ob in Marburg oder an anderen deutschsprachigen Universitäten, Kenntnisse im tierschutzgerechten Umgang mit Labortieren vermitteln“, so Gerhard Heldmaier, der bereits seit 1998 Vorsitzender der „Senatskommission für tierexperimentelle Forschung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist. Basiswissen über Zucht und Tierhaltung, Verminderung von Stresssituationen und eine „schonende Euthanasie“, so der Tierphysiologe, stünden bei diesen Bemühungen im Vordergrund.

Kooperationspartner der Marburger Wissenschaftler im Projekt „Tierexperimentelle Übungen online“ sind die Interfakultäre Biomedizinische Forschungseinrichtung (IBF) der Universität Heidelberg sowie ein Wuppertaler Tochterunternehmen der Bayer HealthCare AG in Wuppertal. Beratend tätig sein werden neben der deutschen Gesellschaft für Versuchstierkunde (GV-SOLAS) auch weitere Mitglieder der DFG-Senatskommission für tierexperimentelle Forschung.

Einführung in Ethik und Tierschutzrecht

Inhaltlich werden sich die Biologen an den Richtlinien der Vereinigung von europäischen versuchstierkundlichen Gesellschaften (Felasa, Federation of european laboratory animal science associations) orientieren. Neben einer Einführung in die Geschichte der Versuchstierkunde, der Ethik, des nationalen und internationalen Tierschutzrechts, der „guten Laborpraxis“ (GLP) und dem Konzept der 1959 entwickelten „3R“ (das mittlerweile auch von der European Science Foundation propagiert wird) sollen auch Kenntnisse „über den direkten Umgang mit Versuchstieren“ vermittelt werden: Zucht und Haltung, Hygiene und Handling, Narkose und Analgesie sowie die Beurteilung der Befindlichkeit von Versuchstieren gehören zu den geplanten Themen.

„Die Inhalte des E-Learning-Moduls werden in hohem Maße interaktiv sein“, sagt Gerhard Heldmaier, der bereits seit mehreren Monaten einen Prototyp des Moduls in der Ausbildung einsetzt. So soll zum Beispiel eine Medienproduktionsfirma beauftragt werden, neue Lehrfilme und -bilder zu produzieren. Um das Spektrum der Tierarten zu vergrößern, ist darüber hinaus die Einbeziehung der zentralen Tierhaltungen der Universitäten Hannover und Göttingen und des Primatenzentrums Göttingen sowie des Langener Paul-Ehrlich-Instituts geplant.

Weitere Informationen

Professor Dr. Gerhard Heldmaier: Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Biologie, Arbeitsgebiet Tierphysiologie, Karl-von-Frisch-Straße, 35034 Marburg
Tel.: (06421) 28 23409, E-Mail: heldmaier@staff.uni-marburg.de

Dr. Cornelia Exner: Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Biologie, Arbeitsgebiet Tierphysiologie, Karl-von-Frisch-Straße, 35032 Marburg
Tel.: (06421) 28 23491, E-Mail: exner@staff.uni-marburg.de

Senatskommission Tierexperimentelle Forschung der DFG :