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25.05.2007

Prof. Dr. Theo Schiller nach 34 Jahren in Ruhestand verabschiedet

Der Politikwissenschaftler und ausgewiesene Spezialist für "Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie" erbrachte wichtige Beiträge in Forschung und Lehre und diente der Philipps-Universität unter anderem als Vizepräsident.

Schiller Eine beinahe schon politische Veranstaltung war die Abschiedsvorlesung des Marburger Politologen Prof. Dr. Theo Schiller: Im Publikum saßen die lokalen politischen Größen angefangen vom Oberbürgermeister Egon Vaupel über Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer bis hin zur Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach und Dr. Karsten McGovern, dem ersten Kreisbeigeordneten des Landkreises Marburg-Biedenkopf, die beide bei Schiller promoviert hatten. Am Rednerpult sprach Schiller zu „Bürgerbeteiligung und die Zukunft der Demokratie“. Aufgrund seiner frühen Erfahrungen einer in der Vergangenheit bereits schon einmal gescheiterten Demokratie (Stichwort Notstandsgesetze der 70er Jahre) plädierte er für Wachsamkeit in der aktuellen Entwicklung: Mit dem Hinweis auf eine bessere Abwehr terroristischer Angriffe laufe die deutsche Gesellschaft derzeit Gefahr, sich in ihren Bürgerrechten beschneiden zu lassen.

Den klaren Standpunkt, den Schiller auch hier wieder bezog, zeichne ihn als Persönlichkeit aus, lobte unter anderen der derzeitige Direktor des Instituts für Politikwissenschaft, Prof. Dr. Peter Henkenborg, seinen Vorgänger. Als eine profilierte Persönlichkeit habe Schiller in seinem 34-jährigen Wirken auch der Marburger Politikwissenschaft ein klares Profil gegeben habe.

Theo Schiller, der Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie in Tübingen, Hamburg, Bonn und Frankfurt studiert, 1965 das erste juristische Staatsexamen abgelegt und 1968 in Politikwissenschaft promoviert hatte, war zunächst politischer Berater in Bonn und hielt sich zu Forschungen im kanadischen Toronto auf. Seit seiner Berufung an die Philipps-Universität im Oktober 1973 engagierte er sich in Lehre, Forschung und inneruniversitärer Verwaltung. Im Rahmen der universitären Selbstverwaltung war Schiller Dekan des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, mehrfach Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft und Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die Diplomprüfung in Politikwissenschaft und Soziologie. Er gehörte langjährig dem Konvent und dem Ständigen Ausschuss für Lehr- und Studienangelegenheiten an. Nach seiner Berufung nach Marburg fungierte er als Bundesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in den Jahren 1974 bis 1976. In den Jahren 1997 bis 2001 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten der Philipps-Universität.

In der Forschung konzentrierte sich der ausgewiesene Politologe auf politische Theorien der Gegenwart (besonders Demokratietheorie), auf das politische System der Bundesrepublik Deutschland, politische Soziologie und politischer Systemvergleich (besonders Kanada und Europäische Länder). Von dieser nüchternen Auflistung müssen, als seine beiden forscherischen „Herzensangelegenheiten“, wohl in jedem Fall genannt werden: Zum einen die vielfältigen Aktivitäten im organisatorischen Zusammenhang mit der politischen Strafjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus, die zur Etablierung des „Forschungs- und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse“ führte, und zum anderen jene im thematischen Zusammenhang mit der von Schiller geleiteten „Forschungsstelle Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie“.

Im Namen des Fachbereichs dankte der Dekan, Prof. Dr. Dirk Kaesler, Theo Schiller habe der Philipps-Universität, seinem Fachbereich und seinem Institut in vielfältiger Weise in der Ämterwahrnehmung gedient und dabei wichtige Beiträge in Lehre und Forschung erbracht.