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07.01.2008

Handwerkskammer Kassel verleiht Wissenschaftspreis 2007

Auszeichnung für die Marburger Wissenschaftler Susanne Röhl und PD Dr. Martin Will

Zum achten Mal vergibt die Handwerkskammer Kassel ihren „Wissenschaftspreis des Handwerks“, der am 14. März verliehen wird. „Mit dieser Auszeichnung werden wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt, die sich in herausragender Weise mit dem Themenfeld Handwerk auseinandergesetzt haben“, so Kammerpräsident Gerhard Repp bei der Vorstellung der Preisträger. Der Preis wird von der Handwerkskammer Kassel (HWK) im jährlichen Wechsel an den Universitäten Marburg und Kassel sowie an der Hochschule Fulda verliehen.

Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten an der Philipps-Universität Marburg werden in diesem Jahr Susanne Röhl und PD Dr. Martin Will, M.A., LL.M. (Cambr.) ausgezeichnet. Susanne Röhl erhält für ihre Arbeit „Die Implemtierung der Balanced Scorecard in der Kasseler Werkakademie für Gestaltung“ den mit 2.500 Euro dotierten Wissenschaftspreis. Einen Sonder-Wissenschaftspreis des Handwerks bekommt PD Dr. Martin Will für seine exzellente Habilitationsschrift „Selbstverwaltung der Wirtschaft - Recht und Rechtsgeschichte der Selbstverwaltung in den Industrie- und Handelskammern, Handwerksinnungen, Kreishandwerkerschaften, Handwerkskammern und Landwirtschaftskammern“. „Mit dem Wissenschaftspreis des Handwerks möchte die Handwerkskammer den Wirtschaftszweig Handwerk noch mehr in der Wissenschaft verankern und den hohen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und innovativen Charakter des Handwerks hervorheben“, betonte Kammerpräsident Repp.

Effizienzmessung und Neupositionierung von Unternehmen

Röhl
Susanne Röhl

Mit Hilfe des Balanced Scorecard-Konzeptes wird versucht, die Aktivitäten einer Organisation im Hinblick auf ihre Vision und Strategien zu „messen“, um der Führungsebene einen umfassenden Überblick über die Leistungsfähigkeit und Effektivität des Unternehmens zu bieten.

Susanne Röhl, die ihre Arbeit am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften bei Prof. Dr. Stefan Dierkes geschrieben hat, behandelt die Einführung und Implemtierung der Balanced Scorecard (Kennzahlensystem) in der Kasseler Werkakademie für Gestaltung, um damit die schwer quantifizierbare Leistung der Bildung zu erfassen und zu bewerten. Damit kann das „Geschäftsmodell“ der KWA effizienter am Markt positioniert und die Teilnehmerzufriedenheit erhöht werden. Diese Verfahren können auch in kleineren Handwerksbetrieben zum Einsatz kommen.

Zur Verwirklichung der Selbstverwaltung in der Wirtschaft

Demokratische Partizipation beschränkt sich in Deutschland nicht auf politische Wahlen. Sie existiert vielmehr auch in Form der so genannten Selbstverwaltung, die eine eigenständige Ebene zwischen Staat und Gesellschaft bildet. Bürger aber auch Unternehmen können hier unmittelbar an Entscheidungsprozessen mitwirken, die sie besonders betreffen. PD Dr. Martin Will geht in seiner Arbeit vor allem der Frage nach, ob es sich bei den verschiedenen Körperschaften wie Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften, Innungen und Industrie- und Handelskammern tatsächlich um Selbstverwaltungsorgane der Wirtschaft handelt. Wie stark ist hier also die Partizipation des Einzelnen heute verwirklicht, welche Möglichkeiten haben die Betroffenen, an der Verwaltung ihrer Angelegenheiten mitzuwirken? Eine umfassende Analyse des historischen Entwicklungsprozesses der einzelnen Organisationen aus dem Blick der Selbstverwaltung der Betroffenen macht dabei unter anderem deutlich, dass die Handwerksorganisationen - vor allem die auf die mittelalterlichen Zünfte zurückzuführenden Innungen - unter allen Selbstverwaltungskörperschaften die längste Tradition haben. In gewisser Hinsicht kann die Selbstverwaltung der Wirtschaft, in der bereits seit Jahrhunderten partizipative Strukturen bestanden, als „Keimzelle der Demokratie“ in Deutschland begriffen werden.

Insofern ist diese Arbeit auch ein Plädoyer für die Beibehaltung und Stärkung der Handwerksorganisation und ein Plädoyer für eine lebendige Selbstverwaltung, in der Handwerker und andere Berufsträger der Wirtschaft ihre vielfältigen Möglichkeiten nutzen können, um Einfluss auf Regelungen und berufsbezogene Angelegenheiten zu nehmen. Zugleich ist die Habilitationsschrift, die von Prof. Dr. Steffen Detterbeck, Richter am Staatsgerichtshof, betreut wurde, ein praktisches Referenzwerk über Rechte und Pflichten jedes Berufsträgers in den Kammern, Innungen usw. und ein hervorragendes geschichtliches Grundlagenwerk über die wechselvolle Entwicklung von den mittelalterlichen Zünften und Gilden bis zu den heutigen Selbstverwaltungskörperschaften der Wirtschaft.