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29.10.2008

Tumor- und Entzündungsforschung in Marburg gestärkt

Zum Förderstart des LOEWE-Schwerpunkts „Tumor und Entzündung“ übergab die hessische Wissenschaftsministerin Silke Lautenschläger die Urkunden. Das Marburger Projekt, an dem die Universität Gießen kooperiert, wird in den kommenden drei Jahren mit 4,4 Millionen Euro gefördert.

Anlässlich der Eröffnung des neuen LOEWE-Schwerpunkts „Tumor und Entzündung“ hat Staatsministerin Silke Lautenschläger den Wettbewerbserfolg der beteiligten Partner gewürdigt: „ Die Tumor- bzw. Krebsforschung und die Erforschung der grundlegenden molekularen Vorgänge bei Entzündungen sind in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in den Fokus der medizinischen Wissenschaft gerückt.“

Die beteiligten Forscher der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen, so Lautenschläger, würden dabei einen Schritt weiter als viele ihrer Kollegen national und international gehen, indem sie die beiden wichtigen Forschungsthemen mit ihren zahlreichen inhaltlichen und methodischen Schnittpunkte miteinander verbinden und in dem neuen Schwerpunkt „Tumor und Entzündung“ synergetisch erforschen würden. „Mit der Einrichtung dieses LOEWE-Schwerpunkts, der sich nachdrücklich mit der Erforschung der Signalwege bei der Bildung von Tumoren und Entzündungen auseinandersetzt, beweist das Land Hessen, dass es die damit verbundenen Chancen für die zukünftige Entwicklung im Bereich der medizinischen Forschung in Mittelhessen erkannt hat und fördert ihn in den kommenden drei Jahren mit 4,4 Millionen Euro“, sagte Staatsministerin Lautenschläger.

loewe
Ministerin Lautenschläger überreicht den LOEWE-Bewilligungsbescheid an Präsident Prof. Dr. Volker Nienhaus (Mitte), den Marburger Medizin-Dekan Prof. Dr. Matthias Rothmund (re.) und den Gießener Vizepräsidenten Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel (li.)
„Der geförderte Schwerpunkt zeigt einmal mehr die Leistungsfähigkeit der Medizin in der für Marburg charakteristischen Bündelung von Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus. Bereits jetzt sei die Philipps-Universität in den Bereichen der Molekularen Tumorbiologie und der Immunbiologie ausgewiesen: Beide sind international anerkannte Forschungsschwerpunkte, die im Rahmen zahlreicher Forschungsverbünde gefördert werden.

In der molekularen Tumorbiologie und der Entzündungsforschung als Teilbereich der Immunbiologie haben sich in letzter Zeit immer mehr Überlappungen ergeben. „Daher ist es eine natürliche Konsequenz, die vorhandenen Kräfte zu bündeln, um aufbauend auf den bisherigen Strukturentwicklungen den neuen Schwerpunkt ‚Tumor und Entzündung’ zu etablieren“, erklärt der Sprecher des Schwerpunkts, Prof. Dr. Rolf Müller, vom Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung (IMT) der Philipps-Universität.

Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass das Immunsystem bei der Entwicklung und Ausbreitung von Tumoren eine wichtige Rolle spielt. Zum einen sind Störungen des Immunsystems an der Ausprägung von bestimmten Krebserkrankungen beteiligt, zum anderen können Zellen des Immunsystems auch das Wachstum von Tumoren fördern. Die dabei in Tumor- und Immunzellen ablaufenden Prozesse sind zum großen Teil deckungsgleich. Tumor- und Entzündungsforschung überlappen sich insbesondere bei den von Tumor- und Immunzellen genutzten Signalmolekülen, intrazellulären Signalkaskaden und den hierdurch regulierten Transkriptionsfaktoren. „Ziel des geplanten LOEWE-Schwerpunkts ist es, diese mechanistischen Gemeinsamkeiten im Detail aufzuklären und ihre Bedeutung für die reziproken Interaktionen von Entzündungs- und Tumorzellen zu verstehen. Hierdurch soll eine Basis für die Entwicklung neuer therapeutischer Optionen geschaffen werden“, sagt Prof. Dr. Harald Renz, Institut für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik des Universitätsklinikums Gießen und Marburg.

Im Rahmen einer Feierstunde in Marburg überreichte die Staatsministerin Bewilligungsbescheide und Urkunden an Prof. Dr. Volker Nienhaus, den Präsidenten der Philipps-Universität Marburg, sowie an den Dekan des Fachbereichs Medizin, Prof. Dr. Matthias Rothmund, und an den Vizepräsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel, die ebenfalls an dem Schwerpunkt beteiligt ist. Das Projekt hatte sich in der ersten Auswahlrunde der wettbewerblich organisierten hessischen Forschungsinitiative „LOEWE - Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ Ende Juni 2008 erfolgreich durchgesetzt.

Im Rahmen der ersten LOEWE-Förderrunde unterstützt die Landesregierung fünf LOEWE-Zentren und fünf LOEWE-Schwerpunkte bis 2010 mit insgesamt 115 Millionen Euro. Rund 32 Millionen Euro sollen auf der Grundlage eines zu beschließenden Landeshaushalts 2009 zusätzlich für das Jahr 2011 bewilligt werden. „Dieser Betrag ist der Höchste, den eine hessische Landesregierung bisher zur Förderung der Forschung im Land zur Verfügung gestellt hat“, sagte Staatsministerin Lautenschläger. „Die Landesregierung hat das LOEWE-Programm aufgelegt, um den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Hessen nachhaltig zu stärken, und um den hessischen Beitrag zur Umsetzung der Lissabon-Strategie zu leisten. LOEWE ist aufgrund seiner wettbewerblichen Konzeption und seines Finanzvolumens im Ländervergleich bundesweit einzigartig. Es ist ein wichtiges wissenschaftspolitisches Signal, denn gezielte Investitionen in Ausbildung, Forschung und Entwicklung sind von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung des Landes Hessen“, so die Staatsministerin. Die Lissabon-Strategie des Europäischen Rats hat das Ziel, die EU zur weltweit dynamischsten und wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsregion zu entwickeln.