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30.10.2008

Mündige Patienten

Richard-Merten-Preis 2008 für Marburger Allgemeinmediziner

Der Allgemeinmediziner Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff hat den Richard-Merten-Preis 2008 erhalten. Mit der gestrigen Verleihung im Ernst von Hülsen-Haus in Marburg wurde die Entwicklung der Beratungssoftware „Arriba“ für Hausärzte gewürdigt, die in Kooperation mit der Universität Düsseldorf und zahlreichen weiteren Wissenschaftlern und Anwendern entstanden ist. Die Ehrung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro verbunden.

Peter-Merten-Preisverleihung
Kuratoriums-Vorsitzender Peter Neitzel übergab den Peter-Merten-Preis 2008 an Professor Dr. Donner-Banzhoff, Thomas Scheithauer, Dr. Attila Altiner (v.r.n.l) und Kollegen.
„Bei ‚Arriba’ steht der Mensch im Mittelpunkt des Bemühens“, umriss Dr. Christian Gerninghaus in seiner Laudatio die Zielsetzung des preisgekrönten Projekts. Er beschrieb die Beratungssoftware als „Brückenschlag zwischen Arzt und Patient“. Das Verhältnis von Patienten zu ihrem Hausarzt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Der mündige Patient sorgt sich aktiv um seine Gesundheit, informiert sich und möchte selbst darüber entscheiden, was das Beste für sein körperliches Wohlbefinden ist. Um das zu gewährleisten, soll der Mediziner das voraussichtliche Erkrankungsrisiko und die Effekte von Vorsorgemaßnahmen so darstellen, dass der Patient sich eine eigene Meinung bilden kann. Da meist mehrere Risikofaktoren zu berücksichtigen sind, gestalten sich Berechnung und Darstellung ausgesprochen schwierig. Hausärzte fühlen sich in der anspruchsvollen Aufgabe der Patientenberatung oftmals alleine gelassen.

Das computerbasierte Beratungsinstrument „Arriba: Präventionsberatung online in der allgemeinärztlichen Praxis“ verspricht hier Abhilfe. Die Abkürzung steht für „Absolutes und Relatives Risiko – Individuelle Beratung in der Allgemeinarzt-Praxis“. Es handelt sich um eine Beratungsstrategie zur risikoadäquaten Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit „Arriba“ haben Hausärzte ein praxisfähiges Instrument, um auf Basis epidemiologischer Studien eine individuelle Risikoprognose für Herzinfarkt und Schlaganfall erstellen zu können.

Peter-Merten-Preis
Freude über den Peter-Merten-Preis für „Arriba“ (v.l.n.r.): Kuratoriums-Vorsitzender Peter Neitzel, Uni-Vizepräsidentin Professorin Dr. Babette Simon, Preisträger Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff und Laudator Dr. Christian Gerninghaus. (Foto: Philipps-Universität Marburg)
Die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, wird optisch demonstriert, die Effekte von Verhaltensänderungen oder medikamentöser Therapien werden anschaulich dargestellt. Hausärzte und Patienten können so gemeinsam über eine Therapie entscheiden, die dem objektiven kardiovaskulären Gesamtrisiko und den subjektiven Präferenzen des Patienten gleichermaßen Rechnung tragen. Darüber hinaus bietet das Programm einen Leitfaden für die Kommunikation mit dem Patienten.

"Arriba" ist das Ergebnis langjähriger Entwicklungsarbeit an der Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin der Philipps-Universität Marburg. Die Computer-Version wurde federführend von Dr. Attila Altiner an der Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf erarbeitet. Seit 2001 werden die Rückmeldungen von Hausärzten, die an Fortbildungen zu "Arriba" teilgenommen haben, systematisch ausgewertet, um das Instrument fortlaufend zu verbessern und an die Bedürfnisse der hausärztlichen Praxis anzupassen. „’Arriba’ steht für die Öffnung der Universitätsmedizin gegenüber den Hausarztpraxen und Patienten“, betonte Preisträger Donner-Banzhoff anlässlich der Verleihung. Im Rahmen einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Studie zur Wirkung der Beratungssoftware wurden 1.100 Patienten befragt.

Mertenpreisträger
Auszeichnung für eine Teamleistung: Dr. Heidi Keller, Ute Scholz, Dr. Attila Altiner (Düsseldorf), Dr. Tanja Krones, Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff, Thomas Scheithauer (Düsseldorf), Institutsleiterin Professorin Dr. Erika Baum, Professor Andreas Sönnichsen (Salzburg), Peter Neitzel vom Preiskuratorium, Laudator Dr. Christian Gerninghaus und Dr. Uwe Popert (Kassel).
„Der Richard-Merten-Preis ist ein Beleg dafür, dass der junge Bereich Allgemeinmedizin der Philipps-Universität in den vergangenen Jahren beständig an Bedeutung gewonnen hat“, hob Uni-Vizepräsidentin Professorin Dr. Babette Simon in ihrem Grußwort hervor. Sie wies darauf hin, dass das Marburger Fachgebiet als eines von vier führenden Zentren seiner Art in Deutschland vom Bundesforschungsministerium gefördert werde.

Der Richard-Merten-Preis wird seit 1992 von der Stiftung Richard-Merten-Preis verliehen. „Das Ziel ist es, herausragende Arbeiten auszuzeichnen, die mittels Nutzung moderner EDV eine Verbesserung des medizinisch-pharmazeutischen Handelns ermöglichen“, erläuterte Peter Neitzel, der Vorsitzende des Kuratoriums Richard-Merten-Preis.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff,
Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin
Tel.: 06421 28-65119
E-Mail:
donnerba@med.uni-marburg.de

Software im Internet: www.arriba-hausarzt.de

Richard-Merten-Preis im Internet: www.richard-merten-preis.de