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20.11.2008

Prof. Ralf Bartenschlager mit Behring Lecture 2008 ausgezeichnet

Mit der Behring Lecture, einem mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis, zeichnet die Philipps-Universität international bedeutende Vertreter der Immunologie, Virologie, Mikrobiologie oder Molekularbiologie aus. Aufgrund seiner hervorragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Hepatitis C wurde der Heidelberger Wissenschaftler als Preisträger 2008 ausgewählt.

Prof. Dr. Ralf Bartenschlager wurde am 19. November mit der Behring Lecture 2008 ausgezeichnet. Den Rahmen der Lecture bildet in jedem Jahr der „Dies Academicus“ des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität, bei dem wissenschaftliche Referenten den aktuellen Stand ihrer Forschungsergebnisse präsentieren. Höhepunkt der Vorträge ist die Verlesung der „Behring-Lecture“ durch den jeweiligen Preisträger. Bartenschlager hielt einen Übersichtsvortrag über die Hepatitis C Virus-Wirtszellinteraktion und deren Bedeutung für eine antivirale Therapie. 170 Millionen Menschen leiden weltweit an einer chronischen Infektion mit Hepatitis C, allein in Deutschland sind ca. 500.000 Patienten betroffen. Hepatitis C-Viren verursachen eine schleichende, oft tödlich endende Entzündung der Leber. Die Erkrankung ist weltweit eine der häufigsten Ursachen der chronischen Hepatitis, der Leberzirrhose und des Leberzellkrebs. Leberversagen in Folge einer chronischen Hepatitis C ist der häufigste Anlass für eine Lebertransplantation. Eine vorbeugende Schutzimpfung gibt es aufgrund der hohen Variabilität des Erregers bisher noch nicht.

Der Preisträger Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (zweiter von rechts) mit Präsident Prof. Dr. Volker Nienhaus (re.) und Dekan Prof. Dr. Matthias Rothmund und Laudator Prof. Dr. Stephan Becker (li.)
„Professor Bartenschlagers Verdienst liegt insbesondere darin, dass es ihm in Zusammenarbeit mit einer Gruppe internationaler Wissenschaftler erstmals gelungen ist, Hepatitis C-Viren mit Hilfe eines neuen Zellsystems im Labor zu vermehren“, erklärte Laudator Prof. Dr. Stephan Becker vom Institut für Virologie der Philipps-Universität. Bartenschlager habe damit der weiteren Grundlagenforschung wichtige Impulse gegeben und den Grundstein für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Impfstoffe gelegt.

Der heutige 50-Jährige leitet seit 2002 die Abteilung Molekulare Virologie an der Universität Heidelberg. Nach Studium und Promotion in Biologie begann er 1991 seine Forschungsarbeiten zu Hepatitis C als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsabteilung der Schweizer Hoffman-La Roche AG. Drei Jahre später wurde er Privatdozent am Institut für Virologie der Universität Mainz und nahm nach seiner Habilitation 2001 einen Ruf auf die Professur für Molekulare Virologie an der Universität Mainz an.

Bartenschlager forscht schwerpunktmäßig über d ie Entwicklung und Verbesserung eines Zellsystems zur Vermehrung von Hepatitis C-Viren, zur Persistenz und Immunresistenz von HCV und Dengue Viurs sowie zu den Voraussetzungen der Wirtszellen zur Virusvermehrung von HCV und Dengue Virus. Seine neuen Konzepte zur Virusbekämpfung publizierte der Molekularbiologe in zahlreichen Veröffentlichungen.

„Ich freue mich, dass die Philipps-Universität mit Professor Bartenschlager einen so renommierten Wissenschaftler ehren kann“, erklärte Prof. Dr. Volker Nienhaus, Präsident der Philipps-Universität, bei der Übergabe der Auszeichnung. Die Behring Lecture ermögliche der Philipps-Universität, einerseits international hervorragende Wissenschaftler der Immunologie, Mikrobiologie oder Virologie zum Gastvortrag einzuladen und andererseits diese Preisträger entsprechend zu würdigen, fuhr Nienhaus fort. Vier der insgesamt 14 mit der Behring-Lecture ausgezeichneten Wissenschaftler sind inzwischen auch Nobelpreisträger für Medizin. Die Medizin-Nobelpreisträger 2008, Prof. Dr. Harald zur Hausen und Prof. Dr. Luc Montagnier, hielten die Behring-Lecture im Jahre 1994 bzw. 1988.

Behring Lecture
Behring Lecture-Preisträger Prof. Dr. Ralf Bartenschlager im historischen Emil-von-Behring Zimmer anlässlich seines Besuchs bei Novartis Behring. Der Impfstoffhersteller sponsert die Behring Lecture und lädt traditionell die Preisträger zu einer Werksbesichtigung ein.
Die Behring Lecture wurde im Oktober 1985 vom Vorstand der damaligen Behringwerke AG gestiftet. Anlass war das 100-jährige Bestehen des Hygiene-Institutes der Philipps-Universität, das der Gründer der Behringwerke, der Marburger Professor und Nobelpreisträger Emil von Behring, von 1895 bis zu seinem Tode im Jahr 1917 leitete. Seit 2004 hat der Impfstoffhersteller Novartis Behring (der aus der Impfstoffsparte der ehemaligen Behringwerke hervorgegangen ist) das Sponsoring dieser Ehrung übernommen. "Prof. Bartenschlager gibt mit seiner Arbeit der weiteren Grundlagenforschung wichtige Impulse und legt damit den Grundstein für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Impfstoffe." sagt Dr. Markus Leyck Dieken, Geschäftsführer von Novartis Behring. Nienhaus erklärte, dass die Behring Lecture ein Ergebnis der fruchtbaren Kooperation zwischen Philipps-Universität und Novartis Behring sei. Die Universität belege, so Nienhaus, gerade auch im Life-Science-Sektor vordere Plätze: „Wir versuchen das hohe Niveau zu halten und zu steigern, das durch unsere prominenten Wissenschaftler der Vergangenheit wie Emil von Behring geschaffen wurde.“ Neben der jährlichen Behring Lecture vergibt die Philipps-Universität auch den von Novartis Behring mit 25.000 Euro dotierten Emil von Behring-Preis. Der alle zwei Jahre ausgelobte Preis zählt zu den höchst dotierten Wissenschaftspreisen im Bereich der Medizin.