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02.12.2008

Ausbau deutsch-usbekischer Wissenschaftskooperation

Marburger Pharmazeut arbeitet an Konzept für zukünftige Kooperationen beider Länder

Da die zentralasiatischen Länder zunehmend in den Fokus europäischer Politik rücken, hat die Bundesregierung 2007 eine EU-Zentralasienstrategie auf den Weg gebracht, die unter anderem die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit betont: Da einzelne Partnerländer wie Usbekistan eine hohe wirtschaftliche Wachstumsdynamik haben und verstärkt in den Um- und Ausbau der nationalen Forschung investieren, zielt das Bundesbildungsministerium (BMBF) darauf, diese Chancen für den Ausbau der Wissenschaftskooperation mit der Region zu nutzen. Deshalb beauftragte das BMBF den Marburger Pharmazie-Professor Dr. Michael Keusgen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Usbekistan zusammenzuführen, um ein Konzept für zukünftige Kooperationen beider Länder zu erarbeiten.

Der erste deutsch-usbekischer Workshop, der vom 27. bis 29. Oktober 2008 in Bonn stattfand, sollte dabei helfen, die wissenschaftlichen Beziehungen beider Länder aufzubauen und zu vertiefen. „Dabei standen Arzneipflanzen, Biotechnologie, Biodiversität und Fragestellungen aus der Agrarwissenschaft im Mittelpunkt des Interesses“, sagen Keusgen, der die deutsche Kommission leitete, und sein usbekischer Kollege Prof. Azamat Azizov.

Innerhalb der intensiven, dreitägigen Projektarbeit konnten mehrere Schwerpunkte identifiziert werden, in denen eine Zusammenarbeit sinnvoll und möglich ist. Beispielsweise verfügt Usbekistan über einen großen Schatz an Arzneipflanzen, die teilweise genutzt und als Extrakte exportiert werden; fast ausschließlich wird das Ausgangsmaterial über Wildsammlungen beschafft. Hier erscheinen Kooperationsprojekte sinnvoll, bei denen zunächst die natürliche Vielfalt in Bezug auf chemische Inhaltsstoffe erfasst wird, dann eine Selektion erfolgt sowie mit Züchtung und Kultur für einen feldmäßigen Anbau begonnen wird. Fernerhin gibt es gute Anknüpfungspunkte auf dem Gebiet der Biotechnologie. Dieses schließt „grüne“ Biotechnologie mit ein, aber auch Produktionstechniken zur Herstellung von rekombinanten Proteinen.

Es wurde vereinbart, zwischen den beteiligten Instituten in Usbekistan und Deutschland bilaterale Abkommen zu schließen, die das Fundament für zukünftige Kooperationen bilden sollen. „Zusätzlich übernehmen die deutschen Partner die Funktion als ‚Multiplikatoren’ für Kooperationsgesuche der usbekischen Seite“, sagt Keusgen, der alle an zukünftigen Kooperationen Interessierten auffordert, sich bei ihm zu melden.

Die geplanten Wissenschaftskooperationen werden auf deutscher Seite in erster Linie durch die Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen getragen und von den Mittlerorganisationen, der DFG und Stiftungen wie der Volkswagenstiftung unterstützt. Bevorzugt werden anwendungsnahe Projekte und Projekte mit Industriebeteiligung (vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen) unterstützt. Hiermit soll auch eine Grundlage für weiterführende Projektanträge in aktuellen Förderprogrammen des BMBF ebenso wie in den thematischen Prioritäten des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union sowie in anderen forschungsrelevanten EU-Programmen gelegt werden.

Weitere Informationen:

Prof. Michael Keusgen, Sekretariat: Fernanda Lorek
Tel.: 06421-28-25808, lorek@staff.uni-marburg.de
Dekanat Pharmazie, Wilhelm-Roser-Str. 2, 35032 Marburg