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20.02.2008

"Eine feine Universität, die sich aber dauernd abstrampeln muss, fein zu bleiben"

Auswärtige Rufe an Prof. Gudermann und Prof. Eilers konnten nicht abgewehrt werden

Der Fachbereich Medizin wird zwei renommierte Wissenschaftler verlieren: Prof. Dr. Thomas Gudermann und Prof. Dr. Martin Eilers haben Rufe an die LMU München bzw. die Universität Würzburg angenommen. „Obwohl wir beiden alle ihre Wünsche zusagen konnten, waren die Bleibeverhandlungen nicht erfolgreich“, bedauert Prof. Dr. Matthias Rothmund, Dekan des Fachbereichs Medizin. Das sei für den Fachbereich ein Verlust, in wissenschaftlicher, aber auch menschlicher Hinsicht. Die Marburger Medizin hat insbesondere in den drei Schwerpunkte Zellbiologie, Tumorbiologie und Infektionsbiologie einen hervorragenden Ruf, wobei Eilers eine tragende Rolle in der Tumorbiologie und der Pharmakologe Gudermann in der Infektionsbiologie inne hat.

Positiv sei, so Rothmund, dass Gudermann zugesichert hat, im Sommersemester weiter für die Lehre zur Verfügung zu stehen und auch seine Mitarbeiter, die zum Teil mit ihm nach München gehen, bis Mitte nächsten Jahres sukzessive abzuziehen. „Der Vorteil ist, dass wir hier einerseits nicht sofort eine große Lücke reißen, andererseits aber der Nachfolger seine eigenen Mitarbeiter mitbringen kann“, erklärt der Dekan. Der Tumorbiologe Eilers geht nach Würzburg und bleibt damit dem Transregio „Ras-dependent pathways in human cancer“ erhalten, die Marburger Sprecherfunktion wird nun auf Prof. Dr. Andreas Neubauer übergehen.

Währenddessen verhandeln der Dekan und der Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus noch mit zwei weiteren Professoren des Fachbereichs Medizin: Prof. Dr. Roland Lill und Prof. Dr. Michael Lohoff haben ebenfalls einen auswärtigen Ruf erhalten. „Wir haben eine realistische Chance, beide in Marburg halten zu können“, hofft Nienhaus. Gleichzeitig bemüht man sich darum, schnellstmöglich die Lücke zu schließen, und ist optimistisch, in einem guten Jahr Nachfolger zu haben. „Wir suchen immer die Besten: Auch wenn das Risiko besteht, dass sie nur relativ kurz in Marburg bleiben, sind sie ein großer Gewinn“, erklärt Rothmund die Berufungspolitik. Durch die Exzellenzinitiative sei die Konkurrenz größer geworden: Die Universitäten im Süden der Republik, die seit Jahren finanziell besser ausgestattet worden seien, hätten hierdurch noch einmal deutlich an finanzieller Zugkraft gewonnen.

„Marburg ist eine kleine, aber feine Universität, die sich aber dauernd abstrampeln muss, fein zu bleiben“, resümiert Rothmund, der jetzt schon plant, wie die Marburger Lebenswissenschaften, das heißt vor allem die Fachbereiche Medizin und Biologie, bei der nächsten Exzellenzinitiative in vier Jahren erfolgreicher als bisher abschneiden können: „Wir haben mehrere Forschungsprojekte in der Beantragung, sowohl Sonderforschungsbereiche, als auch als Forschergruppen oder EU-Projekte.“