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21.01.2009

Antiken- und Abgusssammlung stellt sich vor

Kurzpräsentation im Marburger Kunstverein

In der Reihe „Die Sammlungen der Universität“ steht aktuell die Antiken- und Abgusssammlung der Philipps-Universität im Mittelpunkt: Sie ist die dritte und eine von vorläufig acht universitären Lehr- und Schausammlungen, die Dr. Gerhard Pätzold und Dr. Sigrid Popp vom Marburger Kunstverein im Turnus von acht Wochen der Öffentlichkeit präsentieren. Die Marburger Antiken- und Abgusssammlung, die dem Archäologischen Seminar der Philipps-Universität gehört, ist die größte Sammlung ihrer Art in Hessen: Einerseits umfasst sie mehr als 1500 Originale der antiken griechischen und römischen Kleinkunst, überwiegend Keramik und Statuetten aus Ton und Bronze. Andererseits besteht sie aus rund 570 exakten Gips-Abgüssen von antiken griechischen und römischen Skulpturen. Während die Originalsammlung in der Nachkriegszeit nur wenige Neuzugänge hatte, etwa durch Schenkung, konnten die Bestände der Abgusssammlung trotz fehlenden Etats bis heute sukzessiv erweitert werden. So wurde gerade mit Unterstützung des Marburger Universitätsbundes ein neuer Gips angekauft: Die überlebensgroße Sitzstatue des Menander wird am 8. Februar vorgestellt (11.30 Uhr in der Abgusssammlung).

Antikensammlung „Beiden Beständen kommt als lebendigen Lehrsammlungen ein hoher Stellenwert in der Ausbildung der Studierenden zu“, sagt Heide Froning, Professorin für Klassische Archäologie. Dort finden regelmäßig Seminare und Übungen statt, u.a. Bestimmungsübungen und Zeichenkurse, Übungen zur Beschreibung antiker Skulpturen und Seminare zur Vorbereitung von Ausstellungen. Deswegen ist gerade die Abgussammlung zwar öffentlich zugänglich (jeden Sonntag von 11 bis 13 Uhr), aber nicht museal aufgestellt: „Jeder Gips steht auf Rollen, sodass wir die Objekte jede nach aktuellem Bedarf verschieben können“, so Froning.

Tatsächlich wurde die Sammlung von Anfang an systematisch in Hinblick auf den Lehrbedarf in der Klassischen Archäologie und der Kunstgeschichte aufgebaut. Grundlage war ein Beschluss von Professoren aller Fakultäten der Philipps-Universität aus dem Jahre 1866, die Eintrittsgelder zu öffentlichen Abendvorträgen in einem Fonds anzulegen und von dessen Erträgen Gips-Abgüsse antiker Skulpturen zu erwerben. 28 Jahre später bewilligt der preußische Minister nachträglich 3000 Mark als Gründungsfonds der Abgusssammlung.

Der Archäologie-Professor Ludwig von Sybel übernahm mit der Abtrennung der Archäologie vom Klassisch-Philologischen Seminar die Leitung der Abgusssammlung und erweiterte sie bis zur Jahrhundertwende auf 182 Stücke. Zusätzlich begann Sybel seit 1878 eine Original-Sammlung antiker Kleinkunst. Aufgrund seiner weitgespannten Interessen, die weit über die Antike hinausreichen, gilt Sybel als Begründer des Faches »Christliche Archäologie« in Marburg. Sein Nachfolger Prof. Dr. Paul Jacobsthal, der sich neben der Erforschung der griechischen Vasenmalerei und Ikonographie besonders der antiken Ornamentgeschichte widmete, baute die Original-Sammlung bis 1935 zur heutigen Größe aus. Dabei ging es Jacobsthal nicht um ein Museum der antiken Kunst, sondern um eine für den akademischen Unterricht geeignete Lehrsammlung. Sie dient bis heute diesem Zweck.

Als auf Betreiben Jacobsthals 1927 der erste Lehrstuhl für Vor-und Frühgeschichte in Deutschland in Marburg eingerichtet wurde, teilte man die archäologische Original-Sammlung zwischen den beiden Seminaren auf. Von der 400-Jahr-Feier der Universität im selben Jahr profitierte vor allem die Abgusssammlung: Nicht nur dass anlässlich des Universitäts-Jubiläums über 40 Abgüsse von archaischen und klassischen Skulpturen hinzukamen, sondern ebenso erhielt die Sammlung spezielle Räumlichkeiten im neu gebauten Ernst-von-Hülsen-Haus: Stein-Fußböden (zum leichteren bewegen der rollenden Exponate), hochsitzende Fenster für den Lichteinfall von schräg oben (zur besseren Plastizität der Skulpturen) und teilweise höhere Decken zeichnen ihre Unterbringung aus.

Von den ursprünglichen fünf Räumen der Sammlung stehen heute nur noch vier zur Verfügung. Trotzdem finden seit 2002 unterschiedliche Sonderausstellungen statt. Und seit knapp zwei Jahrzehnten lädt das Archäologische Seminar jeden zweiten Sonntag im Wintersemester zu Publikumsvorträge n mit wechselnden Themen in die Abgusssammlung ein (jeweils 11.30 Uhr). Das aktuelle Programm liegt auf dem Ständer am Eingang aus.

Weitere Informationen:

  • Kurzpräsentation im Marburger Kunstverein e.V., Gerhard-Jahn-Platz 5, 35037 Marburg, Öffnungszeiten: Di.-So. 11-17 Uhr, Mi. 11-20 Uhr
  • Kontakt dort : Dr. Sigrid Popp, Mitglied des Vorstands des Marburger Kunstvereins und Betreuerin der Ausstellungsreihe „Die Sammlungen der Universität“ (Tel. 06421 25882, E-Mail info@marburger-kunstverein.de , Internet www.marburger-kunstverein.de )
  • Öffnungszeiten: Die Abgusssammlung ist sonntags von 11-13 Uhr für das Publikum geöffnet. Eingang durch das Museum für Bildende Kunst, Biegenstr. 11
    Termine für Sonderführungen für Gruppen und Schulklassen nach Vereinbarung.
  • Kontakt: Archäologisches Seminar, Biegenstr. 11, 35032 Marburg
    Tel.: 06421-28-22341, e-mail: Arch.Seminar@staff.uni-marburg.de