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22.01.2009

Erinnerung an das Schweigen – Zukunft gestalten

Fachtagung: Psychosoziale und Gender Perspektiven der Vergangenheitsbewältigung. Guatemala in der Diskussion

In Guatemala ist 1996 einer der längsten und grausamsten, jedoch weltweit wenig beachteten Kriege Lateinamerikas zu Ende gegangen. Der Krieg hat Terror gesät und ganze Familien und indianische Gemeinden ausgelöscht. Die Erinnerung an das Leid, das der Krieg verursacht hat, lebt - stumm - in den Menschen fort. Dies zeigt sich in vielfältigen Formen der Traumatisierung: in brutalen Morden, besonders an Frauen, und in der weit verbreiteten Gewalt, die das Leben der Menschen wie auch die Gesellschaft prägt.

Trotz dieser chronischen Gewalterfahrungen findet eine öffentliche Auseinandersetzung kaum statt. Selbst der Begriff „Traumatisierung“ ist ein Fremdwort geblieben. Daran haben auch die beiden Wahrheitskommissionen nichts ändern können, die zwar das Grauen des Krieges dokumentierten, trotzdem nicht erreichten, dass auch nur ein einziger der Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen worden wäre. Ohne ein Minimum an Gerechtigkeit, lassen sich jedoch weder Traumata heilen, noch demokratische Verhältnisse aufbauen.

Unter dem Motto „Erinnerung an das Schweigen – Zukunft gestalten“ soll auf dieser Tagung darüber diskutiert werden, warum eine Post-Konflikt-Gesellschaft der Erinnerungsarbeit bedarf, um eine demokratisch gesinnte Zukunft aufzubauen und welchen Beitrag internationale Akteure dabei leisten können. Konkretisiert werden soll dieses Themen u.a. am Beispiel des von der GTZ in Guatemala initiierten und auf politischer Partizipation beruhenden Friedens- und Versöhnungsprojekts und nicht zuletzt an Hand von Vorträgen, Workshops und ausgiebigen Diskussionen.

Die Veranstalter der Tagung, der Fachbereich Erziehungswissenschaften und der Deutsche Akademische Austauschdienst nutzen mit dieser Tagung auch die Anwesenheit und die herausragende Expertise der Gastdozentin aus Guatemala, Dr. Vilma Duque. „Ihre wissenschaftlichen Aktivitäten im Rahmen des Friedens- und Versöhnungsprozesses in Guatemala nehmen wir zum Anlass, sich intensiver mit den verschiedenen Facetten und Herausforderungen von Vergangenheitsbewältigung in einer Nachkriegsgesellschaft zu befassen“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Rohr, Direktorin des Institutes für Schulpädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaften.

Die Veranstaltung wird unterstützt von namhaften und international renommierten Experten u.a. von Tom Koenigs, Aleida Assmann und David Becker, die sich aus ihren je unterschiedlichen politischen, literaturwissenschaftlichen, psychologischen und sozialpsychologischen Perspektiven mit dem Thema auseinandersetzen. Zusätzlich zu den Vorträgen wird Gelegenheit geboten, in den einzelnen Arbeitsgruppen die vorgetragenen Beiträge mit den Experten zu diskutieren und die Themen zu vertiefen.

Bei dieser Tagung handelt es sich um eine Veranstaltung des Fachbereiches Erziehungswissenschaften, die wesentlich unterstützt wird vom DAAD, sowie der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, dem Zentrum für Gender Studies der Philipps-Universität Marburg und dem Ursula Kuhlmann-Fonds.

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