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16.02.2009

Die Geburt zweier Wissenschaften

400 Jahre Chemie und Pharmazie in Marburg

Vor 400 Jahren erlebte Marburg die Geburt zweier neuer akademischer Disziplinen: Im Jahre 1609 wurde mit Johannes Hartmann weltweit zum ersten Mal ein Professor für das Fach „Chymiatrie“ berufen, das sich später in Chemie und Pharmazie auffächerte. Zum Jubiläum finden an der Philipps-Universität zahlreiche Veranstaltungen statt; Höhepunkt des Programms ist ein wissenschaftliches Symposium im Oktober unter Beteiligung von Gerhard Ertl, dem Chemienobelpreisträger des Jahres 2007.

Chemiejubiläum
Vor 400 Jahren wurde Johannes Hartmann zum ersten Professor für das Fach Chymiatrie berufen, aus dem Chemie und Pharmazie hervor gegangen sind.
Die auf Paracelsus zurückgehende Lehre der „Chymiatrie“ oder „Iatrochemie“ stellte die Chemie ganz in den Dienst der Medizin. Neben Vorlesungen erteilte Hartmann seinen Studenten auch praktischen Unterricht, wie die Abschrift eines Labortagebuchs zeigt. „Hartmanns Berufung kann somit auch als Beginn eines praktischen Laborunterrichts für Studenten im deutschsprachigen Raum gelten“, erklärt der Marburger Pharmaziehistoriker Professor Dr. Christoph Friedrich, der das Programm des Gedenkjahrs mit organisiert.

Rund um das Symposium bietet das Jubiläumsjahr eine Fülle weiterer Veranstaltungen, die den Werdegang von Chemie und Pharmazie seit ihren Anfängen im 17. Jahrhundert ebenso in den Blick nehmen, wie Themen der aktuellen Forschung. So präsentiert das „Studium generale“ im Sommersemester 2009 unter dem Titel „Faszination der Elemente“ zahlreiche Vorträge, die das Fach Chemie in ihrer ganzen Vielfalt zu Geltung bringen: Das Themenspektrum reicht von der Entstehung des Lebens über die Schokoladenherstellung bis zum Giftmord.

Der Marburger Fachbereich Chemie gehört heute zur Spitzengruppe der chemischen Fakultäten in Deutschland. Das Lehr- und Forschungsprogramm umfasst die volle Bandbreite chemischer Arbeitsgebiete, von der Anorganischen, Organischen und Physikalischen Chemie bis zur Theoretischen, Analytischen, Makromolekularen Chemie und Biochemie. Die Forschung zeichnet sich durch eine dynamische Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen aus, wobei die traditionellen Abgrenzungen der einzelnen Fachgebiete zunehmend durchlässig werden. Die anwendungsbezogenen Arbeitsschwerpunkte liegen auf nanostrukturierten Systemen, Katalyse und Stofftransport, innovativen Materialien und den Beziehungen zwischen biochemischer Struktur und Stoffeigenschaften. Darüber hinaus wird in allen Fachgebieten experimentelle und theoretische Grundlagenforschung betrieben.

Der Fachbereich Pharmazie ist der größte seiner Art im deutschsprachigen Raum und umfasst neben den Instituten für Pharmazeutische Biologie, für Pharmazeutische Technologie und für Pharmazeutische Chemie sowie für Pharmakologie einschließlich Klinischer Chemie auch das einzige Institut für Pharmaziegeschichte in Deutschland. Die Forschung am Fachbereich wird durch die enge Vernetzung mit den medizinischen und naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen geprägt. Bedeutende Arbeitsschwerpunkte liegen auf bakteriellen Infektionen, neuartigen Darreichungssystemen für Medikamente, der Suche nach Leitstrukturen und deren Optimierung, der Naturstoffbiosynthese sowie dem Schutz vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Schlaganfall.

Die Veranstaltungen während des Sommersemesters im Einzelnen:

Mittwoch, 15. April 2009 (Institut für Geschichte der Pharmazie): Der „Vater der wissenschaftlichen Pharmazie“ - Briefe an und von Johann Bartholomäus Trommsdorff; Buchvorstellung des letzten Bandes der elfbändigen Briefedition

Mittwoch, 22. April 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Kurt Dehnicke, Marburg: Experimentalvortrag „Chemikum: Mit Freude durchs Tor der Wissenschaft“

Mittwoch, 29. April 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Klaus Roth, Berlin: „Schokolade, ein chemischer Sinnesrausch“

Mittwoch, 6. Mai 2009 (Wissenschaftshistorisches Kolloquium des Instituts für Geschichte der Pharmazie), Professor Dr. Fritz Krafft i. R., Marburg: „Chymiatria – Zauberwort der Marburger Medizin des Jahres 1609. Ein Beitrag zum 400-jährigen Jubiläum der Marburger Chemie und Pharmazie“

Mittwoch, 13. Mai 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Günter Wächtershäuser, München und Regensburg: „Präbiotische Chemie“

Mittwoch, 20. Mai 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Dr. Roland Full, Dr. Werner Ruf, Hösbach: Experimentalvortrag „Vier Jahreszeiten, drei Perspektiven  -  Eine Komposition aus Chemie, Fotografie und Musik“

Mittwoch, 10. Juni 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Ulrich Siemeling, Kassel: „Edelmetallhaltige Nanopartikel im Alltag“

Mittwoch, 17. Juni 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Mario Thevis, Bonn: „Manipulation im Sport – Nachweisverfahren in der Dopinganalytik“

Mittwoch, 17.Juni 2009 (Wissenschaftshistorisches Kolloquium des Instituts für Geschichte der Pharmazie), Dr. Achim Klosa, Siegen: „Johann Christian Wieglebs Beiträge zur Verwissenschaftlichung der Chemie“

Mittwoch, 1. Juli 2009 (Wissenschaftshistorisches Kolloquium des Instituts für Geschichte der Pharmazie), Professor Dr. Thomas Junker, Frankfurt/ Main: „Der Darwin-Code“

Mittwoch, 8. Juli 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professor Dr. Rüdiger Kniep, Dresden: „Prinzipien der Biomineralisation: Über biomimetische Zähne und Gehörsteine“

Mittwoch, 15. Juli 2009 (Studium generale: Faszination der Elemente), Professorin Dr. Elisabeth Vaupel, München: „Morden und Heilen mit Arsen“

14.-26. September 2009: Mitmachlabor Chemikum (Professorin Dr. Stefanie Dehnen, Marburg)

Freitag, 30. Oktober 2009: Wissenschaftliches Symposium: Die Geburt zweier Wissenschaften - 400 Jahre Chemie und Pharmazie in Marburg

  • Professor Dr. Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Johannes Hartmann (1568–1631), der Marburger Iatrochemiker im europäischen Kontext
  • Professor Dr. Christoph Friedrich: Die Pharmazie in Marburg nach Hartmann – Forschungsprogramme und Ausstrahlung
  • Professor Dr. Otto Krätz: Von der Iatrochemie zu Robert Bunsen (1811–1899) – chemische Experimentierkunst im Wandel (Vortrag mit Experimenten)
  • Professor Dr. Gerhard Klebe: Symbiose aus Chemie und Pharmazie: Der rationale Weg zu neuen Wirkstoffen
  • Professor Dr. Andreas Greiner: Polymere Nanomaterialien - Chemische Verbindungen für die Medizin, Pharmazie und Biologie
  • Professor Dr. Helmut Schwarz: Metall-vermittelte Aktivierung von Methan
  • Professor Dr. Gerhard Ertl: Reaktionen an Oberflächen: Vom Atomaren zum Komplexen

Die Durchführung des Symposiums wird vom Chemieunternehmen Henkel AG & Co. KGaA finanziell unterstützt.

Über die Veranstaltungsorte und Anfangszeiten informiert der Terminkalender der Philipps-Universität unter www.uni-marburg.de/aktuelles/events

Weitere Informationen:

Hartmann-Symposium: Professor Dr. Gernot Frenking,
Dekan des Fachbereichs Chemie
Tel.: 06421 28-25563
E-Mail: dekanat@chemie.uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de/fb15/dekanat

Studium generale: Professor Dr. Armin Geyer,
Fachbereich Chemie
Tel.: 06421 28-22030
E-Mail: geyer@staff.uni-marburg.de

Wissenschaftshistorisches Kolloquium: Professor Dr. Christoph Friedrich,
Institut für Geschichte der Pharmazie
Tel.: 06421 28-22829
E-Mail: ch.friedrich@staff.uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de/fb16/igphmr

Chemikum: Professorin Dr. Stefanie Dehnen,
Fachbereich Chemie
Tel.: 06421 28-25751
E-Mail: stefanie.dehnen@staff.uni-marburg.de
Internet: www.chemikum-marburg.de