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16.03.2009

Architekturentwurf für neue Zentrale Universitätsbibliothek ausgewählt

Sämtliche ausgewählte Entwürfe ab 23. März im Schloss ausgestellt - Ausstellung schließt mit Podiumsdiskussion

Der Realisierungswettbewerb für den Neubau der Zentralen Universitätsbibliothek der Philipps-Universität Marburg auf dem Campus Firmanei ist entschieden: Die Jury des städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerbs unter Vorsitz des Architekten Ferdinand Heide würdigte mit großer Mehrheit das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Vorhaben des Darmstädter Architektenbüros von Norbert Sinning in Kooperation mit der Landschaftsarchitektin Angela Bezzenberger.

1. Preis: sinning architekten; Landschaftsarchitekten Angela Bezzenberger
Der Campus Firmanei entsteht in Nachbarschaft der Elisabethkirche, im Areal der ehemaligen Universitätskliniken. Die zum überwiegenden Teil unter Schutz stehenden Baudenkmäler werden für die Nutzung durch die Institute saniert. Die 108,4 Millionen Euro teure neue Zentrale Universitätsbibliothek wird das Herzstück des neuen innenstädtischen Campus Firmanei bilden und das Gartendenkmal des Alten Botanischen Gartens begrenzen. Vorgesehen ist ein langgestreckter, gut proportionierter Baukörper, der den Übergang zwischen dem eng bebauten Viertel an der Deutschhausstraße und dem historischen Freiraum des Botanischen Gartens markiert. Die im Grundriss abgewinkelte Baufigur mit ihrem gläsernen Atrium fügt sich nach Auffassung der Jury gut in die historische Bebauung ein und wird den Studierenden und Wissenschaftlern einen angenehmen Zugang zu einer Bibliothek mit hoher Aufenthaltsqualität bieten.
Vom 23. März bis zum 5. April werden alle Entwürfe öffentlich im Fürstensaal des Schlosses ausgestellt werden, die Eröffnung ist am Montag den 23. März um 12.30 Uhr durch den Präsidenten und den Oberbürgermeister. Gegen Ende der Ausstellung wird es am 3. April um 19.30 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion geben, die Bürgermeister Dr. Franz Kahle moderieren wird. Am 24./25. April ist ein Workshop geplant.

Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann hob hervor, dass die Wahl auf einen sehr guten Entwurf gefallen sei. „Die städtebaulichen Ideen und der Siegerentwurf für die Bibliothek lassen erwarten, dass die hohen Anforderungen erfüllt werden. Die Wettbewerbsteilnehmer mussten in einem sensiblen städtebaulichen Umfeld zwischen dem Kulturdenkmal der Elisabethkirche und dem Naturdenkmal des Alten Botanischen Gartens Funktionalität und Ästhetik einer modernen Bibliothek mit der Harmonie eines historischen Stadtbilds aus allen Perspektiven in Einklang bringen. Ganz besonders freue ich mich darüber, dass durch das Sonderinvestitionsprogramm des Landes Hessen die sofortige Realisierung des Neubaus gesichert ist“, sagte die Ministerin.

Der Präsident der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Volker Nienhaus, der selbst Preisrichter war, zeigte sich beeindruckt, wie die preisgekrönten Entwürfe die Herausforderungen gemeistert haben. „Zusammen mit dem Neubau auf dem Brauereigelände und dem Lückenschluss in der Kinderklinik wird ein äußerst attraktiver Campus in zentraler Innenstadtlage entstehen, der einen Gewinn nicht nur für die Universität, sondern auch für die Universitätsstadt Marburg darstellen wird.“ Der Hessischen Landesregierung gebühre Dank, dass sie im Rahmen des HEUREKA-Programms die notwendigen Finanzmittel bereitstelle, um die Philipps-Universität im Standortwettbewerb der Forschungsuniversitäten nachhaltig zu stärken.

„Die Gliederung des Baukörpers, die Orientierung zum Botanischen Garten und die Umsetzung des Raumprogramms sind vorbildlich gelungen“, urteilte der Vorsitzende des Preisgerichts, Ferdinand Heide. Oberbürgermeister Egon Vaupel, der ebenfalls dem Preisgericht angehörte, zeigt sich sehr erfreut über das Wettbewerbsergebnis. „Die neue Bibliothek wird das Nordviertel beleben und aufwerten“, sagte er.

Der Wettbewerb wurde in zwei Phasen durchgeführt. Der städtebauliche Ideenteil in der ersten Phase stellte die Aufgabe, die vorgesehenen Neubauten des Campus Firmanei in eine an der städtebaulichen und architektonischen Qualität des Standorts orientierte Gesamtplanung einzubetten. Als Neubauten sind künftig neben der zentralen Universitätsbibliothek ein Institutsgebäude auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei sowie die Lückenschließung in der ehemaligen Kinderklinik vorgesehen. Die Teilnehmer waren aufgefordert, Ideen für die Gliederung der Baukörper sowie die städtebauliche Einbindung über stringente Wegeverbindungen zwischen dem Campus Firmanei und weiteren Standorten der Universität in der Innenstadt zu entwickeln. In einem vorgeschalteten Bewerbungsverfahren waren 44 Teilnehmer ausgewählt worden, 38 Büros hatten Arbeiten eingereicht. In der ersten Sitzung des Preisgerichts im November 2008 waren davon 30 ausgewählt und zur zweiten Phase des Wettbewerbs, dem Realisierungsteil „Neubau der Universitätsbibliothek“, zugelassen worden.

Mit ihrer baulichen Neuordnung verbindet die Universität das Ziel, die wissenschaftliche Interaktion in Forschung und Lehre zwischen den Fächern sowie zwischen Stadt und Universität zu stärken. Vorgesehen sind die Konzentration der Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem Campus Firmanei sowie die Konzentration der Naturwissenschaften und der Medizin auf dem Campus Lahnberge. Das Wettbewerbs­ergebnis ist ein wichtiger Schritt, durch die Verbindung von moderner Forschung und Lehre an einem traditionsreichen Standort die Attraktivität der Universität zu steigern.

Der Campus Firmanei ist ein zentraler Bestandteil des Hochschulinvestitionsprogramms HEUREKA der Hessischen Landesregierung. Im Rahmen von HEUREKA investiert das Land bis 2020 drei Milliarden Euro in die bauliche Erneuerung der zwölf staatlichen Universitäten, Fach- und Kunsthochschulen. Diese Mittel werden durch das neue Sonderinvestitionsprogramms des Landes und das Konjunkturpaket II des Bundes in den nächsten vier Jahren um 540 Millionen Euro verstärkt. Davon werden etwa 353 Millionen Euro eingesetzt, um einige HEUREKA-Projekte vorzuziehen und zirka 187 Millionen Euro (davon 140 Millionen Euro aus Bundesmitteln) für energetische Sanierungen von Hochschulgebäuden sowie für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen genutzt.

Der Jury unter Leitung von Prof. Ferdinand Heide (Frankfurt) gehörten an als Fachpreisrichter: Prof. Wolfgang Schulze (Kassel), Verena Trojan (Darmstadt), Prof. Rainer Hascher (Berlin), Prof. Arno Sighart Schmid (Leonberg), Prof. Dr. Werner Durth (Darmstadt) sowie als Sachpreisrichter: Ministerialdirigentin Irene Bauerfeind-Roßmann (Wiesbaden), Ministerialrätin Marion Hammer-Frommann (Wiesbaden), Prof. Dr. Volker Nienhaus (Marburg), Prof. Dr. Katharina Krause (Marburg), Oberbürgermeister Egon Vaupel (Marburg)

Daten und Fakten zum Realisierungswettbewerb Campus Nord

1. Preis:
sinning architekten; Landschaftsarchitekten Angela Bezzenberger (70.000 Euro)

2. Preis:
PBR Rohling (Frankfurt); Kuttner + Kahl Landschaftsarchitekten (48.000 Euro)

3. Preis
Reimar Herbst / Angelika Kunkler Architekten (Berlin); Kamel Louafi Landschaftsarchitekten (Berlin) (31.000 Euro)

4. Preis
Kellner, Schleich, Wunderling Architekten + Stadtplaner (Hannover); Drewes + Speth raumplan (Hannover) (24.000 Euro)

5. Preis:
Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten (Nürnberg) (19.000 Euro)

Ankäufe im Realisierungswettbewerb (jeweils 10.000 Euro):

  • Thomas von Thaden Architekten BDA, Berlin (Architektur); Topos Landschaftsplanung BDLA, Berlin (Landschaftsarchitektur); Ruffert & Partner, Ingenieurgesellschaft für Tragwerksplanung mbH, Berlin (Tragwerksplanung); Zibell, Willner & Partner, Ingenieurgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung mbH, Berlin (technische Gebäudeausrüstung)

  • Peter Riepl und Gabriele Riepl (Linz) Anna Detzlhofer (Wien)
  • Gerber Architekten (Dortmund) Wes & Partner (Hamburg)

Im städtebaulichen Ideenteil wurden folgende Arbeiten gewürdigt (jeweils 3.000 Euro):

Lückenschluss Kinderklinik

  • K + P Architekten und Stadtplaner (München)
  • Ortner & Ortner Architekten (Berlin)
  • Gerber Architekten Dortmund

Neubau Brauereigelände

  • Fritsch + Tschaidse Architekten (München)
  • Kühnl + Schmidt (Karlsruhe )
  • Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten (Nürnberg)