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30.04.2009

Das Bild vom Alter

Volkswagen-Stiftung fördert Verbundprojekt

Die Volkswagenstiftung unterstützt mit 639.000 Euro das gerontologische Projekt „ Gutes Leben im hohen Alter“, an dem der Marburger Kulturwissenschaftler Professor Dr. Harm-Peer Zimmermann beteiligt ist. Er wird zusammen mit Kollegen aus Dresden und Heidelberg die Bilder des Alterns in öffentlichen Diskursen und Alltagspraktiken analysieren.

Die Deutschen werden immer älter. Inzwischen ist der demografische Wandel im öffentlichen Bewusstsein angekommen, und Politik, Wirtschaft und Bürger sind bereit, sich mit den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft auseinander zu setzen. „Aber in den öffentlichen Diskursen überwiegen Angstszenarien“, konstatiert Zimmermann; der Blick falle allzu häufig auf die Schwächen und drohenden Verluste – insbesondere für Menschen jenseits der 80 Jahre. „Für die ‚jungen Alten’ zwischen 60 und 80 Jahren werden vielfach Potenziale diskutiert“, führt der Kulturwissenschaftler aus, „für die Hochbetagten hingegen dominiert ein einseitig negatives Altersbild, das der Heterogenität innerhalb der Gruppe älterer Menschen nicht gerecht wird.“

Das Forscherteam möchte einer solchen Fokussierung auf Defizite begegnen , die von vornherein ausschließt, dass in Anbetracht von Verletzlichkeit und Endlichkeit im hohen Alter überhaupt von einem guten und gelingenden Leben gesprochen werden kann. An dem Vorhaben beteiligen sich neben Marburger Wissenschaftlern auch Kollegen der Universität Heidelberg sowie von der Technischen Universität Dresden, bei der die Federführung liegt . Das Team untersucht zum Ersten aus philosophisch-kulturwissenschaftlich-gerontologischer Perspektive, welche Vorstellungen über das hohe Alter sich in gegenwärtigen Diskursen finden – etwa in Lehr- und Handbüchern für Fachkräfte in Medizin und Pflege oder in Ratgebern. Die Ergebnisse sollen zweitens mit alten Menschen und Praktikern diskutiert werden: Lassen sich beispielsweise Übereinstimmungen zum Alltagserleben finden? Drittens möchten die Wissenschaftler Handlungsempfehlungen ausarbeiten, die eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Alter und Altern unterstützen sollen. Hierzu sind mehrere Publikationen geplant, unter anderem ein Ethik-Handbuch, das auch für junge Leser und den Schulunterricht geeignet sein soll.

Das geförderte Vorhaben steht im Rahmen des Programms „Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften“ der Volkswagen-Stiftung. Die Förderinitiative zielt auf geistes- und kulturwissenschaftliche Projekte, die aktuelle, gesellschaftlich diskutierte Fragestellungen aufgreifen. Gleichzeitig will die Stiftung Geisteswissenschaftler dabei unterstützen, ihre Themen in Forschungsverbünden zu bearbeiten – nach Möglichkeit unter Einschluss naturwissenschaftlicher Fächer.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Professor Dr. Harm-Peer Zimmermann,
Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft
E-Mail: hpz@staff.uni-marburg.de