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30.07.2009

Tropenökologen beschließen Marburger Erklärung

Wissenschaftler fordern: kein Emissionshandel ohne Schutz der biologischen Vielfalt

Tropenökologie
Die "Architekten" der "Marburger Erklärung": Prof. Dr. Jörg Bendix (v.l.), Prof. Dr. Manfred Niekisch, Prof. Dr. Elisabeth Kalko, Prof. Dr. John Kress, Prof. Dr. Priya Davidar, Prof. Dr. Gerhard Kost, Prof. Dr. Eduard Linsenmair.
Foto: Hellmuth Graßmann
Auf ihrer gemeinsamen Jahrestagung an der Philipps-Universität Marburg verabschiedeten die zwei führenden wissenschaftlichen Organisationen der Tropenökologie am 30. Juli 2009 die "Marburger Erklärung". Darin fordern die Association for Tropical Biology and Conservation (ATCB) und die Gesellschaft für Tropenökologie (GTÖ), die globale Erwärmung zu verlangsamen und die Abholzung der Tropenwälder zu stoppen.  Auf einer Pressekonferenz wies Professor Manfred Niekisch, Präsident der GTÖ und Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung, darauf hin, dass der bedrohliche Klimawandel nur dann aufgehalten werden könne, wenn die rapide Zerstörung der Tropenwälder gestoppt würde, denn diese sei jährlich für die Freisetzung von fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre verantwortlich. "Aber dies ist nicht genug", so der Umweltexperte, " wir müssen auch gleichzeitig die bedrohten Tier- und Pflanzenarten schützen".

Nach Aussage der Wissenschaftler besteht beim Emissionshandel die Gefahr, dass Wälder vor allem dort geschützt werden, wo die Landpreise am billigsten sind. Dieser Handel könne schnell einen Umfang von mehreren Milliarden Euro pro Jahr erreichen, wenn die auf der Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) in Kopenhagen im kommenden Dezember zu verhandelnden Verträge geschlossen werden.

Für Professor Eduard Linsenmair, vormaliger langjähriger Präsident der GTÖ, kommen die am stärksten gefährdeten Arten nicht nur in Amazonien vor, sondern auch in den letzten noch vorhandenen Waldresten der Philippinen, Madagaskars, Westafrikas und der südamerikanischen Anden. "Diese Gebiete sind "Hotspots" der biologischen Vielfalt - letzte Zufluchtsorte für zehntausende hoch bedrohter Tier- und Pflanzenarten". "Das ungeheuere Potenzial, mit Geld aus dem Emissionshandel die rasch verschwindenden Wälder zu retten, darf nicht davon ablenken, dass wir auch dringend Mittel für den Schutz bedrohter Arten benötigen", ergänzt Professorin Elisabeth Kalko, Vizepräsidentin der GTÖ, ihren Kollegen. Beendet wurde das Pressegespräch mit der Aufforderung der Wissenschaftler an alle Länder und die betroffenen Institutionen, in den Emissionshandel zu investieren, um den Schutz der rasch schwindenden Wälder voranzubringen.


Weitere Informationen:

Marburg Declaration in English