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02.02.2010

Filmreihe zum diesjährigen Marburger Kamerapreisträger Jost Vacano

Kommentierte Filmaufführungen ab 17. Februar

Am 13. März 2010 wird der deutsche Kameramann Jost Vacano den 10. Marburger Kamerapreis im Rahmen der Marburger Kameragespräche entgegen nehmen. Bereits ab dem 17. Februar wird dem Publikum in den Marburger Filmkunsttheatern das Werk des diesjährigen Preiträgers präsentiert. Mit MORD IN FRANKFURT (1968), DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM (1975), DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (1984) und STARSHIP TROOPERS (1997) werden vier Filme aus vier Jahrzehnten - und damit allen Schaffensphasen Vacanos - gezeigt. Medien-, Politik- und Literaturwissenschaftler werden die Filme im Anschluss an die Vorführungen mit dem Publikum diskutieren.

Im Laufe seiner langen Karriere war Jost Vacano in drei sehr unterschiedlichen Produktionssystemen höchst erfolgreich: im deutschen Fernsehspiel der 1960er und 1970er Jahre, im Neuen Deutschen Film und in Hollywood. Diese einzelnen Stationen zeichnet die Filmreihe mit exemplarischen Arbeiten nach. Mord in Frankfurt (1968), von Jost Vacano beinahe ausschließlich mit der Handkamera gedreht, zeigt mit einem dokumentarischen Gestus, mit welcher Ignoranz die deutsche Gesellschaft damals an den Auschwitz-Prozessen vorbeisah. Dieser Fernsehfilm strahlt auch heute noch eine verblüffende Lebendigkeit und Frische aus. Er ist zugleich ein pointiertes Zeitbild und aufschlussreiches Porträt der neuen, nach dem Krieg wiederaufgebauten Stadt Frankfurt. Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (1975) gehört gewiss zu den wichtigsten politischen Filmen der 1970er Jahre und basiert auf der gleichnamigen, bei ihrem Erscheinen im Jahr 1974 heftig umstrittenen Erzählung von Heinrich Böll.

Mit der Verfilmung des weltweit erfolgreichen Romans Die unendliche Geschichte (1984) von Michael Ende wollte der deutsche Film, nach dem Erfolg mit Das Boot , zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit den Weltmarkt erobern, was dann auch gelang – dank spektakulärer Studiotechnik und avancierter Bildarbeit. Der technisch noch weit aufwändigere Science-Fiction-Film Starship Troopers (1997) wird oft missverstanden als Glorifizierung einer totalitären Kriegsführung. Übersehen wird dabei die Dekonstruktion von Feindbildern und Vernichtungsphantasien, die hier geleistet wird. Da beinahe alle Filme dieser Reihe also Zündstoff bieten und Kontroversen herausfordern, wird die Filmpro jektion mit Einführungen und Podiumsdiskussionen verbunden, an denen jeweils ausgewiesene Experten beteiligt sind.

Nähere Informationen: www.marburger-kamerapreis.de
Kontakt: Andreas Kirchner, E-Mail