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26.02.2010

Siegfried Großmann feiert 80. Geburtstag

Der Wegbereiter der Nichtlinearen Dynamik und führende Turbulenzforscher arbeitet seit 46 Jahren in Marburg

Am 28. Februar beging Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried Großmann, Wegbereiter der Nichtlinearen Dynamik, führender Turbulenzforscher und einflussreiches Mitglied vieler Lenkungs- und Selbstverwaltungsgremien der Wissenschaft, seinen achtzigsten Geburtstag. Großmann, der vor 46 Jahren den Ruf auf die Professur für Theoretische Physik an der Philipps-Universität Marburg erhielt, blieb „seiner Universität“ trotz vieler bedeutender Rufe bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1998 treu.

Großmann
Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried Großmann

„In Marburg begeisterte er Generationen von Studierenden durch seine groß(mann)artigen Vorlesungen; hier prägte er seine zahlreichen Schüler durch die ihm eigene Verbindung von Gründlichkeit und Scharfsinn“, sagt Prof. Dr. Bruno Eckhardt. „Wer mit Siegfried Großmann eine physikalische Fragestellung diskutiert - am liebsten mit einem Stück Kreide in der Hand an der Tafel stehend -, wird beeindruckt sein von der Sicherheit, mit der es ihm immer wieder gelingt, Unwesentliches gleichsam abzuschälen und zum eigentlichen Kern der Dinge vorzustoßen, und die Freude spüren, die es ihm bereitet, einen Zusammenhang wirklich zu durchdringen - eine Freude, die sich auf viele seiner Mitarbeiter übertragen hat und immer noch überträgt“, so Eckhardt – selbst Physikprofessor an der Universität Marburg.

Die Großmannsche Meisterschaft der klaren Gedankenführung und des sprachlichen Ausdrucks sei auf allen Ebenen spürbar - in seinen einzigartigen Fachvorträgen ebenso wie in seinen vielen, stets wegweisenden und oft bahnbrechenden Veröffentlichungen über verschiedene Teilgebiete der Statistischen Physik, über Nichtlineare Dynamik und insbesondere über die Turbulenztheorie; aber ebenso auch in seinen stets mit größter Sorgfalt formulierten Übungsaufgaben und natürlich in seinem berühmten "Mathematischen Einführungskurs für die Physik", der mittlerweile in der 10. Auflage vorliegt. Vielleicht findet sich hier ein Teil des Erfolgsgeheimnisses des großen Mannes, der Forschung und Lehre in selbstverständlicher Weise zu vereinen weiß?

Wer Anerkennung und Respekt als fachliche Autorität erworben hat, der bleibt von "höheren" Aufgaben nicht verschont. Siegfried Großmann wurden zahlreiche solcher Aufgaben übertragen; viele Gremien und Kommissionen konnten auf seine ruhige, ausgleichende Art und sein sicheres, festes Urteil bauen. So war er von 1990 bis 1992 Vorsitzender der Kommission Grundlagenforschung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, die kurz als "Großmann-Kommission" bekannt wurde; er arbeitete als Fachgutachter und Stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Physik sowie als Ombudsmann für die Deutsche Forschungsgemeinschaft und war Mitglied das Senats der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zudem Vorsitzender des Senatsausschusses für den Strategiefond und Vorsitzender der Strukturkommission des Senats. Daneben fungierte er als Herausgeber der damaligen Zeitschrift für Physik B, setzte sich für die Überführung in The European Physical Journal B ein,  begleitete die Physikalischen Blätter und das Physik Journal, und agiert - bis heute! – als Herausgeber der Zeitschrift für Naturforschung A. „Ein solches Arbeitspensum konnte nur durch ein Höchstmaß an Disziplin bewältigt werden - auch das ein Wesenszug von ‚SGn’“, schätzt Eckhardt.

Die Verdienste von Siegfried Großmann sind vielfach gewürdigt worden - er ist ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gewähltes Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Träger der Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie des Karl-Küpfmüller-Ringes der Technischen Universität Darmstadt; die Universität Duisburg-Essen verlieh ihm für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen insbesondere in der Theorie der Turbulenz und in der nichtlinearen Dynamik die Ehrendoktorwürde.

Der Marburger Fachbereich Physik ist sich einig: „Die gesamte Großmannschaft wünscht dem herausragenden Lehrer und Lenker beste Gesundheit und weiterhin viel Freude beim Aufdecken, Verstehen und Vermitteln physikalischer Zusammenhänge!“