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09.03.2010

13. Marburger Gespräche zum Pharmarecht

Der Patient im nationalen und europäischen Gesundheitssystem - Symposium am 10. und 11. März 2010

Die Forschungsstelle für Pharmarecht, in der die Juristische Fakultät der Philipps-Universität, der hessische Landesverband sowie der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. zusammenarbeiten, veranstaltet ihr 13. Symposion am 10. und 11. März 2010 in Marburg unter Beteiligung zahlreicher namhafter Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und pharmazeutischer Industrie. Der Hessische Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit Jürgen Banzer wird auf der Abendveranstaltung des ersten Tages über "Perspektiven für den Gesundheitsstandort Hessen und Deutschland" sprechen.

Der Patient in der Arzneimittelversorgung – Steuermann, Ruderer oder schon längst über Bord gegangen? So könnte man die Fragen des 13. Symposiums zum Pharmarecht kurz zusammenfassen. Der erste Tag ist vor allem der Problematik der Substitutionsbefugnis bzw. -pflicht der Apotheken gewidmet. Eine weitgefasste Substitution gerade auch im Rahmen von Rabattverträgen kann die Arzneimittelkosten erheblich reduzieren; zugleich sind Bündelungseffekte möglich, die nicht nur für die Erzielung von Rabatten, sondern auch für die Logistik und Lagerkosten relevant sind. Diese Vorteile sind aber nicht ohne Nachteile für den Patienten zu erreichen. Dem Patienten wird auch im Bereich der Aut-idem-Präparate keinerlei Einfluss auf die Auswahlentscheidung eingeräumt. Wie verhält sich dies zum Verbraucherleitbild, das etwa beim Kauf von funktionalen Lebensmitteln zugrunde gelegt wird und das nach den dort vorherrschenden Vorstellungen verlangt, dass der umfassend informierte Verbraucher sich für einen Hersteller und ein Produkt entscheidet und so aktiv am Marktgeschehen mitwirkt. In welchem Maße eine weit gefasste Substitution Sicherheitsrisiken für den Patienten birgt und die Durchsetzung etwaiger Schadensersatzansprüche erschweren kann, wird ausführlich zu diskutieren sein. Unzweifelhaft hat die Substitutionsregelung Auswirkungen auf die Forschungsanstrengungen bei bekannten Stoffen, die zu analysieren und zu bewerten sind.

Nach diesem ersten und aus Patientensicht weitgehend fremdbestimmten Themenkreis beschäftigt sich der zweite Tag mit Entscheidungsspielräumen, die dem Patienten bleiben. Wie wird in diesem Bereich auf den Patienten von den unterschiedlichen Akteuren Einfluss genommen, wie transparent ist dies für den Patienten, welche Möglichkeiten haben Konkurrenten, einer widerrechtlichen Einflussnahme zu begegnen? Vor allem aber soll es um Transparenz gehen und damit um die Frage, welche Informationen der Patient erhält, um seinen Entscheidungsspielraum selbst ausschöpfen zu können.

In der Forschungsstelle für Pharmarecht der Philipps-Universität Marburg haben sich Vertreter aus Hochschule und Industrie zusammengefunden, um Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung des Gesundheitswesens anzunehmen. Zielsetzung ist, Praxis und Wissenschaft zum dauerhaften Erfahrungsaustausch über Pharmafragen zusammenzuführen. Bei den Marburger Gesprächen sind daher alle Wissenschaftler und Verantwortung tragende Praktiker des Pharmarechts eingeladen, gleichberechtigt und gleichverpflichtet die Entwicklung von Theorie und Praxis zu fördern.

Veranstaltungsprogramm

Mittwoch, 10. März 2010 (13.30 – 18.00 Uhr)

Diskussionsleitung:

Dr. Bernd Wegener, Vorsitzender des Bundesverbandes

der Pharmazeutischen Industrie e.V., Berlin

Prof. Dr. Wolfgang Voit, Forschungsstelle für Pharmarecht,

Marburg

13.30 Uhr

Grußwort

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gilbert Gornig

Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften der

Philipps-Universität Marburg

Einführung

Prof. Dr. Wolfgang Voit, Marburg

Der Patient in der Arzneimittelversorgung

13.45 Uhr

Der verordnende Arzt im Spannungsfeld zwischen Arzneimittel- und Sozialrecht

MinDirig. PD Dr. Walter Schwerdtfeger,

Königswinter

14.15 Uhr

Aut-idem im Lichte von Rabattverträgen – Gute Substitutionspraxis und pharmazeutische Bedenken

Prof. Dr. Henning Blume, SocraTec R&D,

Oberursel

14.45 Uhr

Diskussion

15.00 Uhr

Konsequenzen einer extensiven Aut-idem-Regelung für die Forschung an bekannten Stoffen

Prof. Dr. Barbara Sickmüller, Bundesverband der

Pharmazeutischen Industrie e.V., Berlin

15.30 Uhr

Kaffeepause

15.45 Uhr

Haftungsrechtliche Probleme der Aut-Idem-Regelung (Auskunftsansprüche gegen Kassen nach § 66 SGB V?)

RA Herbert Wartensleben,

Anwaltskanzlei Wartensleben, Stolberg

16.15 Uhr

Diskussion

16.45 Uhr

Unterlagenschutz, Patentschutz für medizinische Indikationen und Aut-idem

RA Morten Merx, Taylor Wessing, München

17.15 Uhr

Nutzenbewertung im Lichte der neuen politischen Rahmenbedingungen

Dipl.-Kfm. Günther Sauerbrey, Merz Pharmaceuticals

GmbH, Frankfurt am Main

17.45 Uhr

Diskussion

ab

19.00 Uhr

Abendveranstaltung im Landgrafenschloss

Dinnerspeech

„Perspektiven für den Gesundheitsstandort

Hessen und Deutschland“

Jürgen Banzer

Hessischer Minister für Arbeit,

Familie und Gesundheit

Abendessen

Donnerstag, 11. März 2010 (9.15 – ca. 13.00 Uhr)

Diskussionsleitung:

Prof. Dr. Elmar Mand, LL.M. (Yale), Forschungsstelle

für Pharmarecht, Marburg

RA Robin Haupt, Vorsitzender des Förderkreises der

Forschungsstelle für Pharmarecht, Marburg

Die Steuerung des Patienten

9.15 Uhr

„Wettbewerbliche Kooperationen“ zwischen Kassen und Leistungserbringern

Prof. Dr. Stephan Rixen, Institut für Sozialpolitik

und Organisation Sozialer Dienste, Universität

Kassel

9.45 Uhr

Incentivierung der Verordnungslenkung – Bedeutung für Leistungserbringer und Patienten

RA Dr. Jörg Schickert, Lovells LLP, München

10.15 Uhr

Diskussion

10.30 Uhr

Kaffeepause

10.45 Uhr

Informationspflichten der GKV und PKV bei Wechsel des Versicherers oder bei der Einschreibung in besondere Programme

Prof. Dr. Wolfgang Voit, Forschungsstelle für Pharmarecht,

Marburg

11.15 Uhr

Die Zusammenarbeit der pharmazeutischen Unternehmen mit Patientenverbänden

RA Dr. Peter Dieners, Clifford Chance, Düsseldorf

11.45 Uhr

Das Leitbild des Patienten im Unterschied zum Verbraucher

RA Dr. Heinz-Uwe Dettling, Oppenländer Rechtsanwälte,

Stuttgart

12.15 Uhr

Diskussion

12.30 Uhr

Ertrag und Perspektiven

Dr. Bernd Wegener, Berlin

Kontakt

Prof. Dr. W. Voit
Fachbereich Rechtswissenschaften
Institut für Verfahrensrecht
Universitätsstraße 6
35032 Marburg

Tel.: +49 (0) 6421 28 2 17 11
E-Mail