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15.07.2010

Von Behring-Röntgen-Stiftung ehrt Nachwuchs und verdienten Forscher

Herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung gewürdigt

Im Rahmen eines Festakts hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung gestern drei herausragende Wissenschaftler für ihre besonderen Leistungen in der medizinischen Forschung geehrt. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreise wurden an den Marburger Dr. Ivica Grgić und die Gießenerin Dr. Stephanie Lefèvre verliehen. Mit der Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille hat die Stiftung erstmals die Lebensleistung eines Wissenschaftlers in der medizinischen Forschung geehrt. Preisträger ist der Gießener Anatom Professor Dr. Andreas Oksche, der seine Karriere an der Philipps-Universität begann.

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Stiftungspräsident Professor Dr. Joachim-Felix Leonhard (rechts) und Vizepräsident Professor Dr. Friedrich Grimminger (links) gratulierten den Preisträgern Professor Dr. Andreas Oksche (Mitte), Dr. Ivica Grgić und Dr. Stephanie Lefèvre. (Fotos: Von Behring-Röntgen-Stiftung)

Dr. Ivica Grgić wurde mit für seine wegweisende Arbeit zur Nierenfibrose einem Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis geehrt. Seine Forschungsergebnisse tragen zum Verständnis der Mechanismen bei, die bei der Fibroseentstehung, einer krankhaften Vermehrung von Bindegewebe, eine Rolle spielen. Auf dieser Grundlage gelang es ihm, einen neuen therapeutischen Ansatz zu entwickeln.

Seit 2004 ist der 32-Jährige als Assistenzarzt in der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, tätig. Der gebürtige Berliner, der derzeit in Boston forscht, studierte an Universitäten in Berlin, San Diego (USA) und Guadalajara (Mexico). Grgić erhielt neben dem Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis den Promotionspreis der Landesärztekammer 2007 und zahlreiche Stipendien, unter anderem ein Studienstipendium des Reemtsma Begabtenförderungswerks, ein mit 25.000 Euro dotiertes Forschungsstipendium der Deutschen Nierenstiftung und den Young Investigator Award der Deutschen Hypertonie Gesellschaft.

Dr. Stephanie Lefèvre erhielt einen Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis für ihre Arbeit zur rheumatoiden Arthritis, einer entzündlichen Krankheit der Gelenke. Mit ihren Untersuchungen konnte sie zum Verständnis der Ausbreitung der Krankheit auf bisher nicht betroffene Gelenkbereiche beitragen. Die 30-Jährige, die aus Wetzlar stammt, ist seit Anfang des Jahres wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.

In seiner Laudatio lobte Prof. Dr. Reinhard Schnettler besonders die Zielstrebigkeit der jungen Wissenschaftlerin, deren Promotionsschrift mit „summa cum laude“ bewertet wurde und deren Veröffentlichungen bereits internationale Anerkennung gefunden haben. Neben dem Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis wurde Lefèvre bereits mit dem Young Investigator´s Award 2007 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und mit einem LOEWE-Postdoc-Stipendium ausgezeichnet.

Professor Dr. Dres. h.c. mult. Andreas Oksche, langjähriger Direktor des Anatomischen Instituts der Justus-Liebig-Universität Gießen, nahm die Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille entgegen. „Wir freuen uns, mit der Verleihung der Von Behring-Röntgen-Forschungsmedaille an Herrn Professor Dr. Andreas Oksche erstmalig die herausragende Lebensleistung eines Wissenschaftlers würdigen zu können“, sagte Professor Dr. Joachim-Felix Leonhard, Präsident der Von Behring-Röntgen-Stiftung, bei der Überreichung der Medaille.

Oksches Interesse gilt der Neuroendokrinologie, der Rolle von Hormonen im zentralen Nervensystem. Besondere Verdienste hat er sich durch die Erforschung des Pinealorgans und der extraokulären Photorezeption erworben. In seiner Laudatio ließ Professor Dr. Henning Beier den wissenschaftlichen Werdegang des Preisträgers Revue passieren. Der 1926 in Riga geborene Oksche schloss 1952 in Marburg sein Medizinstudium ab und wurde im gleichen Jahr promoviert. „Bereits mit seiner Promotionsschrift ‚Der Feinbau des Organon frontale bei Rana temporaria und seine funktionelle Bedeutung’ hat er den Einstieg in sein späteres Forschungsgebiet gefunden“, erklärte Beier.

Als Assistent am Anatomischen Institut der Universität Marburg knüpfte Oksche Kontakte zu den Entdeckern der Neurosekretion Ernst und Berta Scharrer am Albert Einstein College of Medicine in New York. 1957 war er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes dort tätig. 1960 habilitierte sich Oksche mit einer Qualifikationsschrift zum Thema "Die Beteiligung der Neuroglia an sekretorischen Leistungen und Stoffwechselvorgängen des Zentralnervensystems unter besonderer Berücksichtigung des Subkommissuralorgans" an der Universität Marburg.

Nach dreijähriger Tätigkeit bei Wolfgang Bargmann am Anatomischen Institut in Kiel erhielt er 1964 den Ruf an die Justus-Liebig-Universität Gießen und übernahm 1966 die Leitung des Anatomischen Instituts, das unter seiner Leitung weltweit bekannt wurde. Oksche ist Verfasser maßgeblicher Publikationen und Fachveröffentlichungen auf den Gebieten der Anatomie, Neuroanatomie und Neuroendokrinologie.

In seiner Festrede würdigte Jürgen Banzer, Staatsminister im Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, das Potential der Marburger und Gießener Universitätsmedizin. „Das Land Hessen hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung 2006 eingerichtet, um bedeutende Forschungsleistungen in der Medizin zu fördern und zu würdigen. Die Preisträger belegen in hervorragender Weise die Leistungsfähigkeit der Universitätsmedizin in Gießen und Marburg und darüber hinaus des Forschungsstandortes Hessen – dazu möchte ich ihnen und ihren Hochschulen herzlich gratulieren.“

Weitere Informationen:

Ansprechpartnerin: Heidi Natelberg,
Von Behring-Röntgen-Stiftung
Tel.: 06421 28-22334
E-Mail: natelberg@br-stiftung.de
Internet: www.br-stiftung.de