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17.01.2011

Ein Hesse in der Neuen Welt

Intermezzo des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges – ein Hesse unter Frankokanadiern und Indianern: Kooperation zwischen dem Marburger Zentrum für Kanada-Studien und dem Hessischen Landesamt für Geschichtliche Landeskunde

Der Marburger Historiker Professor Dr. Holger Gräf wandte sich im Juli dieses Jahres mit einem spannenden Projekt an die Marburger Kanadistik. Nachdem Professor Gräf bereits eine Sammlung von Privatbriefen aus der Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges entdeckt und gemeinsam mit Frau Lena Haunert und Professor Dr. Christoph Kampmann vom Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften herausgegeben hatte, gelangte nun durch eine glückliche Fügung auch ein Tagebuch eines hessischen Offiziers in seine Hände. Das handschriftliche „Journal des Hauptmanns von Hildebrandt vom Jahr 1777“ setzt im März 1777 ein und beschreibt die Erfahrungen Hildebrandts, vor allem die Schiffsreise nach Nordamerika und seine Stationierung in der Neuen Welt. Die Aufzeichnungen enden im August 1781.

Erste Seite des Tagebuchs

Das Manuskript zeigt nicht nur bislang wenig beachtete Aspekte des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges auf, sondern dürfte auch für die kanadische Kulturwissenschaft zu einer wichtigen Quelle werden, da Hildebrandts Aufzeichnungen nicht nur militärhistorische Angaben enthalten. Vielmehr beschreibt er in zahlreichen Passagen die Kultur und Natur, die er bei seiner Ankunft in der Gegend des heutigen Kanada vorfindet. So dokumentiert er etwa ausführlich seine Begegnungen mit der frankokanadischen Bevölkerung sowie seinen Kontakt mit der kanadischen Urbevölkerung.

Aufgrund des historischen und landeskundlichen Potentials dieser rund 250 handschriftlichen Seiten entschlossen sich Professor Gräf und der Geschäftsführende Direktor des Marburger Zentrums für Kanada-Studien, Professor Dr. Martin Kuester, für eine Kooperation zwischen dem Hessischen Landesamt für Geschichtliche Landeskunde und der Marburger Kanadistik. Im Zuge dieser Kooperation wird durch den Marburger Kanadisten Marco Ulm auch eine englische Übersetzung des Manuskripts angefertigt, um Hildebrandts Aufzeichnungen auch einem nicht deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Es bestehen schon aussichtsreiche Kontakte zu einem kanadischen Universitätsverlag.

Beschreibung der Stadt Quebec und der ersten Begegnung mit der indianischen Bevölkerung