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27.01.2011

Erforschung der antiken Seefahrt

Neu an der Universität Marburg: "Nautische Archäologie"

Ein deutsches Novum weist das Archäologische Seminar der Philipps-Universität Marburg seit diesem Wintersemester auf: Einmalig in Deutschland wird hier "Nautische Archäologie" gelehrt, die sich mit allen Aspekten der antiken und mittelalterlichen Seefahrt beschäftigt. Forschungsgegenstand sind insbesondere Schiffswracks, deren Ausgrabung eine ganz eigene Methodik verlangt und um ein Vielfaches aufwendiger ist als archäologische Grabungen an Land.

Ralph K. Pedersen (Foto: privat)

Mit dem Amerikaner Prof. Dr. Ralph K. Pedersen, der eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst finanzierte Gastdozentur inne hat, konnte einer der wenigen Spezialisten auf diesem Gebiet der Unterwasser- und Schifffahrtsarchäologie gewonnen werden. „Nicht nur für die Klassische Archäologie, sondern für alle Fächer des Marburger Centrums Antike Welt hat Pedersens Forschungsgebiet eine hohe Relevanz“, sagt Gastgeber Prof. Dr. Winfried Held. Schließlich komme der Seefahrt im Mittelmeerraum große Bedeutung in der Erforschung der Verbreitung von Ideen über Handelswege in der Antike zu. Deshalb hofft Held auch, die nautische Archäologie dauerhaft in Marburg etablieren zu können und freut sich über die seit kurzem deutlich ausgebauten Kontakte zur Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie. Im Juni dieses Jahres wird es ein gemeinsames Symposium zur Seefahrt der Phönizier geben.

Pedersen, der am renommierten Institute of Nautical Archaeology (INA) der Texas A&M University promovierte, beschäftigt sich insbesondere mit der antiken Schifffahrt im östlichen Mittelmeer, dem Roten Meer und dem Persischen Golf. Er war unter anderem an der Ausgrabung des bronzezeitlichen Schiffswracks von Uluburun beteiligt, dessen aufsehenerregende Funde vor einigen Jahren in einer Ausstellung im Bergbaumuseum Bochum zu sehen waren. Weitere Unterwasserausgrabungen und -forschungen unternahm der 49-Jährige in Bahrain, Eritrea, Indien und Libanon.

An Marburg liebt er sowohl das wissenschaftliche Umfeld als auch das große Interesse der Studierenden. Derzeit bereitet Pedersen ein Forschungsprojekt zur Lahn vor: Mit Studierenden, die gerade tauchen lernen, werde man den Fluss besonders unterhalb der Weidenhäuser Brücke untersuchen, um nach alten Keramiken oder Ähnlichem zu suchen. Im Sommer darf ebenfalls eine kleine Gruppe von Marburgern mit ihm in den Libanon auf Forschungsexpedition gehen.