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09.11.2011

„Tausend Jahre Wissen – Die Rekonstruktion der Bibliothek der Reichsabtei Corvey“

Ausstellung im Marburger Landgrafenschloss bis 12. Februar 2012

Bücher der Klosterbibliothek Corvey, die heute zum Bestand der Marburger Universitätsbibliothek gehören. In vielen Fällen ist die Herkunft nur noch an den Büchern selbst erkennbar – etwa durch blaue Streifen auf den Buchrücken (Foto: Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg).
Ein untergegangener Bücherschatz ersteht wieder auf – die digitale Technik macht es möglich: Seit dem Jahr 2008 beteiligt sich die Marburger Universitätsbibliothek an der virtuellen Rekonstruktion des Buchbestandes der Reichsabtei Corvey, die ein ganzes Millennium abendländischer Überlieferung repräsentiert. Jetzt bietet die Wanderausstellung „Tausend Jahre Wissen“ im Landgrafenschloss die Gelegenheit, bedeutende Werke der Marburger Unibibliothek aus Corvey in ihrem ursprünglichen Kontext zu besichtigen.

Die Präsentation im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität ist aus einem Forschungsprojekt der Universität Paderborn hervorgegangen, das den Bestand der Klosterbibliothek virtuell zu rekonstruieren versucht, eines bedeutenden Zentrums der Produktion, Speicherung und Vermittlung von Wissen seit dem frühen Mittelalter.

„Die Reichsabtei in Corvey befand sich einst an politisch und kulturell exponierter Lage im Osten des fränkischen Reiches und gehörte seit der karolingischen Zeit zu den bedeutendsten Klöstern Mitteleuropas“, erklärt Dr. Bernd Reifenberg von der Marburger Unibibliothek. Als vor 200 Jahren im Zuge der Säkularisation die Klosterbibliothek aufgelöst wurde, gelangten umfangreiche Bestände an vornehmlich weltliche Institutionen. Im September 1812 erhielt die Marburger Universitätsbibliothek über 30 mittelalterliche Handschriften und zahlreiche Drucke aus Corvey.

Indem diese gemeinsam mit Leihgaben aus der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn gezeigt werden, eröffnet sich ein Gang durch eine 1000-jährige abendländische Bildungs- und Mediengeschichte mit Handschriften, Inkunabeln und Drucken zu theologischen, kulturellen und historischen Themen. „Die Ausstellung verändert sich an jeder Station“, erklärt Kuratorin Anja Jackes vom Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO an der Universität Paderborn. In Marburg sind beispielsweise Fragmente und eine mittelalterliche Bibel ausgestellt, die trotz der Zerstörung der Klosterbibliothek im 30-jährigen Krieg gerettet werden konnten; aus der Zeit des Wiederaufbaus der Bibliothek ist unter anderem das berühmte zweibändige naturwissenschaftliche Werk „Mundus subterraneus“ von Athanasius Kircher (1665/68) über die unterirdische Welt und das Innere der Erde zu sehen.

Weitere Informationen:
"Leitfaden für Anfänger oder Abriss der Chroniken und Geschichten", eine Inkunabel mit kolorierten Holzstichen (Foto: Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg)

Die Ausstellung ist vom 9. November 2011 bis 12. Februar 2012 dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Führungen:

  • So, 20. November 2011, 14 Uhr, Dr. Bernd Reifenberg „Spuren einer barocken Klosterbibliothek“ (Voranmeldung: Literaturland-Büro, Tel.: 069-1554960)
  • So, 4. Dezember 2011, 14 Uhr, Dr. Margret Lemberg „Von Corvey nach Marburg“ (Treffpunkt Foyer Museumskasse)
  • So, 15. Januar 2011, 14 Uhr, Anja Jackes M.A. „Tausend Jahre Wissen“ (Treffpunkt Foyer Museumskasse)

Kontakt:

Kuratorin Anja Jackes (Paderborn) und Dr. Bernd Reifenberg (Marburg) mit zwei Bänden eines Werks, von denen der eine 1812 nach Marburg kam, während der andere sich heute in der Erzbischöflichen Bibliothek in Paderborn befindet (Foto: Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg)

Dr. Agnes Tieze, Direktorin des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-22355; E-Mail: museum@verwaltung.uni-marburg.de

Dr. Bernd Reifenberg, Referent für Handschriften und Rara, Universitätsbibliothek Marburg
Tel.: 06421 28-25101; E-Mail: bernd.reifenberg@ub.uni-marburg.de

Zum Paderborner Forschungsprojekt und weitere Informationen zur Wanderausstellung: http://www.unesco.de/5538.html