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17.03.2011

Hochfunktionale Störungsbilder

Dr. Inge Kamp-Becker erhielt Hermann-Emminghaus-Preis 2011

Die Marburger Psychologin Dr. Inge Kamp-Becker hat am 2. März 2011 in Essen den Hermann-Emmighaus-Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie entgegen genommen. Die mit 5.500 Euro dotierte Auszeichnung würdigt die Forschung der von ihr geleiteten Arbeitsgruppe „Autismus-Spektrum-Störungen“. „Die empirischen Untersuchungen der Marburger Wissenschaftler zu hochfunktionalem Autismus tragen zu einem tieferen Verständnis der Erkrankung bei und geben so wichtige Impulse für die klinische Praxis“, begründet der Vorsitzende des Kuratoriums Professor Dr. Martin H. Schmidt die Wahl der Preisträger.

Emminghaus-Preis
Dr. Inge Kamp-Becker nimmt für die Arbeitsgruppe „Autismus-Spektrum-Störungen“ den Hermann-Emminghaus-Preis 2011 in Empfang - v.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. M. Schmidt (Kuratoriumsvorsitzender Hermann-Emminghaus-Preis), Dr. I. Kamp-Becker (Preisträgerin Hermann-Emminghaus-Preis 2011), S. Finkbeiner (Lilly Deutschland GmbH)
Bild: © Hermann-Emminghaus-Preis

Die Marburger Arbeitsgruppe beschäftigt sich bereits seit 2001 mit der Erforschung autistischer Störungsbilder. Dabei handelt es sich um tiefgreifende und schwerwiegende Entwicklungsstörungen, die in der frühen Kindheit beginnen und auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Eine Diagnose ist trotz der großen Bandbreite an Symptomen, klinischen Manifestationen und Ausprägungsgraden bei „klassischen“ Fällen mit großer Zuverlässigkeit möglich. Bei Patienten mit hochfunktionalem Autismus, die trotz ihrer Störung ein gutes Funktionsniveau aufweisen, gestaltet sich dies jedoch deutlich schwieriger. Dieses Störungsbild – insbesondere dessen (differential-)diagnostische, genetische und therapeutische Aspekte – stellt einen wichtigen Gegenstand der aktuellen Forschung der Arbeitsgruppe dar.

In einer Studie zur Identifizierung von Frühsymptomen konnte die Arbeitsgruppe unter anderem zeigen, dass das Vorliegen von ängstlich-zwanghaftem Verhalten bei jungen Kindern ohne kognitive Beeinträchtigung den Verlauf der Störung besser voraussagt als andere Merkmale wie beispielsweise Intelligenz. Ein weiteres Forschungsthema stellt die frühe und sichere Diagnosestellung dar. Um eine gute differentialdiagnostische Abgrenzung von hochfunktionalem Autismus zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zu ermöglichen, entwickelte die Arbeitsgruppe ein Kurzinterview im Sinne eines Screeningverfahrens. Weitere Studien der Arbeitsgruppe zur Erforschung der Erkrankung des autistischen Spektrums, zu ihrer Ätiologie und ihren Behandlungsmöglichkeiten sind bereits angelaufen bzw. befinden sich in Vorbereitung.

Der nach Hermann Emminghaus, einem Wegbereiter der deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrie, benannte Preis wird seit 1981 alle zwei Jahre für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie – insbesondere der biologischen Kinder- und Jugendpsychiatrie – verliehen. Seit 1995 wird der Preis von der Lilly Deutschland GmbH gesponsert.

Weitere Informationen:
Ansprechpartnerin: Professorin Dr. Katja Becker,
Fachbereich Medizin
Tel.: 06421 58-66260
E-Mail: Katja.Becker@med.uni-marburg.de