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11.01.2012

Verkehrsuntersuchung zur Entwicklung der Philipps-Universität Marburg

Informationsveranstaltung der Philipps-Universität und der Universitätsstadt Marburg für Bürgerinnen und Bürger am 11.1.2012

Die Philipps-Universität und die Universitätsstadt Marburg stellten am 10. Januar 2012 im Rahmen einer Informationsveranstaltung das Ergebnis der Studien zur Mobilität und einer Verkehrsuntersuchung zur Entwicklung der Philipps-Universität vor und erläuterten gemeinsam mit dem Hessischen Baumanagement den Fortgang der Planungen zur zentralen Universität. Ziel war es, die infrastrukturellen Anforderungen zu klären, die mit dem geplanten Campus Firmanei und hierbei insbesondere dem Neubau der Universitätsbibliothek einhergehen. Universitätspräsidentin Professorin Dr. Katharina Krause bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede für die hervorragende Zusammenarbeit aller Instanzen. Sie hob hervor, dass die Mitglieder der Universität sich rege an der Mobilitätsstudie beteiligt hätten, die so eine hervorragende Grundlage für die Planungen und für die Entwicklung zu einer Universität und Stadt der kurzen Wege darstelle. Das große Interesse an der Veranstaltung gebe den Planungsbeteiligten die Chance, den Arbeitsfortschritt sichtbar zu machen und aus den Reaktionen der Öffentlichkeit aus Universität und Stadt Anregungen für die Weiterarbeit aufzugreifen. Der Neubau, der bis Ende 2016 am Pilgrimstein in zentraler Innenstadtlage entsteht, bildet das Herzstück der Campusplanungen, die, so Oberbürgermeister Egon Vaupel in seiner Begrüßung, einen "historischen Stadtneubau" bedeuteten, der das Bild der Universitätsstadt nachhaltig prägen werde und bereits jetzt zur Belebung der Nordstadt beitrage.

Geographie-Professorin Dr. Simone Strambach und Hendrik Kohl erläuterten die Mobilitätsstudie aus dem Wintersemester 2010/11, welche die räumliche Mobilität und die Verkehrsmittelwahl von Studierenden und Beschäftigten der Philipps-Universität untersuchte. Die repräsentative Studie ergab, dass der Großteil der Studierenden die universitären Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Lediglich 5,4 % sind mit dem Auto unterwegs. Während die wissenschaftlichen Beschäftigten trotz altersbedingter Unterschiede insgesamt ähnliche Präferenzen bei der Verkehrsmittelwahl haben, greifen bei den technisch-administrativen Beschäftigten fast 70 % auf PKW zurück, circa 18 % erreichen ihren Arbeitsplatz zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Insgesamt weist Marburg mit einem höheren Wert für Fuß- und Busnutzung als der Bundesdurchschnitt ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten auf, wobei dem Wohnort für die Nutzung des Autos eine entscheidende Rolle zufällt.

Die Ergebnisse der Studie sind bereits in das Verkehrsgutachten eingeflossen, das der Stadt- und Verkehrsplaner Axel C. Springsfeld vom Aachener Büro für Verkehrsplanung (BSV) erarbeitet hat. Aufgabe war es, den Bestand an Parkplätzen und ihre Auslastung im weiteren Planungsgebiet des Campus Firmanei zu erheben und ein Konzept für ein künftiges Parkplatzangebot und seine Bewirtschaftung zu erarbeiten. Ziel sei, das Verkehrsaufkommen möglichst stadt- und umweltverträglich abzuwickeln und dazu ein Gesamtstellplatzkonzept für den Bereich Nordstadt zu entwickeln, das sich an allen Nutzergruppen - Anwohner, universitäres Publikum und Einzelhandel - orientiere, legte Springsfeld dar. Zwar könne der Stellplatzbedarf des Campus Firmanei sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig durch vorhandene Flächen gedeckt werden, zusätzlich sei aber der Bau einer bedarfsgerechten, abschnittsweise realisierbaren Parkpalette an der Wilhelm-Röpke-Straße und deren Anbindung an das neue Campus-Gelände erforderlich. Der schon öfter angesprochene Bau einer Tiefgarage im Bereich des Audimax werde noch geprüft. An der Ecke Bunsen-/Deutschhaussstraße sei zudem die mittelfristige Bereitstellung weiterer Parkplätze in einer Tiefgarage möglich. Auch für Fahrradfahrer sei die Bereitstellung sicherer und witterungsgeschützter Abstellmöglichkeiten geplant. In seinem Fazit betonte Springsfeld, dass ein ausreichendes Stellplatzangebot für die einzelnen Nutzergruppen vorhanden sei und der Parksuchverkehr somit reduziert werde. Dafür seien eine attraktive, gestalterisch hochwertige und barrierefreie Erschließung, attraktive Wegeverbindungen für die Fußgänger sowie eine gute Busanbindung für die Akzeptanz der entfernteren Parkplätze wichtig.

Über die Vorbereitungen für den Neubau der zentralen Universitätsbibliothek informierte schließlich der Architekt Raphael Kückmann vom Hessischen Baumanagement (HBM). Dazu werde im bereits 2012 mit der Baufeldfreimachung und den archäologischen Grabungen auf dem Campusgelände begonnen. 2013 erfolge der Rückbau der ehemaligen Frauenklinik und des Schwesternwohnheims. Im selben Jahr sollen auch die Sanierungsmaßnahmen an ehemaligen Klinikgebäuden und der Neubau des Deutschen Sprachatlas am Pilgrimstein begonnen werden. Die Planer würden im laufenden Jahr in einer speziellen Veranstaltung auf die Anwohner zukommen.

Während der Bauarbeiten erfolge die Baustellenzufahrt vom Pilgrimstein aus, weswegen der bisherige Fußgängerzugang zum Alten Botanischen Garten im Bereich der ehemaligen Frauenklinik nicht mehr zur Verfügung stünde, fuhr Kückmann fort. Wie von Anfang an in den Planungen vorgesehen, werde neben den bisherigen weiteren Zugängen zum Gartengelände über einen neuen Steg eine barrierefreie Erschließung vom Mühlgraben her im Bereich der Gewächshäuser verwirklicht. Dabei seien notwendige Baumfällmaßnahmen mit der Unteren Naturschutzbehörde sorgfältig abgestimmt worden. Die umfangreichen Ersatzpflanzungen innerhalb des ehemaligen Kliniksareals werden die Aufenthaltsqualität innerhalb des Campus nach Abschluss der Arbeiten deutlich verbessern. Auch während der weiteren Bauarbeiten würden Maßnahmen zum Schutz des alten Baumbestandes wie etwa notwendige Bewässerungen getroffen. Dafür sei eine ökologische Baubegleitung vorgesehen. Bei der bevorstehenden Detailplanung der Außenanlagen würden auch das Interesse der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer an geeigneten Abstellflächen verstärkt Beachtung finden.

Die mit reger Publikumsbeteiligung geführte und sehr sachkundige Diskussion wurde von Bürgermeister Dr. Franz Kahle moderiert. Sie fokussierte den Ausbau von Angeboten für den Radverkehr - auch zwischen der Innenstadt und den Lahnbergen, erinnerte an die Notwendigkeit, ausreichend Parkplätze für alle Nutzer vorzusehen, hob die Notwendigkeit einer intelligenten Parkraumbewirtschaftung hervor und betonte den Schutz des Alten Botanischen Gartens, insbesondere auch während der Bauarbeiten.

Die ausführlichen Inhalte der drei Studien stehen zum Download bereit:

Präsentation zur Mobilitätsstudie Philipps-Universität Marburg

Verkehrsgutachten zum ruhenden Verkehr

Vorbereitung Neubau Zentrale Universitätsbibliothek

Weiterführende Informationen:

STRAMBACH, S.; KOHL, H. & K. MOMBERG (2011): Mobilität und Nachhaltigkeit im Zuge städtebaulicher Restrukturierungen - Räumliches Mobilitätsverhalten und Verkehrsmittelwahl von Studierenden und Mitarbeitern/-innen der Philipps-Universität Marburg. In: GEOFOCUS Heft 4 .