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09.05.2012

Wasser aus 100 Metern Tiefe

Schlossbrunnen aus dem 17. Jahrhundert ist restauriert und wieder zugänglich

Marburger Schlossbrunnen
Der restaurierte Marburger Schlossbrunnen aus dem 17. Jahrhundert ist wieder für Besucher zugänglich. Foto: Georg Kronenberg

Nach mehrmonatigen Freilegungsarbeiten wurde am 8. Mai der historische Brunnen am Marburger Landgrafenschloss eingeweiht. Im Rahmen von Führungen ist er ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich und nach der Restaurierung wieder in seinem ursprünglichen Zustand wie im 17. Jahrhundert zu besichtigen.

Die Stadt Marburg und die Philipps-Universität führten das Schlossbrunnenprojekt gemeinsam durch. Prof. Dr. Joachim Schachtner, Vizepräsident der Philipps-Universität, und Dr. Christoph Otterbeck, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, eröffneten die Veranstaltung anlässlich der Brunneneinweihung. Die Stadt Marburg vertraten Oberbürgermeister Egon Vaupel und Bürgermeister Dr. Franz Kahle.

Von September 2011 bis März 2012 hatten die Brunnenexperten Dr. Reiner Glück und Marco Glück den Brunnen bis auf den Grundwasserspiegel auf Lahnniveau freigeräumt. Sie schnitten 38 Stahlträger aus dem Brunnenschacht heraus – diese waren im Jahr 1880 installiert worden, um darauf Holzbühnen für Wartungsarbeiten zu befestigen. Anschließend beseitigten sie 50 Kubikmeter Geröll. Der Brunnen befindet sich in einem Gewölbekeller unter der Nordterrasse des Schlosses. Zugänglich ist er über einen vom Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg neu gebauten Weg vom Hexenturm bis zur Eingangstür in der nördlichen Schlossmauer.

Der Schlossbrunnen wurde im Jahr 1675 auf Veranlassung von Landgräfin Hedwig Sofia fertiggestellt. Er hat einen Durchmesser von 2,5 Meter, bis auf vier Metern Tiefe ist der Brunnen gemauert, weitere knapp 50 Meter bestehen aus Naturfels, der untere rund 45 Meter tiefe Abschnitt ist mit Sandsteinquadern gemauert. 1880 wurde eine Pumpe mit Gasmotor in den Brunnen eingebaut, um das Wasser 108 Meter hoch in den als „roten Hahn“ bezeichneten Wasserbehälter im Schloss zu befördern. Für die Installation und Wartung hatte die preußische Bauverwaltung 19 Holzbühnen einbauen lassen, die auf Stahlträgern befestigt waren. Die Idee zur Brunnenrestaurierung stammte von dem ehemaligen Marburger Baudirektor Elmar Brohl. Finanziert wurde das Projekt von der Stadt Marburg. Die Freilegung kostete 140.000 Euro, die Herstellung des Weges schlug mit 20.000 Euro zu Buche.

Ein Kurzfilm informiert über die Geschichte der Wasserversorgung im Landgrafenschloss und die mehrmonatigen Freiräumarbeiten. http://www.marburg.de/de/116577