Zurück zur Übersicht

01.06.2012

Islamische Theologie im Gespräch

West-östlicher Austausch zwischen Marburg und Qatar über eine mögliche Zusammenarbeit

Aisha al-Mannai
Die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Aisha al-Mannai von der Universität Qatar bei ihrem Vortrag über die Rolle der Frau im Islam (Foto: Muhammed Altunkaya).

An deutschen Universitäten wird in den nächsten Jahren der Ausbau des Studienfachs Islamische Theologie weiter forciert. Vor diesem Hintergrund prüft die Philipps-Universität Möglichkeiten, mit Universitäten in der islamischen Welt zu kooperieren. Ende Mai war eine Delegation aus Qatar zu Gast am Centrum für Nah- und Mitteloststudien, um mit Marburger Islamwissenschaftlern, Theologen und Vertretern der islamischen und jüdischen Gemeinde über eine mögliche Zusammenarbeit bei der akademischen Ausbildung von islamischen Theologen und Religionslehrern zu diskutieren.

„Diese Entwicklung wird die theologische Landschaft in Deutschland und Europa mitbestimmen“, sagt Professor Dr. Albrecht Fuess, Islamwissenschaftler am Centrum für Nah- und Mitteloststudien. „Der Einfluss wird auch in den islamischen Ländern spürbar werden.“ Die Professoren aus Qatar und Marburg sind sich einig in ihrer Einschätzung, dass das im internationalen Vergleich in Deutschland hervorragend finanzierte Fach Islamische Theologie weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Deutschland werde sich zu einem Treffpunkt für muslimische Theologen entwickeln.

In dem überkonfessionellen Dialog haben sich die Teilnehmer aus Qatar und Marburg auch über ihre unterschiedlichen Perspektiven ausgetauscht: „In Deutschland bewegt sich die islamische Theologie in einer anderen Kultur und akademischen Lehrtradition“, sagt Fuess. Dem müsse man beim Aufbau eines islamischen Theologiestudiums und bei der Lehrerausbildung Rechnung tragen. Die Gäste – darunter die einzige Dekanin einer Fakultät für Scharia- und Islamwissenschaften in den Golfstaaten – betonten, dass sich Unterrichtsinhalte und -methoden nicht von Qatar nach Marburg und umgekehrt übertragen lassen. Wenn ein Studiengang für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Marburg eingerichtet werde, müsse dieser die Lehren des Islam mit der Geschichte der Theologie an deutschen Hochschulen verbinden, und es müsse die Lebenssituation der in Marburg lebenden Muslime berücksichtigt werden.

„Islamische Theologie wird in Europa eine andere Ausprägung haben als in den islamischen Ländern. Bei allen Unterschieden im Verständnis von Religion und Theologie freuen wir uns auf die Fortsetzung des Dialogs mit den Wissenschaftlern aus Qatar“, so das Fazit von Fuess.

Kontakt

Professor Dr. Albrecht Fuess
Centrum für Nah- und Mitteloststudien, Fachgebiet Islamwissenschaften
Tel.: 06421 28-21302
E-Mail