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27.09.2012

Arbeit als Lebensmotor

Erziehungswissenschaftlerin Carolin Tillmann mit RheumaPreis ausgezeichnet

Foto Rheumpreis
Die drei Preisträger (von links nach rechts): Sina Harders, Raymund Vogl-Hainthaler, Carolin Tillmann. Foto: Stefan Wernz

Drei Berufstätige mit Rheuma sind am Mittwoch bei einer feierlichen Preisverleihung mit dem RheumaPreis 2012 ausgezeichnet worden. Carolin Tillmann, Sina Harders und Raymund Vogl-Hainthaler erhielten den Preis als Anerkennung für ihre außergewöhnlichen Ideen und Wege, mit denen ihnen eine erfolgreiche Berufstätigkeit mit Rheuma gelungen ist. Geehrt wurden auch ihre Arbeitgeber, die Philipps-Universität Marburg, die Rewe Markt GmbH und die Siltronic AG, die bemerkenswertes Engagement für Arbeitnehmer mit Rheuma bewiesen hatten. Die drei Gewinner wurden von einer Jury aus 72 Bewerbungen ausgewählt. Der Preis ist mit je 3000 Euro dotiert.

„Menschen mit Erkrankungen wie Rheuma brauchen kein Mitleid, sondern eine faire Chance, sich am Arbeitsmarkt – soweit gesundheitlich möglich – beteiligen zu können“, sagt Preisträgerin Carolin Tillmann. Die 34-Jährige, die seit einigen Jahren die chronische Erkrankung Systemischer Lupus erythematodes hat, erhielt diese Chance am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg.  Dort wurde ihr Arbeitsplatz so gestaltet, dass sie ihr Potenzial voll ausschöpfen kann: Ein automatischer Türöffner, eine leichtgängige Tastatur und PC-Maus machen tägliche Handgriffe leichter, ein Behindertenparkplatz verkürzt die Wege ins Büro. „Die Arbeit ist mein Lebensmotor und schenkt mir Lebensqualität“, sagt Carolin Tillmann. Die Preisträgerin ist überzeugt, dass chronisch kranke Mitarbeiter eine Bereicherung für Arbeitgeber sein können, da sie sehr motiviert sind und um ihren Platz gekämpft haben. „Krankheit ist kein ausschließlich individuelles Problem, sondern der Umgang damit ist eine gesellschaftliche Angelegenheit“, sagt sie.

Große Unterstützung erfährt Carolin Tillmann durch Prof. Dr. Eckhard Rohrmann und ihre Kolleginnen des Arbeitsbereiches Sozial- und Rehabilitationspädagogik. Zusammen mit ihnen gründete sie die Projektgruppe Barriere(freiheit), die daran mitwirkt, behindernde Arbeits-, Lern- und Lebensbedingungen an der Universität abzubauen. Durch den engagierten und kreativen Einsatz von Prof. Dr. Eckhard Rohrmann, Cornelia Pietzsch von der Schwerbehindertenvertretung, Hans Bachmann aus der Personalabteilung und dem Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen  gelang es, institutionelle und strukturelle Arbeitsbedingungen zu schaffen, die es ihr ermöglichen mit chronischer Erkrankung erfolgreich berufstätig zu sein. Die Nachwuchswissenschaftlerin Carolin Tillmann promoviert zum Thema der gesellschaftlichen Stigmatisierung aufgrund individueller Einschränk­ung.

Die RheumaPreis-Verleihung im Beisein von Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Gesundheitswesen stand in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Gerd Weimer, dem Beauftragten der baden-württembergischen Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „Die Geschichten der RheumaPreis-Gewinner zeigen eindrucksvoll, was sich durch gemeinschaftliches Engagement von Arbeitgeber und Arbeitnehmer erreichen lässt. Möglich ist dies nur durch Offenheit und Flexibilität auf beiden Seiten, wozu der RheumaPreis in vorbildlicher Weise anregt“, würdigte Weimer den RheumaPreis.

Die Initiative RheumaPreis, bei der sich Rheumatologen, Arbeitsmediziner, Patientenorganisationen, Berufsverbände und ein Gesundheitsunternehmen engagieren, verleiht den Preis seit 2009 jährlich an Arbeitnehmer und Arbeitgeber für ihren partnerschaftlichen Einsatz zum Erhalt der Berufstätigkeit mit Rheuma. Das Ziel ist, Beispiele gelungener beruflicher Einbindung öffentlich zu machen und so zu zeigen, dass arbeiten auch mit Rheuma möglich ist. „Die berufliche Situation von Menschen mit Rheuma kann sich nur dann verbessern, wenn die Öffentlichkeit mehr über rheumatische Erkrankungen weiß“, sagte während der Preisverleihung Prof. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga und Partnerin beim RheumaPreis. Alexander Würfel, Geschäftsführer von Abbott Deutschland, betont: „Die Beispiele der Preisträger und ihrer Arbeitgeber zeigen auch, wie Unternehmen das Engagement von Mitarbeitern mit chronischen Erkrankungen zugutekommt, wenn sich diese entsprechend ihrer Fähigkeiten in ihrem Arbeitsumfeld einbringen können. Wir wollen andere Arbeit-geber ermutigen, den guten Beispielen zu folgen.“ Das Gesundheitsunternehmen Abbott ist ebenfalls Partner beim RheumaPreis und Sponsor des Preisgelds.

Weitere Informationen:

Carolin Tillmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Arbeitsbereich Sozial- und Rehabililtationspädagogik
Tel.: 06421-2823401
E-Mail: carolin.tillmann@staff.uni-marburg.de

Prof. Dr. Eckhard Rohrmann
Institut für Erziehungswissenschaft
Tel.: 06421-2824500
E-Mail: rohrmann@staff.uni-marburg.de