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19.11.2013

Auf Industriejobs fokussiert

Internationale Summer School „Get ahead with Optics“ in Nordafrika

Teilnehmerinnen der Summer School „Get ahead with Optics“ mit den Organisatorinnen Kirstin Baum (v.l.nr.), Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Hajer Tounsi-Guermazi, Universität Sfax und Sandy Peterhänsel, Universität Stuttgart, mit Prof. Dr. Najoua Kammoun, Universität Tunis-El Manar (Foto: Christof Pruss).
Anfang November nahmen 23 deutsche und tunesische Studentinnen und Doktorandinnen an der Summer School „Get ahead with Optics“ in Marburgs tunesischer Partnerstadt Sfax teil.  Organisiert hatten die Tagung Kirstin Baum vom Fachbereich Physik (AG Prof. Dr. Martin Koch) der Philipps-Universität Marburg und Sandy Peterhänsel vom Institut für Technische Optik der Universität Stuttgart (Gruppe Hochauflösende Messtechnik und Simulation) in Kooperation mit Professorin Dr. Faiez Gargouri und Professorin Dr. Hajer Tounsi-Guermazi aus den Fachbereichen Informatik und Physik der Universität Sfax. Das Angebot richtete sich an Optik-interessierte Masterstudentinnen und Doktorandinnen aus Deutschland und Tunesien. Im Rahmen der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft übernahm der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) die Projektfinanzierung in Höhe von 30.000 Euro aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA).

Die bereits zum zweiten Mal angebotene, achttägige Veranstaltung stand unter dem Motto: „Ready for a Job in Industry!“. Ein dreizehnköpfiges Team aus Deutschland, Frankreich und Tunesien referierte in Fachkursen dementsprechend zu optischen Messtechniken für industrielle Anwendungen. Zusätzlich bot Professor Ben Hamida einen Workshop zum Thema „Signal Processing“ an der Electrical Engineering School (ENIS) an. „So erhielten die deutschen Teilnehmerinnen nebenbei einen aufschlussreichen Einblick in den Studienalltag ihrer tunesischen Kommilitoninnen“, berichtet Projektleiterin Kirsten Baum. Schließlich sei es für viele die erste Reise nach Afrika gewesen.

Darüber hinaus wurden, wie bereits im Vorjahr, berufsvorbereitende Kurse mit Bewerbungs-, Präsentations- und interkulturellem Training angeboten. „Insbesondere die Bewerbungs- und interkulturelle Trainings mit Nicole Poëdras und ihrem Team wurden stark nachgefragt“, sagt Baum. Hier erhielten die Teilnehmerinnen nicht nur Einblicke in die unterschiedlichen Bewerbungsvorgänge in Tunesien, Deutschland und Frankreich, sondern konnten ihre Eindrücke und Erlebnisse reflektieren. „Erstaunt waren die Teilnehmerinnen über die unterschiedliche Prioritätensetzung, trotz gleicher Ausbildung, und über das unterschiedliche Wertesystem“, schildert die Marburger Wissenschaftlerin. So stünden bei den tunesischen Teilnehmerinnen Werte wie Gastfreundschaft und Würde an höherer Stelle als Selbstverwirklichung und Karriere, welche als die wichtigsten Ziele der deutschen Teilnehmerinnen formuliert worden seien.

Abgerundet wurde das Programm durch ein Gespräch am runden Tisch, bei der tunesische Referentinnen den Teilnehmerinnen Rede und Antwort standen. Professorin Dr. Hajer Tounsi-Guermazi, Professorin Najoua Kammoun von der Faculty of Sciences Tunis-El Manar, sowie Dalel Krichen, Präsidentin der “Association of Majida Boulila for Modernity (AMBM)” und Koordinatorin des Projektes “women in democracy” (WIND) in Tunesien sind in ihren Berufen erfolgreich und haben Familie; daher dienen sie als Vorbilder für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Darüber hinaus gaben sie Einblicke in den Wandel des Frauenbildes in Tunesien nach der Revolution. Die Studentinnen erfuhren beispielsweise, dass 60% der Professoren in Tunesien weiblich sind und es keine Unterschiede in der Bezahlung weiblicher oder männlicher Lehrkräfte gibt. „Jeder Einzelne muss noch stärker an seinen Visionen festhalten, dann können wir auch etwas bewegen. Wir müssen mehr kooperieren, mehr handeln statt nur davon reden“, fasst Sarah Isabelle Ksouri, deutsche Teilnehmerin mit tunesischen Wurzeln, ihren Eindruck zusammen.

Auf tunesischer Seite besteht großes Interesse an Kooperationen mit deutschen Universitäten, insbesondere mit den Fachbereichen der Philipps-Universität. „Von der Kombination von guten Theoretikern und unserer Labortechnik können beide Seiten nur profitieren“, erklärt Baum.  Jedoch sei die Planungsphase überschattet worden durch die Mitte des Jahres neu aufflammenden Proteste, worauf einige Referenten im letzten Moment abgesagt hätten. Tunesien sei um die Sicherheitslage äußerst bemüht und habe aus den Ereignissen der Revolution 2011 gelernt, so dass es keine Einschränkungen bei der Durchführung der Summer School gegeben habe und die Teilnehmerinnen sich auch jederzeit sicher gefühlt hätten.

Weitere Informationen:

www.women-in-optics.org

Kontakt

Dipl.-Ing. (FH) Kirstin Baum
Fachbereich Physik
Tel.: 06421- 28 22271
E-Mail