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16.08.2013

„Es kann so einfach sein, Grenzen zu überwinden“

Begegnungen von Studierenden aus 15 Nationen bei der Marburger Internationalen Sommeruniversität (ISU) 2013

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Internationalen Sommeruniversität bei der Eröffnungsfeier im Alten Botanischen Garten (Foto: Pressestelle der Philipps-Universität / Reinhold Eckstein).

„Es kann so einfach sein, Grenzen  zu überwinden“, resümierte Nessrine Rekik aus Marburgs tunesischer Partnerstadt Sfax ihre Eindrücke des vierwöchigen Studienaufenthalts an der Lahn im Rahmen der Hessischen Internationalen Sommeruniversität (ISU). Zur 15. Veranstaltung dieser Art waren diesmal 38 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 15 Nationen angereist: Unter Leitung von Privatdozent Dr. Johannes M. Becker vom Zentrum für Konfliktforschung und Professor Dr. Rachid Ouaissa vom Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) der Philipps-Universität beschäftigten sie sich mit „Frieden und Konflikt. Naher und Mittlerer Osten: politische, kulturelle und ökonomische Aspekte des Arabischen Frühlings - eine europäische Sicht“.

"Die ISU hat die aktuellsten politischen Entwicklungen des Sommers 2013 aufgegriffen: Sie hat sich, neben vielem anderen, mit den Ereignissen in Ägypten und mit dem Palästina-Israel-Konflikt befasst“, erläuterte Becker das Programm aus Seminaren auf Deutsch und Englisch, kulturellen Veranstaltungen, Vorträgen und begleitenden Deutsch-Sprachkursen. Unter anderem seien vier ägyptische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bei der ISU 2013 aktiv gewesen. Auch eines der spannendsten und umstrittensten Themen der aktuellen Konfliktforschung, die sogenannte Responsibility to Protect (RtP), wurde ausführlich analysiert. „Das Filmprogramm, das einmal die Woche stattfand, war sehr inspirierend und hat spannende Diskussionen zur Revolution in Ägypten oder der Israelischen Besatzung in Palästina ausgelöst“, lobte Husam Aldeen Al Dakak aus Damaskus.

Die Querverbindungen zwischen dem Oberthema der ISU und dem Programm der Exkursionen sind Teil des Konzepts. Das wechselhafte französisch-deutsche Verhältnis und seine Triebkraft für das Entstehen der Europäischen Union stand im Vordergrund der großen Exkursion nach Strasbourg, zu der auch ein Besuch im Konzentrationslager Le Stuthof/Natzweiler gehörte. Außerdem wurde auch Frankfurt/Main  als Beispiel für Kernstädte und -regionen Europas besucht. Ein besonderes Highlight sei der Besuch einer Lebensgemeinschaft in Niederkaufungen, der größten Kommune Deutschlands gewesen, die seit 1986  bei Kassel zu Hause ist, berichteten die jungen Leute aus Tunesien, Pakistan, Syrien, Libanon, Ägypten, Indien, China, Israel, Guatemala, Mexiko, USA, Kanada, Frankreich, Deutschland sowie den Niederlanden. „80 Menschen leben und arbeiten dort gemeinsam. Die Kommune versteht sich als linkes alternatives Projekt, in dem Gütergemeinschaft, Konsensdemokratie und der unmittelbare Zusammenhang von Arbeit und Leben gelebt wird“, erklärte Becker. Für die Studierenden sei neben der Gestaltung des alltäglichen Lebens in der Kommune auch der Bezug zur Kibbuzim-Bewegung in Israel interessant sowie die Frage, ob gesellschaftliche Veränderung durch einen Lebensstilwandel möglich sei.

Die ISU zeigte, dass neben der thematisch-akademischen Auseinandersetzung auch der soziale Austausch ein wichtiger Bestandteil des ISU-Programms ist. Für viele der jungen Studierenden gehört der Studienmonat in Marburg zu ihren ersten Auslandsaufenthalten, „sie machen fachliche, sprachliche und interkulturelle Erfahrungen, die sie nie vergessen werden“, sagt die Koordinatorin der ISU, Cornelia Janus. Jingwen Sun aus Shanghai zeigte sich vom Unterrichtsstil beeindruckt: „Meinungsunterschiede werden offen diskutiert. Die Lehrenden ermutigen die Teilnehmer zum offenen Dialog - Eine Qualität, die gelehrt und gelernt werden muss.“

Die Hessischen Internationalen Sommeruniversitäten sind ein Gemeinschaftsprojekt der hessischen Universitäten und werden vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Die Marburger ISU richtet sich an fortgeschrittene Studierende in Bachelor-Studiengängen und läuft bis zum 16. August 2013. Dieses Jahr wurde das erste Stipendium der Stadt Marburg an eine Studentin aus der tunesische Partnerstadt Sfax vergeben. Weitere Stipendien wurden eingeworben von der Sparkasse Marburg-Biedenkopf und der Marburger Jüdischen Gemeinde.

Weitere Informationen:

www.uni-marburg.de/isu

Ansprechpartner:

PD Dr. Johannes M. Becker
Zentrum für Konfliktforschung
Tel.: 06421 - 2824503
E-Mail: jbecker@staff.uni-marburg.de

Cornelia Janus
Koordinatorin Hessische Internationale Sommeruniversität (ISU)
Tel.: 06421 - 2826191
E-Mail: janus@verwaltung.uni-marburg.de