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20.09.2013

Deutschland zum Anfassen

Fulbright-Stipendiaten beenden Aufenthalt an der Philipps-Universität

Sam Katz, Fulbright-Stipendiat 2013 (Foto: Pressestelle der Philipps-Universität / Reinhold Eckstein).
Die Fulbright-Stipendiatinnen und -stipendiaten beim Besuch des Hessischen Landtags; dritte Reihe links außen: Koordinator Raphael Peter und Stipendiat Sam Katz (Foto: Hubert Müller).

„Mit meinem Auslandsaufenthalt wollte ich meine eigenen Grenzen hinausschieben – die geographischen, und vor allem die der Welt, in der ich großgeworden bin“, sagt der Biochemiker Sam Katz aus New York, der bis zu seinem 18. Lebensjahr der jüdisch-orthodoxen Gemeinde von Brooklyn angehörte. Für Deutschland habe er sich wegen der hohen akademischen Reputation entschieden – und weil er die Herausforderung einer neuen Sprache suchte, die er bisher nur über unübersetzbare Fachbegriffe aus Philosophie und Psychologie kannte. Er ist einer der 28 von der Fulbright-Kommission geförderten Studierenden aus den USA, die vom 4. August bis 20. September an der Philipps-Universität auf ihr Studienjahr in Deutschland vorbereitet wurden.

Ein Schwerpunkt des Aufenthalts waren die Sprachkurse, die auf die unterschiedlichen Niveaus der Teilnehmenden eingingen. Dabei war nicht nur Büffeln am Schreibtisch gefragt: Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer besuchten auch eine Berufsschule und produzierten zusammen mit Radio Unerhört eine Sendung.

Daneben bot die Gastgeberin Philipps-Universität auch ein intensives Rahmenprogramm: „In einem Landeskundeseminar und verschiedenen Exkursionen lernten unsere Gäste die deutsche Geschichte, Politik und Kultur kennen“, erzählt Organisator Raphael Peter, der die Gruppe während der vergangenen sieben Wochen betreute. Der Orientalist Professor Dr. Albrecht Fuess vom Centrum für Nah- und Mitteloststudien gab zum Beispiel Einblicke in das Thema „Islam in Deutschland“; Till Conrad, Ressortleiter „Lokales“  der Oberhessischen Presse, analysierte mit den Journalismusstudierenden die Rolle der Medien im NSU-Prozess.

Der Ausflug zum Museumsuferfest in Frankfurt, der traditionell mit einer  Führung zur Stadtgeschichte verbunden wird, kam Peter zufolge besonders gut an. „Mich fasziniert die Architektur in Deutschland – da war ‚Mainhattan‘ das volle Kontrastprogramm zu Marburgs Fachwerkhäuschen,“ beschreibt Katz. Ein weiteres Highlight war dieses Jahr der Besuch des Hessischen Landtags; „dort erlebten wir sogar eine Podiumsdiskussion der Spitzenkandidaten der Parteien mit – das war Politik zum Anfassen!,“ berichtet Peter.

In den nächsten Monaten verfolgen die Fulbright-Stipendiatinnen und -stipendiaten nunmehr ihre Studienprojekte an unterschiedlichen Universitäten in ganz Deutschland. Sam Katz zieht es nach Berlin, wo er an einem Vorhaben zur Zellregeneration mitarbeiten wird. „Bereits zur Frankfurter Buchmesse im Oktober komme ich nach Hessen zurück“, verspricht er. Schließlich werde er das Uni-Städtchen an der Lahn vermissen, das er sich über die letzten Wochen Schritt für Schritt erschlossen hat. Schade sei nur, dass er einige kulturelle Angebote erst im Laufe des Aufenthalts entdeckt habe: „Shakespeare’s Mittsommernachtstraum in der Waggonhalle zu erleben, ohne den deutschen Text im Einzelnen zur verstehen, war eine besondere Erfahrung“.

Die amerikanische Fulbright-Kommission wurde auf Initiative des US-Senators James William Fulbright unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als weltweites Programm gegründet, um das gegenseitige Verständnis zwischen den USA und mittlerweile 180 anderen Staaten durch akademischen und kulturellen Austausch zu fördern.  Die deutsche Fulbright-Kommission hat seit ihrer Gründung 1952 mehr als 40.000 US-Amerikaner und Deutsche mit einem Stipendium bedacht. Prominente Stipendiaten waren zum Beispiel der Nobelpreisträger für Medizin Erwin Neher, der Tagesthemenmoderator und Autor Ulrich Wickert, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Peter Conradi und der amerikanische Kultautor Jonathan Franzen.

Kontakt

Raphael Peter
Abteilung Internationale Sonderprogramme am Dezernat VI (Internationale Angelegenheiten und Familienservice)
E-Mail