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06.05.2014

Depressiv durch Erbe und Umwelt

Lebenswissenschaftler suchen nach den Ursachen für affektive Störungen

Die neue DFG-Forschergruppe an der Philipps-Universität nutzt unter anderem Magnetresonanztomografie, um Daten zu affektiven Störungen zu sammeln. (Foto: Anna Schroll / Hessen schafft Wissen)

Eine neue Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Philipps-Universität widmet sich affektiven Erkrankungen, also psychischen Störungen, die vor allem durch eine zeitweise Veränderung der Stimmungslage gekennzeichnet sind. Die DFG fördert das Verbundprojekt mit rund 2,6 Millionen  Euro für eine Laufzeit von zunächst drei Jahren. Sprecher des Projekts ist Professor Dr. Tilo Kircher, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität.

Die häufigsten affektiven Störungen sind Depressionen und Bipolare Störungen. „Wir wissen, dass für die Auslösung dieser Krankheiten sowohl genetische als auch umweltbedingte Ursachen eine Rolle spielen“, erklärt Kircher. Die Forschergruppe wird deshalb die Auswirkung von genetischem Risiko unter verschiedenen Umweltbedingungen untersuchen und bringt dazu Experten aus Medizin, Genetik, Physiologie, Pharmazie und Psychologie zusammen.

„Unser Ziel ist es, die neurobiologischen Grundlagen von affektiven Störungen aufzudecken“, erläutert Kircher. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erheben Daten – insbesondere zu Funktion und Struktur des Gehirns mittels Magnetresonanztomographie – bei einer Vielzahl von Patienten, Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko sowie gesunden Probanden; eine Biobank bewahrt unter anderem Haarproben, Speichel und Blutproben von ihnen auf, so dass genetische und molekularbiologische Analysen durchgeführt werden können. Nach zwei Jahren ist eine erneute Untersuchung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorgesehen. In einem weiteren Teilprojekt ist die Entwicklung statistischer Methoden geplant, die dazu dienen, die gewonnen hochkomplexen Daten zu bearbeiten.

Hinzu kommt die experimentelle Untersuchung von Risikofaktoren. Hierfür testen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Modell an Nagern, wie genetische Risiken mit Umwelteinflüssen und schützenden Faktoren zusammenwirken.

Die DFG-Forschergruppe wird die größte Gehirn-Bilddatensammlung ihrer Art zu affektiven Störungen zur Verfügung stellen und dadurch neue Möglichkeiten schaffen, Gen-Umwelt-Interaktionen bezüglich des Gehirns zu untersuchen. „Wir wollen den Weg ebnen, um zu einem ursächlichen Verständnis von affektiven Störungen zu gelangen, das hoffentlich zur Prävention und zu neuen Therapien führt“, fasst Kircher zusammen.

Neben der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, der Arbeitsgruppe für Allgemeine und Biologische Psychologie sowie den Instituten für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, für Physiologische Chemie, für Pharmakologie und Klinische Pharmazie sowie für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Philipps-Universität sind auch das Zentralinstitut für Geistige Gesundheit in Mannheim sowie die Universität Bonn an dem Forschungsverbund beteiligt.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Professor Dr. Tilo Kircher,
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Tel.: 06421 58-65200 (Sekr.: -58-66219)
E-Mail: kircher@med.uni-marburg.de