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27.02.2015

Internationale Tagung der Mikrobiologen an der Philipps-Universität

1.200 Wissenschaftler diskutieren vom 1. bis 4. März in Marburg über die aktuelle mikrobiologische Forschung

Prof. Dr. Johannes Krause, Tübingen/Jena
Prof. Dr. Johannes Krause, Direktor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, erklärt den Teilnehmern der VAAM-Tagung die historische Evolution verschiedener Krankheitserreger. Foto: Christian Stein
Vier Tage lang ist die Philipps-Universität Gastgeber für 1.200 Wissenschaftler, die vom 1. bis 4. März 2015 zur 30. Jahrestagung der „Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie“ (VAAM) nach Marburg kommen. Die Mikrobiologen diskutieren über die aktuelle Forschung zu Themen wie mikrobielle Evolution, bakterielle Zellbiologie und synthetische Mikrobiologie.

Die VAAM ist mit etwa 3.600 Mitgliedern die größte mikrobiologische Fachgesellschaft in Deutschland und Marburg ist, nach den Großräumen Berlin und München, der drittgrößte Standort im Hinblick auf die Mitgliederzahl. Dies reflektiert die national und international sichtbaren Forschungs- und Lehrleistungen auf dem Gebiet der Mikrobiologie an der Philipps-Universität, dem lokalen Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (MPI) und dem LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie. Die Arbeit der VAAM zeichnet sich besonders durch ihre Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus.

Für die Tagung konnte ein Panel von national und international angesehenen Hauptsprechern gewonnen werden. In 700 Poster-Beiträgen und Kurzvorträgen wird – vor allem durch den wissenschaftlichen Nachwuchs – die volle Breite aktueller Forschungsaktivitäten in Deutschland im Fachgebiet Mikrobiologie repräsentiert sein.

Zu den Höhepunkten zählt der einleitende Vortrag von Prof. Dr. Johannes Krause vom Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie an der Universität Tübingen. Er befasst sich unter anderem mit der genetischen Analyse von „fossilen“ Mikroorganismen, zum Beispiel mit den Erregern der Pest- und Lepra-Epidemien, die im Mittelalter grassierten. Aus den Erkenntnissen zieht er Schlussfolgerungen für den Verlauf gegenwärtiger Infektionskrankheiten.

Auf der Tagung wird die „Mikrobe des Jahres“ vorgestellt, das in Pflanzenwurzeln lebende Knöllchenbakterium (Rhizobium). Die Mikrobe liefert den Pflanzen das wachstumsfördernde Ammonium und erleichtert damit den Anbau von Bohnen, Erbsen, Linsen und Futtermitteln wie zum Beispiel Klee.

Der mit 10.000 Euro dotierte Forschungspreis der VAAM geht in diesem Jahr an Prof. Dr. Melanie Blokesch von der École Polytechnique Fédérale in Lausanne (Schweiz) für ihre herausragenden Forschungsarbeiten zu Cholerabakterien. Sie hat herausgefunden, wie diese Bakterien in der Umwelt leben und wie der Erreger Vibrio cholerae durch die Aufnahme fremder genetischer Informationen sein krankmachendes Potenzial erhöht.

Dem Geheimnis des Lebens widmet sich der Wissenschaftskabarettist Vince Ebert, der auf der Tagung einen Auszug aus seinem Programm „Evolution“ präsentiert. Er erklärt auf unterhaltsame Weise, welche Bedeutung Mikroorganismen für das menschliche Leben haben.

„Als Tagungspräsident bin ich sehr stolz, dass etwa 1.200 Mikrobiologinnen und Mikrobiologen nach Marburg kommen. Diese Jahrestagung ist für die VAAM etwas Besonders, da wir hier in Marburg das 30-jährige Bestehen der Vereinigung feiern können“, erklärt Prof. Dr. Erhard Bremer, Bakteriengenetiker an der Philipps-Universität und Leiter der VAAM-Konferenz.

Marburg ist seit langer Zeit ein weltweit bedeutender Standort für Mikrobiologie – seit der Gründung des Hygiene-Instituts an der Philipps-Universität im Jahr 1885. Rolf Thauer war ab 1976 Inhaber der ersten Professur für Allgemeine Mikrobiologie am Fachbereich Biologie. In der Folgezeit kamen weitere Professuren hinzu, so zum Beispiel in den Bereichen Molekulare Mikrobiologie, Zelluläre Mikrobiologie, Mikrobielle Biochemie und Mikrobielle Genetik. Meilensteine in der Entwicklung der Marburger Mikrobiologie waren die Einrichtung des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie 1991 und des LOEWE-Zentrums für Synthetische Mikrobiologie im Jahr 2010. Heute forschen 40 Arbeitsgruppen aus den Fachbereichen Biologie, Chemie, Pharmazie, Medizin, Mathematik und Physik an der Philipps-Universität Marburg zu Mikrobiologiethemen. „Mikroorganismen sind allgegenwärtig und Meister des Wandels. Sie sind von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung des Lebens und auch entscheidend am globalen Ökosystem beteiligt“, sagt  Professor Bremer über die Bedeutung des Forschungsgebietes.

Weitere Informationen:

Programm und Tagungsband der 30. Tagung der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) vom 1. bis 4. März 2015 in Marburg: http://www.vaam.de/tl_files/vaam/Tagungen/VAAM_Tagungsband_2015.pdf . Der Tagungsband enthält einen ausführlichen Beitrag von Prof. Dr. Rolf Thauer und Prof. Dr. Erhard Bremer über die Entwicklung und Perspektiven der Marburger Mikrobiologie.

Website zur „Mikrobe des Jahres 2015“: www.mikrobe-des-jahres.de

Informationen zur Marburger Mikrobiologie:
Fachbereich Biologie: www.uni-marburg.de/fb17/fachgebiete/mikrobio
Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie: www.mpi-marburg.mpg.de/
LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie: www.synmikro.com

Kontakt

Prof. Dr. Erhard Bremer, Fachbereich Biologie an der Philipps-Universität Marburg
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