Zurück zur Übersicht

30.11.2016

Frauenförderpreis 2016 für Aygün Habibova und Renate Renkawitz-Pohl

Feierliche Verabschiedung der langjährigen Frauenbeauftragten Dr. Ingrid Rieken

Aygün Habibova (2.v.l.) und Prof. Dr. Renate Renkawitz-Pohl (2.v.r.) wurden mit dem Frauenförderpreis 2016 der Philipps-Universität Marburg ausgezeichnet. Mit ihnen freuten sich Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause (links) und die Frauenbeauftragte Dr. Silke Lorch-Göllner (rechts). Fotos: Philipps-Universität Marburg | Markus Farnung
Verabschiedet: Dr. Ingrid Rieken war acht Jahre lang Frauenbeauftragte an der Philipps-Universität Marburg.
Fotos: Philipps-Universität Marburg | Markus Farnung
Der Frauenförderpreis 2016 der Philipps-Universität Marburg wurde an die Politik-Studentin Aygün Habibova und die Biologie-Professorin Renate Renkawitz-Pohl verliehen. Habibova wird für ihr langjähriges persönliches Engagement für Frauenförderung und Anti-Diskriminierung geehrt. Prof. Dr. Renate Renkawitz-Pohl erhielt die Auszeichnung für ihre vorbildliche Mitarbeiter/innen- und Nachwuchsförderung. Die Preisträgerinnen nahmen die Ehrung am 29. November in der Aula der Alten Universität aus den Händen der Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause entgegen. Der alle zwei Jahre verliehene Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Dr. Ingrid Rieken als Frauenbeauftragte verabschiedet

Vor der Verleihung des Frauenförderpreises wurde die langjährige Frauenbeauftragte Dr. Ingrid Rieken feierlich verabschiedet. Sie übte ihre Aufgabe von August 2008 bis November 2016 zusammen mit ihrer Kollegin Dr. Silke Lorch-Göllner aus. Rieken hat sich für Genderkompetenz in der Lehre in Schule und Hochschule stark gemacht. Dazu hat sie gemeinsam mit dem Leiter des Marburger Zentrums für Lehrerbildung, Prof. Dr. Lothar Beck, die Publikation „Gender – Schule – Diversität“ herausgegeben. Im Rahmen ihrer Arbeit in der Landeskonferenz der hessischen Hochschulfrauenbeauftragten wirkte sie an der Publikation „GENDERkompetent – Gender in der Lehre hessischer Hochschulen“ mit. Sie initiierte außerdem die Einrichtung von jährlichen MINT-Schools an der Philipps-Universität für naturwissenschaftlich interessierte Schülerinnen.

Ein besonderes Highlight in ihrer Amtszeit war die Tagung „Mutterbilder“, die sie im Mai 2013 gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen der Philipps-Universität und der Stadt Marburg ausgerichtet hatte. Vorträge und eine Ausstellung beleuchteten verschiedene Aspekte von Muttersein – vor allem die sozialen und gesellschaftlichen Hintergründe sowie die Auswirkungen auf die weibliche Identität und das Selbstverständnis von Frauen als Mütter. Aus einer gesellschaftskritischen Perspektive wurden Bedingungen für Handlungsspielräume diskutiert, um die Gestaltungsmöglichkeiten für Mutter- und Vatersein zu erweitern. Das Buch zur Tagung mit allen Vorträgen und Bildern ist 2015 erschienen.

Rieken hat Politik, Soziologie und Geschichte auf Lehramt studiert und ihr Referendariat in Osnabrück abgeschlossen. Sie war unter anderem Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut Frau und Gesellschaft (IFG) in Hannover und lehrte viele Jahre als Dozentin und Lehrbeauftragte an der Universität Hildesheim, wo sie 1998 promovierte. Von 2000 bis 2004 war sie Frauenbeauftragte in der Stadt Rehburg-Loccum. Bevor sie an die Philipps-Universität Marburg kam, war Rieken von 2002 bis 2008 in der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung in Hannover tätig.

Die Frauenbeauftragte Dr. Silke Lorch-Göllner hob hervor: „Die Zusammenarbeit mit Ingrid Rieken war immer anregend, konstruktiv und solidarisch. Besonders in konfliktreichen Situationen war ihre Bestärkung und Unterstützung von besonderer Bedeutung.“

Dr. Sylke Ernst, Sprecherin der Landeskonferenz der hessischen Hochschulfrauenbeauftragten, sagte über die Zusammenarbeit mit Ingrid Rieken: „Du hast die Entwicklung der institutionalisierten Gleichstellungsarbeit aus verschiedenen Perspektiven über einen langen Zeitraum mitgestaltet, vielen Dank für Dein Engagement auf Landesebene.“

„Gerade in der heutigen Zeit werden starke Frauen wie Ingrid Rieken mit ihrer Erfahrung, ihrer ruhigen Art und dem konstruktiven Einsatz ihres breiten Wissens gebraucht, um zu verhindern, dass das zarte Pflänzchen der Frauenförderung und Frauenforschung, das Ingrid Rieken zusammen mit anderen an der Philipps-Universität zu einer ausgewachsenen Rose herangezogen hat, zerstört wird, und um zu verhindern, dass die Glasdecke für Frauen für immer unerreichbar bleibt. Ingrid Rieken hat an der Philipps-Universität dazu beigetragen, dass wir diese Hoffnung nicht aufgeben müssen“, betonte Prof. Dr. Carmen Birkle, Sprecherin der Gleichstellungskommission der Philipps-Universität. „Ihre Arbeit ist bis zum heutigen Tag inspirierend. Ihre Ideen, Initiativen und Visionen werden in uns nicht nur weiterleben, sondern von uns und den nächsten Generationen fortgeführt werden. Dafür möchte ich persönlich und im Namen der Gleichstellungskommission Ingrid Rieken ganz herzlich danken und ihr alles Gute für den nächsten Schritt in ihrem Leben wünschen!“

Einsatz für eine Antidiskriminierungsstelle gewürdigt

Eine der Preisträgerinnen des Frauenförderpreises 2016 ist Aygün Habibova. Sie  studierte ab Oktober 2011 bis Anfang 2016 Politikwissenschaften in Marburg. Neben ihrem Studium war die gebürtige Aserbaidschanerin studentisches Mitglied im Fachbereichsrat, im studentischen Wahlausschuss und in der Gleichstellungskommission. Herausragend sei ihr Einsatz für die Einrichtung einer Antidiskriminierungsstelle an der Philipps-Universität, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Nominiert wurde Aygün Habibova von der Fachschaftenkonferenz (FSK), für die Leonie Ulrichs die Laudatio hielt. Eine Antidiskriminierungsstelle würde aus Sicht der FSK „für alle Menschen, und dadurch auch für alle Frauen, an der Universität eine Anlaufstelle für Beratung bei jeglicher Diskriminierung, besonders auch bei Mehrfachdiskriminierung“ schaffen. Momentan könnten Personen, denen Diskriminierung widerfährt, Klage einreichen. Doch der Rechtsweg sei nicht in allen Fällen passend. Eine Beratungsstelle für Fälle, bei denen nicht sofort rechtliche Schritte erwogen werden, könne oft besser helfen. Habibova habe die Arbeit der Gleichstellungskommission zu diesem Thema konzeptionell, durch Gespräche mit Betroffenen und den Austausch mit Fachschaften anderer Universitäten wesentlich vorangebracht.

Sehr aktive Mentorin mit Vorbildfunktion

Die zweite Preisträgerin ist Prof. Dr. Renate Renkawitz-Pohl, die von 1991 bis April 2016 am Fachbereich Biologie der Philipps-Universität im Fachgebiet „Spezielle Zoologie“ lehrte und forschte. Bei der Betreuung von Absolventinnen, Doktorandinnen und Habilitandinnen war Prof. Renkawitz-Pohl eine sehr aktive Mentorin mit Vorbildfunktion, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Im Nominierungsschreiben des Fachbereichs Biologie führt Prof. Dr. Monika Hassel, die auch die Laudation hielt, weiter aus: „Ihre fundierten und auf die jeweilige Person und deren Stärken zugeschnittenen Ratschläge sowie ihre Erfahrungen in der Wissenschaft und Wissenschaftspolitik haben vielen ihrer Abschlusskandidatinnen den Weg in eine wissenschaftliche Laufbahn geöffnet oder ihnen attraktive Alternativen aufgezeigt.“ Darüber hinaus war Renkawitz-Pohl von 2005 bis 2011 als Mentorin in dem hessenweiten Projekt „SciMento“ tätig. Als Dekanin und in Berufungskommissionen setzte sie sich sehr für die Erhöhung des Anteils an Professorinnen in ihrem Fachbereich ein. Sie engagierte sich für die Einrichtung von Juniorprofessuren mit Tenure-Track-Option, um für junge Wissenschaftler/innen eine bessere Planbarkeit und Familienfreundlichkeit zu erreichen. Mit Empathie und außergewöhnlichem Engagement habe Renkawitz-Pohl die Leistungsfähigkeit ihrer wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen gefördert. Auch in schwierigen beruflichen oder familiären Situationen habe sie Verständnis gezeigt und sei stets eine gute Ratgeberin gewesen.

Weitere Informationen:
Website der Frauenbeauftragten, http://www.uni-marburg.de/frauen

Kontakt

Dr. Silke Lorch-Göllner
Frauenbeauftragte der Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28 26187
E-Mail