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05.05.2017

#Bildungsereignis Reformation! Ideen, Krisen, Wirkungen

Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum im Landgrafenschloss Marburg eröffnet

Eröffneten die Sonderausstellung #Bildungsereignis Reformation! Ideen, Krisen, Wirkungen im Marburger Landgrafenschloss (v.l.n.r.): Dr. Christoph Otterbeck, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg; Christina Schlag, M.A., Kuratorin der Ausstellung; Dr. Kerstin Weinbach, Städträtin der Universitätsstadt Marburg; Prof. Dr. Katharina Krause, Universitätspräsidentin; Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats der Ausstellung. Foto: Philipps-Universität Marburg | Christian Stein
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg hat am 5. Mai 2017 die Sonderausstellung „#Bildungsereignis Reformation!“ feierlich eröffnet. Die Ausstellung, die bis zum 31. Oktober 2017 im Landgrafenschloss Marburg zu sehen ist, beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen von Reformation und Bildung. Sie ist Teil eines Veranstaltungsprogramms der Philipps-Universität zum Reformationsjubiläum, das durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert wird.

„Schon zehn Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg, dessen Jubiläum in diesem Jahr begangen wird, entschloss sich Landgraf Philipp von Hessen, eine Universität zu gründen. Für die später nach ihm benannte Philipps-Universität ist es daher eine große Freude, in der Ausstellung ‚Bildungsereignis Reformation‘ daran zu erinnern, welche Reformen für das Bildungswesen insgesamt und für das Universitätsstudium von der Reformation ausgingen“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause in ihrer Begrüßung im Fürstensaal des Marburger Landgrafenschlosses.

Der Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Ingmar Jung, sagte in seinem Grußwort: „Die heutige Ausstellungseröffnung bildet an der Philipps-Universität den Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Reformationsjubiläum befassen. Ich bin sicher, dass sie spannende Erkenntnisse über dieses Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung bereithält. Gleichzeitig freut es mich sehr, dass die Philipps-Universität für ihre Angebote zum Reformationsgedenken als einzige hessische Einrichtung eine Bundesförderung in Höhe von 240.000 Euro erhalten hat – zusätzlich zu unserer Landesförderung von 184.000 Euro.“

Die Marburger Stadträtin und Dezernentin für Bildung und Kultur, Dr. Kerstin Weinbach, betonte: „Die Ausstellung ‚Bildungsereignis Reformation‘ ist ein Höhepunkt des Marburger Reformationsjahres, denn die reformatorischen Impulse für die allgemeine Bildung dürften eine herausragende säkulare Leistung Luthers und der Reformation gewesen sein, eng verbunden mit den Konsequenzen der sprachgewaltigen Bibelübersetzung ins Deutsche und dem Aufbruch in ein neuzeitliches Menschenbild. Mit der Universitätsgründung hat Marburg davon sehr profitiert. Es ist deshalb nur konsequent, dass das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität dieses Thema Bildung in einer Ausstellung aufgegriffen hat, die weit über Marburg hinausstrahlen wird.“

Schlüssel zum Verständnis der europäischen Geschichte

„Die Reformation stand – teils verursachend, teils verursacht – im Zentrum umfassender gesamtgesellschaftlicher Wandlungsprozesse, die die europäische Neuzeit heraufführten“, sagte der Marburger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats der Ausstellung. „Die Beschäftigung mit der Reformation und ihrer Zeit ist daher kein Steckenpferd für Kirchen und Gläubige, sondern liefert einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der europäischen Geschichte und Kulturgeschichte insgesamt.“

Die Kuratorin Christina Schlag, M.A., erläuterte den Gästen das Konzept der Ausstellung. Zur Einführung lernen die Besucherinnen und Besucher die für die Ausstellung bedeutendsten Akteure der Reformationszeit kennen. Die Ausstellung ist in mehrere Themenbereiche gegliedert. Sie beleuchtet das Bildungswesen vor der Reformation, das nur einem kleinen Teil der Gesellschaft zugänglich war, die Forderung der Reformatoren nach einer flächendeckenden Einführung von Schulbildung für Jungen und Mädchen sowie einer verbesserten Ausbildung von Lehrern und Pfarrern, die Gründung der Marburger Universität im Jahr 1527, das Marburger Religionsgespräch 1529, die Veränderungen im Schulwesen im Zuge der Neuordnung der Kirche, einschließlich der „Erfindung“ der Konfirmation sowie die Entwicklung der Bildungseinrichtungen in den verschiedenen Konfessionen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Exponate aus dem gesamten deutschsprachigen Raum

„Es war eine große Herausforderung, diese historische Ausstellung aus vielen verschiedenen Museen, Archiven und Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenzustellen“, sagte Dr. Christoph Otterbeck, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg. „Die ausgewählten rund 100 Exponate, darunter originale Dokumente, Drucke und Objekte aus dem 16. Jahrhundert, geben Einblick in die bewegte Zeit der Reformation. Sie präsentieren die Ideen und Wirkungen der Reformatoren.“ Zu sehen sind beispielsweise frühe Ausgaben der wichtigen Bildungsschriften Martin Luthers und Porträts der Hauptakteure. Neben zahlreichen Büchern und Briefen ist zum ersten Mal seit langem das ursprüngliche Zepterpaar der 1527 gegründeten Marburger Universität wieder vereint. Wertvolle Archivalien berichten auch von dem zwei Jahre später erfolgten Marburger Religionsgespräch und den Konflikten der Zeit.

Die Besucherinnen und Besucher erwarten erläuternde Kommentare aller historischen Objekte und insgesamt eine frische Ausstellungsgestaltung. In zwei kurzen Filmen werden die Ideen und Konzepte der Reformatoren verständlich gemacht. Die einzelnen Bereiche der Ausstellung schließen jeweils mit aktuellen Fragen ab, fordern zu eigenen Gedanken und Aktivität auf. Durch die Präsentation im Schloss wird deutlich: Die Reformation war ein Bildungsereignis und wirkt bis heute nach.

Vielfältiges Begleitprogramm

Die Ausstellung #Bildungsereignis Reformation! Ideen, Krisen, Wirkungen“ ist vom 6. Mai bis 31. Oktober 2017 im Marburger Landgrafenschloss zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr. Kostenfreie Führungen finden samstags von 15 bis 16 Uhr statt. Gruppenführungen können bei Marburg Stadt und Land Tourismus unter 06421/99210 oder info@marburg-tourismus.de gebucht werden. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie für Studierende der Philipps-Universität ist der Eintritt frei. Der reguläre Eintrittspreis beträgt sechs Euro, ermäßigt vier Euro.

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören die Reihe „Sprechende Dinge“, in der Experten den Besuchern ausgewählte Ausstellungsobjekte erklären, sowie einmalige Aktionen für Kinder, wie die Druckwerkstatt für Kinder von sechs bis 11 Jahren, und ein  Film-Workshop, bei dem sich 11- bis 13-Jährige als „Reformationsreporter“ ausprobieren können. Die jeweiligen Termine werden über die Website der Ausstellung www.bildungsereignis-reformation.de bekannt gegeben.

Die Philipps-Universität veranstaltet 2017 ein dreiteiliges Programm anlässlich des 500. Gedenkjahres der Reformation. Neben der Sonderausstellung „#Bildungsereignis Reformation! Ideen, Krisen, Wirkungen“ widmet sich das Studium Generale im Sommersemester 2017 dem Thema „Reformation im Kontext“ ( www.uni-marburg.de/aktuelles/studiumgenerale ). Vom 27. bis 29. September 2017 findet ein interdisziplinäres und international besetztes Symposium mit dem Titel „Reformation der Kirche – Reform der Bildung“ statt ( www.uni-marburg.de/fb05/aktuelles/events/reformationsymposion ).

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm: www.bildungsereignis-reformation.de

Twitter: @Reformation_MR

Kontakt

Christina Schlag, M.A., Kuratorin #Bildungsereignis Reformation!, Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Tel.: 06421 2822066
E-Mail