26.02.2018 Vernachlässigte Tropenkrankheiten – eine globale Herausforderung

Auftaktsymposium des neuen LOEWE-Zentrums „Novel Drug Targets against Poverty-Related and Neglected Tropical Infectious Diseases“ (DRUID)

Gruppenfoto der Beteiligten
Foto: Rolf K. Wegst
Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Prof. Dr. Katja Becker, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident der Technischen Hochschule Mittelhessen Prof. Dr. Frank Runkel, Prof. Dr. Ger van Zandbergen (Paul-Ehrlich-Institut Langen), Prof. Dr. Volkhard Kempf (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Boris Rhein (v.l.).

Armut und Elend tragen dazu bei,  dass sich die sogenannten  vernachlässigten Tropenkrankheiten – die „Neglected Tropical Diseases“ (NTDs) – viel zu schnell verbreiten. Mehr als eine Milliarde Menschen leiden unter diesen Krankheiten – vorrangig in den ärmsten Ländern der Erde. Umso dringlicher ist es, dass neue Wirkstoffe, Impfstoffe und Diagnostika zur Bekämpfung der armutsassoziiertem und vernachlässigten tropischen Infektionskrankheiten bereitgestellt werden, um den Betroffenen helfen zu können.
 
Einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der NTDs leisten über 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in über 25 interdisziplinären Arbeitsgruppen im neuen LOEWE-Zentrum Novel Drug Targets against Poverty-Related and Neglected Tropical Infectious Diseases (DRUID), das im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert wird. Hessenweit kooperieren fünf Lehr- und Forschungseinrichtungen, die dort ihre Kapazitäten bündeln. Der wissenschaftliche Austausch und weitere mögliche Synergieeffekte standen am 26. Februar 2018 im Mittelpunkt eines Auftaktsymposiums in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein überreichte den Bewilligungsbescheid sowie die Urkunden. Das Land Hessen fördert das LOEWE-Zentrum in einer ersten vierjährigen Förderperiode von 2018 bis 2021 mit einer Gesamtsumme von rund 19 Millionen Euro.
 
Partner der  Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) im LOEWE-Zentrum DRUID sind die Philipps-Universität Marburg (UMR), die Goethe-Universität Frankfurt, das Paul-Ehrlich-Institut Langen und die Technische Hochschule Mittelhessen (THM). Die Gesamtleitung und wissenschaftliche Kooperation liegt in den Händen der Sprecherin Prof. Dr. Katja Becker, Biochemie und Molekularbiologie, JLU, sowie des stellvertretenden Sprechers Prof. Dr. Stephan Becker, Virologie (UMR). Am 22. Februar wurde das neue LOEWE-Zentrum in der hessischen Landesvertretung in Berlin im Rahmen eines Parlamentarischen Abends vorgestellt.
 
Wissenschaftsminister Boris Rhein sagte: „Dieser Neuzugang unter unseren LOEWE-Zentren beschäftigt sich mit einer hochrelevanten globalen Herausforderung: Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leiden an vernachlässigten tropischen Infektionskrankheiten. Es gibt zu wenige oder gar keine wirksamen Medikamente. Bei vorhandenen Medikamenten treten oft Resistenzen und starke Nebenwirkungen auf. Genau hier setzt das Forschungsprogramm des LOEWE-Zentrums DRUID an: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bündeln ihre Expertise, um neue Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln und diese zusammen mit industriellen Partnern verfügbar zu machen. Das Land Hessen fördert DRUID mit insgesamt rund 18 Millionen Euro bis zum Jahr 2021.“
 
JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, der die Gäste zum Auftaktsymposium begrüßte, dankte allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den fünf beteiligten Institutionen für ihr Engagement: „Sie stellen sich gemeinsam im neuen LOEWE-Zentrum DRUID hochaktuellen Herausforderungen, die sich länderübergreifend bei der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten ergeben, und Sie bieten vielversprechende Lösungsansätze. Es zeigt sich einmal mehr, dass internationale Spitzenforschung nur in einem funktionierenden Netzwerk gelingen kann.“ Zugleich adressierte er seinen Dank an die Landesregierung: „Ich bin dem Land Hessen sehr dankbar, dass durch die Förderung des LOEWE-Zentrums DRUID die Infektions- und Wirkstoffforschung in Hessen – ausgehend vom Medizin-Standort Gießen – noch einmal eine deutliche Aufwertung erfährt.“

Die Sprecherin des LOEWE-Zentrums, Prof. Dr. Katja Becker, betonte: „Die Bekämpfung von tropischen Infektionskrankheiten ist aus medizinischer und humanitärer Sicht eine Notwendigkeit. Sie ist von Bedeutung für Menschen in besonders betroffenen Regionen, aber auch für Reisende und Flüchtende sowie zunehmend für Menschen in gemäßigten Klimazonen. Ich freue mich daher sehr, dass hessenweit 25 Arbeitsgruppen bei der Entwicklung neuer Strategien gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten unterstützt werden. Den wissenschaftlichen Arbeiten sowie den Kooperationen mit unseren nationalen und internationalen Partnern blicken wir mit großer Spannung entgegen.“

Der stellvertretende DRUID-Sprecher Professor Dr. Stephan Becker von der Philipps-Universität Marburg ergänzt: „Wir arbeiten in Hessen schon seit geraumer Zeit eng zusammen, um tückische Krankheitserreger in den Tropen besser als bislang zu verstehen, und profitieren dabei von dem breit gefächerten Know-how der beteiligten Kolleginnen und Kollegen – es reicht von der Molekulargenetik über die Infektionsforschung bis zur Impfstoffentwicklung. Um bei der Suche nach wirksamen Mitteln gegen gefährliche Infektionskrankheiten rasch voranzukommen, möchten wir mit dem neuen Projekt an die bisherigen Erfolge anknüpfen, wie wir sie etwa im Kampf gegen das Ebolavirus erzielt haben.“

Wissenschaftliche Arbeit am LOEWE-Zentrum DRUID

Am LOEWE-Zentrum DRUID werden die in Hessen vorhandenen Kapazitäten und Expertisen gebündelt. In fünf Projektbereichen werden Targets (Zielmoleküle) aus Transkription/ Translation, zytosolische und membranassoziierte Targets sowie Targets in Wirten und Vektoren adressiert. Da die vorgeschlagenen Projekte hohes Translationspotenzial haben, sind die enge Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft und der Weg in die Anwendung vorgesehen. Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden und effiziente Vernetzungsstrukturen aufzubauen, sollen darüber hinaus weitere Partner auf nationaler und internationaler Ebene eingebunden werden.

Weitere Informationen:

Der Forschungscampus Mittelhessen ist eine hochschulübergreifende Einrichtung nach §47 des Hessischen Hochschulgesetzes der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen zur Stärkung der regionalen Verbundbildung in der Forschung, Nachwuchsförderung und Forschungsinfrastruktur.

Link zum Campus-Schwerpunkt „Mikrobiologie und Virologie“: www.fcmh.de/mv

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