04.05.2018 Robotikum an Adolf-Reichwein-Schule startet

Kooperationsprojekt macht Jugendliche fit für den Umgang mit künstlicher Intelligenz

Foto: Patricia Grähling
Schülerinnen haben einen Roboter während des Praktikums dazu programmiert, sich den Anwesenden vorzustellen.

Was genau ist eigentlich künstliche Intelligenz? Und wie funktioniert ein Roboter? Das können Schülerinnen und Schüler aus Marburgs Schulen jetzt beim Robotikum lernen. In einem besonderen Lernraum erfahren sie mehr über die Funktionen humanoider Roboter und testen aus, sie selbst zu programmieren. Mit dem Kooperationsprojekt machen die Stadt Marburg, die Philipps-Universität und die Sparkasse Marburg-Biedenkopf Jugendliche fit für den Umgang mit künstlicher Intelligenz.

„Das Thema künstliche Intelligenz begegnet uns heute im Zeitalter der Digitalisierung überall“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Es ist daher toll, dass Jugendliche im schulischen Kontext den Umgang mit humanoiden Robotern lernen.“ Es sei ein innovativer und außergewöhnlicher Weg, den die Projektbeteiligten den Schülerinnen und Schülern ermöglichen. „Das Robotikum soll dazu beitragen, das algorithmische Denken der Jugendlichen zu stärken – in der digitalen Welt kommt dem eine immer größere Bedeutung zu.“

Das Robotikum ist seit Ende 2017 in Planung und wird nun von der Stadt Marburg in Kooperation mit der Philipps-Universität und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf umgesetzt. „Es freut mich sehr, dass wir die Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität weiter stärken und mit diesem Projekt Schülerinnen und Schülern den Umgang mit künstlicher Intelligenz am Beispiel humanoider Roboter hautnah erleben lassen können“, so Professor Dr. Joachim Schachtner, Vizepräsident für Informations- und Qualitätsmanagement der Philipps-Universität. Und Andreas Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, sagte: „Die Digitalisierung schreitet voran. Dazu bedarf es der Fachkräfte von morgen. Das Robotikum wird einen wichtigen Beitrag leisten".

Das Robotikum ist ein dreitägiges „Roboter-Praktikum“ für Schülerinnen und Schüler aller Schultypen ab Klasse 9. Anmelden können Lehrerinnen und Lehrer ihre Schulklassen unter . Am ersten Tag lernen die Jugendlichen die Roboter „Didi“ und „Dodo“ kennen, führen erste Dialoge mit ihnen und programmieren selbst erste Sprachausgaben der Roboter. Am zweiten Tag geht es darum, wie Roboter sich bewegen und wie sie animiert werden. Zum Abschluss lernen die Schülerinnen und Schüler, wie Roboter sehen und fühlen, wie sie Gesichter und Emotionen erkennen können. Außerdem bekommen die Jugendlichen eigene kleine Abschlussaufgaben und Projekte, die sie zum Abschluss ihren Klassen präsentieren können.

Schulleiter Holger Leinweber begrüßte die Kooperationspartner zum offiziellen Start des Projektes in der Adolf-Reichwein-Schule. „Die Schülerinnen und Schüler sind begeistert“, verriet er. Professor Handke trage das Robotikum mit Energie und Dynamik in die Klasse hinein und reiße sie mit. Er begleitete die Gruppe zu einem Unterrichtsbesuch. Eine Klasse der Schule zeigte dabei, was die beiden Roboter mit den Namen „Didi“ und „Dodo“ und der Uni-Roboter „Nao“ können und wie sie programmiert werden. Professor Jürgen Handke erklärte den Besucherinnen und Besuchern dabei einiges über die kleinen, dem Menschen nachempfundenen, Roboter des Typs „Nao“, mit dem er selbst schon seit einigen Jahren forscht und sie in der Lehre an der Universität einsetzt. Dafür wurden er und sein Team schon mehrfach für digitale Lehrinnovation ausgezeichnet.

Schuldezernentin Stadträtin Kirsten Dinnebier ist fasziniert von den Robotern: „Es ist interessant zu sehen, wie ,Didi‘ und ,Dodo‘ mit uns Menschen ins Gespräch kommen, uns auch komplexe Antworten geben und selbst unsere Emotionen lesen können“. Sie schaute einer Gruppe Jungs über die Schulter, die „Dodo“ ein paar Yoga-Übungen machen ließen. Eine Gruppe Mädchen ließ unterdessen „Didi“ sprechen, der den OB freundlich begrüßte und auf ein Streicheln seines Kopfes hin eine Liebeserklärung verlauten ließ. „Nao“ fing auf einen kurzen Befehl hin an zu tanzen. Die Musik dazu spielt er praktischerweise selbst ab, bevor er die Arme kreißen ließ.

Für das Robotikum wurde ein Lernraum in der Adolf-Reichwein-Schule geschaffen und frisch renoviert. Dieser ist ausgestattet mit zwölf gebrauchten Laptops aus dem Medienzentrum, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Philipps-Universität für den Einsatz im Robotikum konfiguriert wurden. Über den städtischen Fachdienst für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung stehen 14.000 Euro im Haushalt der Stadt Marburg bereit, um damit studentische Hilfskräfte für das Projekt zu finanzieren. Die beiden Roboter des Typs „Nao“ hat die Sparkasse gekauft.

Bei den Schulklassen ist das Projekt schon jetzt beliebt: In einer Testphase haben schon erste Lerngruppen der Adolf-Reichwein-Schule mit den Robotern „Didi“ und „Dodo“ gearbeitet und sich mit dem Thema künstliche Intelligenz befasst. Lernmaterialien wurden in der Zeit gemeinsam entwickelt und fortlaufend aktualisiert. Lerngruppen der Richtsberg Gesamtschule haben sich ebenfalls bereits für das Robotikum angemeldet.

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