18.10.2018 Übung macht den Mediziner: Zehn Jahre Maris

4.000 Medizinstudierende profitierten bereits von Gesprächssimulationen oder Lehrmodellen – Jubiläumsfeier mit Rundgang und Festbeiträgen

Foto von zwei Studentinnen an einem Lehrmodell
Foto: Babis Ioannidis
Maris stellt Räume, Lehrkonzepte, Modelle, computergestützte Puppen und Laienschauspielerinnen und -schauspieler zur Verfügung, damit sich Medizinstudierende besser auf ihren Beruf vorbereiten können. Hier üben zwei Medizinstudentinnen im Notfallkurs die Bronchoskopie.

Seit Oktober 2008 gibt es am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg das Marburger Interdisziplinäres Skills Lab (Maris) – seitdem haben rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte vom breit aufgestellten Angebot profitiert. Maris stellt Räume, Lehrkonzepte, Modelle, computergestützte Puppen und Laienschauspielerinnen und -schauspieler zur Verfügung, damit sich Medizinstudierende besser auf ihren Beruf vorbereiten können. Beispielsweise lernen sie hier, typische ärztliche Gespräche zu führen oder körperliche Untersuchungen durchzuführen. Zum zehnjährigen Jubiläum am Freitag, 19. Oktober 2018, sind ab 11 Uhr unter anderem ein Rundgang durch das Skills Lab sowie Festbeiträge, unter anderem zu den Entwicklungen des Medizinstudiums, geplant.

Zum einen untersuchen sich die Studierenden bei Maris gegenseitig – ergänzt durch Lehrmodelle, beispielsweise das Abhören pathologischer Geräusche anhand eines Modellherzes. Zum anderen werden Gesprächssituationen mit Simulationspatientinnen und -patienten (SP) geübt. Simulationspatientinnen und -patienten werden schauspielerisch geschult, um gezielt die für die Lehrinhalte ausgewählten Erkrankungen spielen zu können. Etwa 85 Personen zwischen 11 und 82 Jahren übernehmen mehr als 100 verschiedene Patientenrollen pro Semester. In der Regel handelt es sich um Laien – aber auch einige professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler sind dabei. „Die diversen Szenarien unterscheiden sich sehr in ihrem Schwierigkeitsgrad, aber allen ist gemein, dass sich die Studierenden in sehr real wirkenden Arzt-Patienten-Situationen wiederfinden und entsprechend ihrem Lernstand gut üben können, was sie später im Alltag erwartet“, sagt Andrea Schönbauer, stellvertretende Leiterin des Lernzentrums und Leiterin des SP-Programms. Weitere Vorteile der Simulationspatientinnen und –patienten: Die Leistungen der Studierenden sind vergleichbar und echte Patientinnen und Patientinnen werden nicht zusätzlich durch Prüfungssituationen belastet. Mit Kursen, unter anderem zu chirurgischen Nähten oder Patientensicherheit, steht das Maris Medizinstudierenden nicht zuletzt auch in ihrem praktischen Jahr vor dem Abschluss des Studiums zur Verfügung.

Auch die Lehreinheiten zur interprofessionellen Teamarbeit sind im Maris nicht mehr wegzudenken. Seit zwei Jahren kooperieren vier Schulen für Gesundheitsberufe (die UKGM-Staatliche Schule für Logopäden, die Hephata Ergotherapieschule Fokus gGmbH, die Elisabeth von Thüringen Akademie und die Klapp-Schule für Physiotherapie) mit dem Maris. Ihre Auszubildenden lernen in Kursen mit Medizinstudierenden, wie die verschiedenen Berufsgruppen Patientinnen und Patienten gemeinsam besser behandeln können. „Eine gute Zusammenarbeit, Kenntnisse der Kompetenzen der anderen Berufsgruppen und Wertschätzung füreinander sind für eine gute Patientenversorgung und die Zufriedenheit des Personals gleichermaßen wichtig. Noch bevor sich die verschiedenen Berufsgruppen im beruflichen Alltag begegnen, können bei uns positive Erfahrungen gemacht und die Teamarbeit erprobt werden“ erklärt Tina Stibane, Leiterin des Maris. „Und weil alle Beteiligten die interprofessionelle Lehre für einen Erfolg halten, werden wir das Projekt, das bisher von der Robert-Bosch-Stiftung finanziell unterstützt wurde, weiterführen und sogar noch ausbauen“, sagt Stibane. 

„Maris ist ein Leuchtturm exzellenter Lehre. Es ist über Marburg hinaus sichtbar, wie auch das anhaltende hohe Interesse an Besuchen und Führungen aus dem In- und Ausland zeigen“, sagt Prof. Dr. Helmut Schäfer, Dekan des Fachbereichs Medizin. „Dass die Mehrzahl der Veranstaltungen für alle Medizinstudierenden zum Pflichtprogramm gehört, zählt zu den Erfolgsfaktoren des Marburger Skills Labs. Gleichzeitig ist es von großer Bedeutung für die Studierenden, dass auch viele Veranstaltungen angeboten werden, die nach Interesse besucht werden können“, sagt Studiendekan Prof. Dr. Roland Frankenberger.

Maris befindet sich im Dr. Reinfried Pohl-Zentrum für medizinische Lehre auf den Lahnbergen in Marburg. Das hochmoderne und funktionale Simulations-, Lehr- und Lernzentrum wurde mit insgesamt rund 6 Millionen Euro von der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung gefördert und im Dezember 2011 offiziell eröffnet. Die Stiftung unterstützte damit den Anspruch, die Qualität der Medizinerausbildung im Rahmen der sich stetig verändernden gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Bedingungen kontinuierlich zu verbessern.

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