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Zeitformengebrauch im Altsüdarabischen

Bearbeiter: Marco Bunge

Die Arbeit befasst sich mit der Verwendung der Zeitformen Präfixkonjugation (PK) und Suffixkonjugation (SK) im Altsüdarabischen. Besonders die scheinbar unterschiedslose Verwendung beider Verbformen in historisch-erzählenden Texten soll genauer betrachtet werden, um syntaktische oder semantische Unterschiede zu identifizieren. Auch Parallelen zum Zeitformengebrauch in anderen semitischen Sprachen, besonders zu den Konsekutivformen des Hebräischen, sollen zum besseren Verständnis dieses Phänomens beitragen.

Als Altsüdarabisch bezeichnet man eine Gruppe von vier Sprachen – Sabäisch, Minäisch, Qatabanisch und Hadramitisch – die durch Monumentalinschriften und zum Teil durch Minuskelbriefe belegt sind. Die schriftlichen Belege für diese Sprachen stammen ungefähr aus dem Gebiet des heutigen Jemen und der Belegzeitraum erstreckt sich vom frühen 1. Jahrtausend v.Chr. bis ins 6. Jahrhundert n.Chr. Namensgebend für diese Sprachen sind die antiken Staaten Sabaʾ, Maʿīn, Qatabān und Ḥaḍramawt.

Die sprachgeschichtlichen Beziehungen der altsüdarabischen Sprachen untereinander sind noch nicht abschließend geklärt. Einstmals galten sie als relativ homogene Sprach- oder gar Dialektgruppe. Jedoch gibt es auffällige Unterschiede, die das Sabäische von den restlichen drei Sprachen abgrenzen. So ist der Begriff „Altsüdarabisch“ nunmehr geographisch und kulturgeschichtlich aufzufassen, soll aber keine genetische Sprachverwandtschaft suggerieren.

Um der Frage nach der Verwendung der Zeitformen nachzugehen, wird ein möglichst großer Teil der überlieferten altsüdarabischen Textzeugnisse untersucht. Besonders Texte, in denen sich sowohl die PK als auch die SK in historisch-erzählenden Kontexten finden, sind hierfür interessant. Durch Vergleich der betreffenden Textstellen sowohl untereinander, als auch mit Textstellen historisch-erzählender Texte, die ausschließlich unter Verwendung der SK formuliert sind, sollen syntaktische, semantische oder andere Gründe für den Zeitformengebrauch identifiziert werden. Dabei sollen nicht nur die altsüdarabischen Sprachen untereinander verglichen werden, sondern auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in anderen semitischen Sprachen betrachtet werden. Das Ergebnis kann helfen, die altsüdarabischen Sprachen untereinander und im semitischen Kontext zu klassifizieren und den Ursprung und die Entstehung der altsüdarabischen Kulturen zu beleuchten.