12.03.2019 11. Marburg Mini Moot

Photo Ruediger Soster

Am 21. März 2019 richtet der Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg den 11. Marburg Mini Moot aus. Teams von drei Universitäten, darunter auch vier Marburger Studierende, messen dort ihre Kräfte: Wer wird die Interessen ihrer fiktiven Mandanten in einer internationalen Streitigkeit am besten vertreten?

Die Veranstaltung ist öffentlich und gibt Besuchern die Gelegenheit, Einblicke in diesen faszinierenden Wettbewerb zu erlangen. Sie wird in Englisch durchgeführt, der Sprache der internationalen Wirtschaft. Um 9 Uhr begrüßen Uni-Vizepräsident Professor Dr. Michael Bölker und der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften, Professor Dr. Markus Roth, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Aula der Alten Universität. Die Schiedsverhandlungen finden um 9.30 Uhr (Marburg ./. Frankfurt) und 11.45 Uhr (Frankfurt ./. Göttingen) in der Aula der Alten Universität statt sowie um 15.00 Uhr im Dekanatssitzungssaal des Fachbereichs Rechtswissenschaften (Göttingen ./. Marburg).

Verhandelt wird eine Streitigkeit aus einem Vertrag, mit dem ein Gestüt einem Rennpferdestall 100 Dosen Gefriersperma seines Paradehengsts verkauft hat. Als der Vertrag bereits zur Hälfte abgewickelt ist, führt die neu gewählte Regierung im Land des Rennpferdestalls einen 30-prozentigen Zoll zum Schutz ihres Agrarsektors ein, der auch das in Rede stehende Gefriersperma erfasst. Die letzte Lieferung wird für das Gestüt, das nach dem Vertrag für Zölle aufzukommen hat, damit zum Zuschussgeschäft. Es verlangt vor dem Schiedsgericht Anpassung des Vertrags. Außerdem möchte das Gestüt Beweise zweifelhafter Herkunft aus einem anderen Rechtsstreit verwenden. Dort verlangt der Rennpferdestall zu Lasten seines Vertragspartners genau diejenige Vertragsanpassung, die er hier ablehnt.

Wenn Gestüt und Rennpferdestall deutsche Unternehmen wären, würde der Streit vermutlich vor einem Landgericht landen. „In einem internationalen Rechtsstreit will aber keine Partei vor die Gerichte der anderen“, erklärt der Jurist Dr. Reinmar Wolff, der das Marburger Team betreut. Deshalb wählen Unternehmen meist eine neutrale Stelle, wenn grenzüberschreitende Streitigkeiten zu entscheiden sind, nämlich ein Schiedsgericht. „Schiedsgerichte sind im internationalen Handel heute der Regelfall“, so Wolff.

Die Verhandlung vor genau so einem internationalen Schiedsgericht simulieren die Studierenden beim Marburg Mini Moot. Die Veranstaltung ist eingebettet in den Vis Moot Court, einen prestigeträchtigen internationalen Wettbewerb, in dem studentische Teams aus der ganzen Welt ihre Kräfte messen und so spielerisch berufliche Fähigkeiten erwerben, die das Studium sonst nicht vermittelt. So können die Studierenden praktisch ausprobieren, wie sie am besten vortragen und welche Art von Argumenten am Ende überzeugt. Einen besonderen Reiz macht hier das Internationale aus: Wie überzeugt man ein Schiedsgericht, das mit Juristen aus ganz unterschiedlichen Rechtstraditionen besetzt ist? Wie geht man in eine Verhandlung, wenn auf der anderen Seite Teams aus Belgrad, Kalifornien, Ungarn und Nigeria sitzen? Gegen diese Gegner wird das Marburger Team im Vis Moot vom 11. bis zum 18.04.2019 in Wien antreten.

Der Marburg Mini Moot bietet ein Training für diesen Wettbewerb. Hier ist das „Schiedsgericht“ besetzt mit Marburger Hochschullehrern und Rechtsanwälten, die in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit tätig sind. Anders als im richtigen Leben entscheidet das Schiedsgericht am Ende übrigens den Streit nicht, gibt den studentischen Teams aber jede Menge Feedback.