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Studien

Lernen Sie unsere Forschungsprogramme kennen und informieren Sie sich über die Ergebnisse der einzelnen Studien:

Investmentfonds und Fondsmanager: 

  • Sind Produktinformationen für Investmentfonds verständlich?

    Mit der Einführung von zusammenfassenden Produktinformationsblättern (PIBs) für Investmentfonds in 2012, unterstreicht die europäische Finanzregulierung die Wichtigkeit in der Verwendung von einfacher und verständlicher Sprache für die Beschreibung von Finanzprodukten. Zielsetzung ist es dem Privatanleger einen einfacheren und transparenteren Zugang zu Produktinformation für Investmentfonds zu verschaffen. Wir bewerten, ob durch die Einführung von PIBs sowie zugehörige Richtlinien zur Standardisierung und Vereinfachung der Sprache die Verständlichkeit von Informationen für Investmentfonds verbessert wurde. Mittels Methoden automatisierter Textanalyse untersuchen und bewerten wir hierbei erstmals quantitativ im Rahmen einer Vollerhebung alle in Deutschland zum Verkauf registrierten Investmentfonds.

    Dieses Projekt wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.

    Die Studie Double Dutch Finally Fixed? A Large-Scale Investigation into the Readability of Mandatory Financial Product Information (Scheld, Stolper & Walter, 2021) dokumentiert das Projekt und ist im Journal of Consumer Policy 44 (2) veröffentlicht.

  • Welchen Effekt haben lokale Veröffentlichungspflichten für Investmentfonds auf Anleger und Anbieter?

    Leistung und Kosten eines Investmentfonds sollten transparent für den Anleger sein. Während die Kosten eines Investments in Fonds seit langem transparent veröffentlicht werden, wird die Leistung nur in Form von erzielten Renditen veröffentlicht, welche gemäß bestehender Literatur nicht unbedingt Vorhersagekraft für künftige Leistung liefern. Vielmehr scheint es für den Anleger, welcher sich entscheidet, in einen aktiv gemanagten Fonds zu investieren, wichtig zu verstehen, ob das Fondsmanagement historisch versucht hat, „aktiv“ den Markt zu schlagen. Seit April 2018 sind eine Reihe der größten US-Investmentfondsanbieter verpflichtet, Privatanlegern neben den Kosten ebenfalls ein Maß für die Leistung, d.h. die "wahre Aktivität" des Fondsmanagements offenzulegen. Wir bewerten die Reaktion der Privatanleger und die angebotsseitige Reaktion der Branche auf diese Intervention. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die vom Regulator intendierten Effekte nicht eingetreten sind: i) die Intervention hat keinen Effekt auf das Portfoliomanagement der Anbieterseite gehabt, ii) Privatanleger sind nicht in der Lage, die entscheidungsrelevante Information der historischen Aktivität des Fondsmanagements rational in Anlageentscheidungen zu übersetzen.

    Dieses Projekt wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.

  • Reagieren Anleger auf bewusstes (strategisches) Signaling des Fondsmanagements?

    "Skin-in-the-Game" (SitG) – private Beteiligungen des Fondsmanagements am eigenen Fonds – ermöglichen es, Interessen von Fondsmanagern und Anlegern durch Risikopartizipation in Einklang zu bringen. Seit 2005 sind amerikanische Fondsmanager verpflichtet ihre Anteile an selbst verwalteten Fonds offenzulegen. Jedoch kann die Information für Privatanleger als unzugänglich betrachtet werden, da sie weder standardisiert noch transparent gegenüber diesen ausgewiesen wird. Wir verwenden einen alternativen, für Privatanleger deutlich zugänglicheren, Kommunikationskanal, über den Fondsmanager SitG signalisieren: Aktionärsbriefe. Diese lassen zumeist zwar nicht das exakte Investment des Managers ableiten, liefern sehr wohl aber eine verbale Indikation, ob persönliche Anteile durch das Fondsmanagement gehalten werden. Mit Hilfe von Textanalyse untersuchen wir eine umfassende Stichprobe an Aktionärsbriefen von Investmentfonds (~ 16.000 Beobachtungen). Erste Erkenntnisse zeigen, dass Privatanleger auf bewusstes "Signaling" des Fondsmanagers reagieren. Wir finden signifikante Mittelzuflüsse durch Privatanleger im unmittelbaren Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Aktionärsbriefen, die verbal SitG kommunizieren. Im Gegensatz dazu beobachten wir, dass Privatanleger nicht auf den tatsächlich vom Management investierten Betrag, der alleinig durch Sekundärquellen und spezialisierte Fondsdatenprovider ausgewiesen wird, reagieren. 

    Dieses Projekt wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.

  • Investmentfonds: aktiv verwaltet und doch nur passiv investiert?

    Im Projekt "Affiliated mutual funds: beyond the reach of the invisible hand?" untersuchen Prof. Dr. Oscar Stolper, Prof. Dr. Andreas Walter und Kim Heyden wie sich die Vertriebskanäle von Investmentfonds auf die Aktivität von Fondsmanagern auswirken. Banken sind in vielen Ländern der Hauptvertriebskanal von Fonds und sie verkaufen hauptsächlich jene Fonds der eigenen Fondsgesellschaft ("affiliated funds"). "Affiliated funds" sind durch diesen exklusiven Vertriebskanal geringerem Wettbewerbsdruck ausgesetzt, wodurch die Aktivität des Fondsmanagements bei diesen Fonds deutlich geringer ist. Weiterhin vereinnahmen sie die gleichen Gebühren für Fonds mit hohem und niedrigem Managementaufwand. Im Gegensatz dazu verlangen Fonds ohne exklusiven Vertriebskanal geringere Gebühren bei Fonds mit geringerer Aktivität des Fondsmanagers.

  • Wie wirkt sich Narzissmus im Fondsmanagement aus?

    Im Projekt "Fund manager narcissim" untersucht Anna-Lena Bauer gemeinsam mit Prof. Dr. Stolper und Dominik Scheld wie sich Persönlichkeitsmerkmale auf Anlageentscheidungen von professionellen Investoren auswirken. In diesem Kontext beleuchtet das Projekt narzisstische Tendenzen von Fondsmanagern. Unter Verwendung von wortgetreu transkribierten Interviews mit US-amerikanischen Managern zielt das Projekt hierbei darauf ab i) mittels textanalytischer Verfahren narzisstische Charaktereigenschaften von Fondsmanager zu identifizieren, ii) deren Auswirkungen auf das Portfoliomanagement (z.B. Risiko-Rendite Verhältnis) zu analysieren sowie iii) zu untersuchen ob und inwiefern Anleger auf narzisstische Fondsmanager reagieren.

    Die Studie Fund manager narcissism (Scheld, Stolper & Bauer, 2022) dokumentiert das Projekt und ist auf der SGF 2022 vorgestellt sowie durch MarketWatch, MorningstarCapital+ und CapInside aufgegriffen worden.

  • Welche Charaktereigenschaften prägen Fondsmanager?

    Im Projekt "The Big5 in fund management" untersucht Anna-Lena Bauer gemeinsam mit Prof. Dr. Stolper und Dominik Scheld den Einfluss der aus der Psychologie bekannten "Big 5" Persönlichkeitsdimension auf Fondsmanager. Neben einer umfassenden Typisierung des Fondsmanagements strebt das Projekt hierbei an den Einfluss von Persönlichkeitsdimensionen im Rahmen professioneller Investments messbar zu machen. Die voraussichtlichen Ergebnisse des Projektes erlauben Einblicke in das "Innenleben" der Fondsmanager(innen) sowie Aufschlüsse über den potentiellen Zusammenhang zwischen professioneller Geldverwaltung und psychologischen Charaktereigenschaften.

Finanzwissen, Finanzberatung und Finanzentscheidungen privater Haushalte

  • Wie ist es um das Finanzwissen privater Haushalte bestellt?

    In diesem Forschungsprojekt wird zunächst der von der Deutschen Bundesbank erhobene repräsentative Umfragedatensatz Panel on Household Finances (PHF) dazu genutzt, den Kenntnisstand deutscher Haushalte in Finanzfragen zu eruieren und mit den Erkenntnissen des umfangreichen Literaturstrangs, der sich in den letzten 15 Jahren zum Finanzwissen von Privathaushalten in aller Welt entwickelt hat, abzugleichen. In einem zweiten Beitrag dieser Arbeit evaluieren die Autoren die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzbildung privater Haushalte und beleuchten insbesondere die Rolle, die fundiertem Finanzwissen bei der informierten Inanspruchnahme von Finanzberatungsdienstleistungen zukommt.

    Die Studie Financial Literacy, Financial Advice, and Financial Behavior (Stolper & Walter, 2017) dokumentiert das Projekt und ist im Journal of Business Economics 87(5), 581-643, veröffentlicht.

  • Welche Rolle spielt Finanzwissen für die Inanspruchnahme und Umsetzung von Finanzberatung?

    In diesem Forschungsprojekt wird der Einfluss von Finanzwissen auf die Akzeptanz von Finanzberatungsdienstleistungen untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit legen nahe, dass auch in einem Kontext, in dem Kunden nicht befürchten müssen, vom Berater übervorteilt zu werden, die Umsetzungsquote derjenigen Kunden, die über eine vergleichsweise hohe Finanzbildung verfügen, signifikant geringer ist. Damit stellt die Arbeit die bislang vorherrschende Literaturmeinung infrage, dass Kunden mit höherer Finanzbildung in erster Linie deshalb eine geringere Akzeptanz von Finanzberatungsdienstleistungen aufweisen, weil sie Fehlanreize der Berater und damit verbunden potenziell verzerrte Empfehlungen antizipieren.

    Die Studie It Takes Two to Tango: Households’ Response to Financial Advice and the Role of Financial Literacy (Stolper, 2018) dokumentiert das Projekt und ist im Journal of Banking and Finance (92), 295-310, veröffentlicht.

  • Wird Finanzberatung eher befolgt, wenn sich Kunde und Berater ähnlich sind?

    In diesem Forschungsprojekt wird erstmals die Rolle sozialer Homophilie („Gleich und gleich gesellt sich gern“) im Finanzberatungskontext untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass ein robuster Einfluss sozialer Homophilie auf die Akzeptanz von Finanzberatung besteht: Kunden, die mit ihrem Berater in allen in der Studie berücksichtigten demografischen Merkmalen (Geschlecht, Altersgruppe, Familienstand) übereinstimmen, folgen deren Handlungsempfehlungen im Durchschnitt mit einer gegenüber Kunden ohne jede Übereinstimmung mit ihrem Berater um etwa neun Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit. Dieses Verhalten ist bei männlichen Kunden maßgeblich durch Übereinstimmungen in den salienten Merkmalen Geschlecht und Altersgruppe bestimmt, während dies für weibliche Kunden nicht gilt. Damit identifiziert die Arbeit einen bislang in der Literatur nicht berücksichtigten Einflussfaktor der Akzeptanz von Finanzberatung.

    Die Studie Birds of a Feather: The Impact of Homophily on the Propensity to Follow Financial Advice (Stolper & Walter, 2019) dokumentiert das Projekt und ist in der Review of Financial Studies 32(2), 524-563, veröffentlicht. (RFS Best Behavioral Paper Award)

    In einem Anschlussprojekt wird derzeit untersucht, ob und in welchem Umfang die Frage, ob Anlageberater selbst in riskanten Wertpapieren investiert sind, sich auf die kundenseitige Akzeptanz ihrer Investmentempfehlungen auswirkt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Anlageempfehlungen von Beratern mit eigenem Wertpapierportfolio signifikant häufiger gefolgt wird. Dies legt nahe, dass das Vorhandensein eines Beraterdepots einen weiteren Einflussfaktor darstellt, der den Umsetzungsgrad von Finanzberatung maßgeblich bestimmt.

    Die Studie Do Actions Speak Louder than Words? Advisors’ Personal Portfolios and Client Response to Investment Advice (Stolper, 2017) dokumentiert die bisherigen Arbeiten an diesem Projekt.

  • Vertrauen in die Bank = Vertrauen in den Berater?

    In diesem Projekt wurde zunächst die Rolle zweier zentraler Dimensionen für die Entstehung von kundenseitigem Vertrauen – Vertrauen in die breiter gefassten Geschäftsaktivitäten des beratenden Finanzdienstleisters einerseits und persönliches Vertrauen in den Berater andererseits – für das Vertrauen in seine Handlungsempfehlungen untersucht. Die Autoren zeigen, dass Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die anders als private Geschäftsbanken kein primär auf Profitabilität ausgelegtes Geschäftsmodell verfolgen, ihren Finanzberatern gegenüber signifikant mehr Vertrauen aufbringen. Dieses Ergebnis deutet auf die bislang in der Literatur weitgehend vernachlässigte Bedeutung eines breiter gefassten Konzepts von Kundenvertrauen hin, das die Akzeptanz von Finanzberatungsdienstleistungen messbar beeinflusst.

    Die Studie Broad-Scope Trust and Financial Advice (Pauls, Stolper & Walter, 2016) dokumentiert das Projekt.

  • Räumliche Nähe zwischen Anleger und Aktiengesellschaft als Bestimmungsgröße der Aktienallokation?

    Zwei im Rahmen dieses Forschungsprogramms entstandene Studien widmen sich dem Problem der Unterdiversifikation der Wertpapierinvestitionen von Privatanlegern und untersuchen die Rolle der räumlichen Nähe zwischen Anleger und Aktiengesellschaft als Bestimmungsgröße der Aktienallokation auf nationaler und internationaler Ebene. Die Ergebnisse dieser Studien deuten darauf hin, dass Privatanleger Aktien, die von Unternehmen emittiert werden, deren Hauptsitz sich räumlich näher am Wohnort der Anleger befindet, in ihren Portfolios signifikant übergewichten. Es lässt sich für die Portfolios dieser Anleger somit ein ‚Local Bias‘ nachweisen, von dem in einer Folgestudie gezeigt werden konnte, dass er auch über Ländergrenzen hinweg Bestand hat.

    Die Forschungsarbeiten sind in den Veröffentlichungen Is Local Bias a Cross-Border Phenomenon? Evidence from Individual Investors’ International Asset Allocation (Baltzer, Stolper & Walter, 2013), Journal of Banking and Finance 37(8), 2823–2835, und Home-Field Advantage or a Matter of Ambiguity Aversion? Local Bias among German Individual Investors (Baltzer, Stolper & Walter, 2015), European Journal of Finance 21(9), 734-754, dokumentiert.

  • Profitieren besonders bekannte Unternehmen von geringeren Finanzierungskonditionen?

    In einem weiteren Projekt wurde untersucht, inwieweit Entscheidungsheuristiken privater Kleinanleger, die auf einer Illusion besonderer Vertrautheit (‚Familiarity Bias‘) mit dem emittierenden Unternehmen beruhen, die risikoadjustierten Finanzierungskonditionen dieses Unternehmens beeinflussen. Die Ergebnisse dieses Projekts legen nahe, dass Unternehmen in der Tat von einem auf einem Familiarity Bias basierenden Vertrauensvorschuss profitieren, der die Anleihefinanzierungskosten signifikant reduziert.

    Die Studie Investor Familarity and Corporate Debt Financing Conditions (Herrmann & Stolper, 2017) dokumentiert das Projekt und ist in Finance Research Letters (23), 263-268, veröffentlicht.

  • Welchen Einfluss haben negative Erfahrungen wie (Verbraucher-)Betrug auf das finanzielle Wohlergehen von privaten Haushalten?

    Dieser Frage geht die Studie Consumer Fraud Victimization and Financial Well-Being in Zusammenarbeit mit Dr. Tobias Meyll (Universität Gießen), Prof Dr. Andreas Walter (Universität Gießen) und Prof. Dr. Oscar Stolper nach. Im Kontext der Finanzlage von privaten Haushalten beschäftigt sich die Studie mit den weitreichenden negativen Folgen von Betrug an Konsumenten. Wie verändert sich das finanzielle Wohlbefinden nachdem ein Individuum Opfer eines Betrugsfalles geworden ist? Inwiefern gehen die Konsequenzen über den rein monetären Verlust hinaus und über welche Kanäle wirkt ein solch negatives Vorkommnis? Unsere empirische Forschung agiert an der spanenden Schnittstelle zwischen Household-Finance, Psychologie und Kriminologie. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Betrugsfälle das "finanzielle Selbstbewusstsein" von Opfern erheblich negativ affektieren und daher schwerwiegende, unerwünschte Konsequenzen für (zukünftige) Finanzentscheidungen bei Individuen mit sich bringen.

    Die Studie Consumer Fraud Victimization and Financial Well-Being (Brenner, Meyll, Stolper & Walter, 2020) dokumentiert das Projekt und ist im Journal of Economic Psychology (76) veröffentlicht.

  • Wissenstransfer

    Auch beim Transfer der im Rahmen des Forschungsprogramms gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis wirken wir aktiv mit. So ist Prof. Dr. Stolper beispielsweise Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Arbeitsausschusses „Finanzanalyse für den Privathaushalt“ des Deutschen Instituts für Normung (DIN), der sich neben Universitätsvertretern aus Finanzberatern und Experten des DIN-Verbraucherrats sowie Mitarbeitern von Stiftung Warentest zusammensetzt. Bereits 2014 hat dieser Arbeitskreis erfolgreich die DIN-Spezifikation 77222 „Standardisierte Finanzanalyse für den Privathaushalt“ für Basisschutz, Absicherung und Vermögensplanung auf den Weg gebracht, die eine Verbesserung der Beratungsqualität deutscher Finanzdienstleister zum Ziel hat und inzwischen von zahlreichen namhaften Branchenvertretern implementiert wurde. Derzeit entwickelt der Ausschuss diese Spezifikation zu einer vollwertigen DIN-Norm weiter, deren finale Eintragung planmäßig Ende 2017 erfolgen soll.

  • Gutes Markenimage = gute Aktie?

    Gegenstand des Forschungsprojekts von Anna-Lena Bauer und Prof. Dr. Stolper an der Schnittstelle der Themenfelder Markenführung und Investorenverhalten ist die Frage, ob private Haushalte neben ihrer Rolle als Konsumenten auch in ihren Anlageentscheidungen vom Markenimage eines Unternehmens beeinflusst sind und somit ein brand bias beobachtet werden kann. Speziell soll untersucht werden, ob und ggf. in welchem Ausmaß Aktien von Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen bei deutschen Verbrauchern ein besonders gutes Markenimage besitzen, in den Wertpapierdepots privater Haushalte in Deutschland signifikant übergewichtet sind.

  • "Gleich und gleich" im Peer-to-Peer Lending: welchen Einfluss haben Gemeinsamkeiten zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer bei Online Investments?

    Das Forschungsprojekt untersucht zum ersten Mal die Rolle von sozialer Homophilie – die Tendenz, mit ähnlichen Menschen zu interagieren – im Kontext von Peer-to-Peer (P2P) Lending. P2P Lending ermöglicht Privatinvestoren, Kredite an andere Privatpersonen zu vergeben. Dies geschieht durch direkte Interaktion auf P2P-Plattformen und einzelne Kredite werden typischerweise im Verbund mit weiteren auf der P2P-Plattform aktiven Privatanlegern ausgereicht – traditionelle Intermediäre, wie beispielsweise Banken, werden dabei nicht benötigt. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Auswahl der Projekte, in die Anleger einer großen deutschen P2P-Plattform investieren, ein robuster und signifikanter Einfluss von demografischer und geografischer Gemeinsamkeiten (Alter, Geschlecht, Wohnsitz) besteht: je ähnlicher sich Kreditgeber und Kreditnehmer sind, desto eher kommt eine Anlage zustande. Auch die Anlagesumme steigt bei zunehmender Ähnlichkeit von Kreditgeber und -nehmer messbar. Dieser Effekt sozialer Homophilie ist bei den weiblichen Investoren auf der Plattform ausgeprägter als bei den männlichen Anlegern. Zudem zeigt sich, dass Anleger mit denjenigen finanzierten Projekten, bei denen eine größere Gemeinsamkeit zwischen Kreditgeber und -nehmer besteht, im Schnitt einen geringeren Zins erwirtschaften. Ob es sich bei dem beobachteten Homophilie-Effekt um rationales Verhalten handelt oder ob er sich der bewussten Kontrolle des Anlegers entzieht, bleibt eine spannende Forschungsfrage für Anschlussprojekte.

  • Beeinflussen Finanzberater das Risikoprofil von Privatkunden?

    Dr. Lukas Brenner untersucht in diesem Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Oscar Stolper den Einfluss von Finanzberatern auf das Anlageverhalten von Privathaushalten. Zentrale Säule von Anlageempfehlungen bildet in der standardisierten Finanzberatung der Prozess zur objektiven Ableitung eines Risikotragfähigkeitsprofils des Anlegers durch den Finanzberater. Dieses sollte unabhängig vom Berater sein und individuell auf die Lebenssituation / Vermögenssituation sowie Vorlieben und Neigungen des Anlegers abgeleitet werden. Erkenntnisse der Studie deuten jedoch darauf hin, dass Finanzberater das Risikoprofil von Anlegern im Prozess (stark) beeinflussen. Dies führt in der Folge zu verzerrten Produkt- und Anlageempfehlungen durch den Berater mit weitreichenden negativen Konsequenzen für den Anleger.

  • Welchen Einfluss haben finanzielle Zuwendungen von Familie und Freunden auf das Anlageverhalten von privaten Haushalten?

    Zwei Studien, die im Rahmen des Forschungsprogramms entstanden sind, beschäftigen sich mit dem Thema, wie finanzielle Zuwendungen von Familie und Freunden das Anlageverhalten von privaten Haushalten mitbeeinflussen. Die erste Studie geht der Frage nach, wie Haushalte, die eine Erbschaft antreten oder Schenkung erhalten, mit den übertragenen Vermögenswerten umgehen. Wie beeinflusst ein solcher Mittelzufluss die finanziellen Entscheidungen von Haushalten – insbesondere im Hinblick auf das Sparen für die private Altersvorsorge? Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Erben einen Teil ihrer erhaltenen Zuwendungen für den Ausbau ihrer privaten Altersvorsorge verwenden, es jedoch beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Erben-Haushalten gibt. "Vielen Haushalten wird im Laufe der Zeit das Thema Erbschaft begegnen. Gerade in Deutschland wird es interessant sein zu sehen, ob und wie dieser Mittelzufluss die Bürger bei ihren finanziellen Anlageentscheidungen – beispielsweise am Kapitalmarkt oder für die Altersvorsorge – beeinflusst. Für den Gesetzgeber, wie auch für Finanzinstitute wird es wichtig sein, die Finanzentscheidungen von tausenden betroffenen Haushalten richtig zu antizipieren und entsprechende Weichen zu stellen." Die zweite Studie widmet sich der Thematik, wie (zugesagte) finanzielle Unterstützung durch die engsten sozialen Kreise das Anlageverhalten von privaten Haushalten beeinflusst. Gehen Haushalte, die sich auf ein soziales Fangnetz durch Freunde und Familie verlassen können, am Kapitalmarkt beispielsweise ein höheres Risiko ein? Anknüpfend an aktuelle Erkenntnisse aus dem aufstrebenden Forschungsfeld "Social Finance" wird in der Studie ein Zusammenhang zwischen einer solchen zugesagten finanziellen Unterstützung und Investitionen in risikoreiche Anlageklassen nahegelegt.

  • Was treibt die Akzeptanz von Mobile Banking an? - Eine empirische Untersuchung anhand von Transaktionsdaten

    In diesem Beitrag werden die Triebkräfte für die Einführung von Mobile Banking durch die Analyse umfangreicher Transaktionsdaten von Privatkunden untersucht. Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass die allgemeine Nachfrage nach Finanzdienstleistungen mit einer schnelleren Akzeptanz von Mobile Banking verbunden ist. Darüber hinaus neigen Kunden, die bereits Online-Bankdienstleistungen nutzen und in ihrem Zahlungsverhalten digitale Kompetenz zeigen, dazu, Mobile Banking schneller zu übernehmen. Auch sind die Akzeptanzraten unter jungen Menschen höher. Zudem scheint die gut dokumentierte geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der der Annahme von Mobile Banking in den letzten Jahren verschwunden zu sein: Gegen Ende des Berichtszeitraums nutzen Männer und Frauen Mobile Banking gleichermaßen. Diese Ergebnisse tragen zur Literatur bei, indem sie neue Forschungsfragen bezüglich des am schnellsten wachsenden Bankkanals adressieren. Darüber hinaus haben die Ergebnisse wichtige Implikationen für die Unternehmensführung, da sie den Bankmanagern bei der Kundensegmentierung und der Förderung von mobilen Bankdienstleistungen helfen.

  • Wie steht es um den Einsatz von "Digital Engagement Practices" in der Vermögensanlage?

    In diesem Beitrag geht es um den Wandel der Vermögensanlage privater Haushalte. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Zahl an Selbstentscheidern haben in den letzten Jahren neue Anbieter und Geschäftsmodelle geschaffen, die etablierte Konzepte in der Vermögensanlage herausfordern. Eine zentrale Rolle spielen Neobroker, die ihren Kunden eine einfache, intuitive und kostengünstige Partizipation am Kapitalmarkt versprechen. Der vorliegende Artikel beleuchtet in diesem Zusammenhang den Einsatz von Praktiken zur Incentivierung der Interaktion des Kunden mit dem Broker, sog. Digital Engagement Practices (DEPs). Hierzu erfolgt zunächst eine kritische Einordnung von DEPs vor dem Hintergrund potenziell unterschiedlicher Interessen von Investoren und Neobrokern. Darüber hinaus werden auf Basis aktueller Erkenntnisse aus der verhaltenstheoretisch fundierten finanzwirtschaftlichen Forschung (Behavioral Finance) die Konsequenzen des Einsatzes von DEPs erörtert. Abschließend erfolgt eine rechtliche Einordnung anhand der aktuellen Gesetzeslage und ein Blick auf künftige Herausforderungen in der Gesetzgebung.