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Dissertationsprojekt 
Der Student als Führer? Handlungsmöglichkeiten eines jungakademischen Funktionärskorps am Beispiel der Universität Kiel (1927-1945) [abgeschlossen]

Jan Thorbecke-Verlag
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Die Dissertation, die im Rahmen des Projektes "Die Studierenden der Universität Kiel" vom Präsidium der Hochschule gefördert wurde, ist im März 2017 an der Universität Kiel eingereicht und mit der Note "summa cum laude" bewertet worden. In der Arbeit werden die Handlungsmöglichkeiten jungakademischer Funktionäre am Beispiel der Biographien und Gestaltungsoptionen von 39 Studierendenführern der Kieler Universität, die zwischen der Etablierung der Kieler NS-Hochschulgruppe 1927 und dem Zerfall des NS-Regimes 1945 der Kieler Studentenschaft, dem örtlichen Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund oder der schleswig-holsteinischen Gaustudentenführung vorstanden, aufgezeigt. Dies geschieht auf dem Weg einer Analyse der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie ihres Habitus, wobei angenommen wird, dass sich in einer Generation Gemeinschaften und Gruppen bilden. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel) und Prof. Dr. Michael Kißener (Mainz) betreut und ist in der Reihe "Kieler Historische Studien" erschienen.

Publikation/Publication
Martin Göllnitz, Der Student als Führer? Handlungsmöglichkeiten eines jungakademischen Funktionärskorps am Beispiel der Universität Kiel (1927-1945) (Kieler Historische Studien 44), Ostfildern 2018.

Preise/Prizes
- Fakultätenpreis der Schleswig-Holsteinischen Universitäts-Gesellschaft 2018 [dotiert mit 3.000 Euro]
- Wissenschaftspreis der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten [dotiert mit 2.000 Euro]

Rezensionen/Reviews

"Was den für diese Untersuchung geleisteten Rechercheaufwand, die methodische Durchdringung des Stoffes, die klare Präsentation der Ergebnisse, die sprachliche Präzision und den Erkenntnisgewinn angeht, könnte sie zweifellos auch als Habilitationsschrift bestehen. [...] Göllnitz hat eine wegweisende Arbeit verfaßt, die, würde man sie mit gleicher Methode, Intensität und Gründlichkeit für andere Universitäten durchführen, vermutlich ähnliche Ergebnisse zeitigen würde."

— Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann, Informationsmittel für Bibliotheken (Juli 2018).

"Mit der hier zu besprechenden Buchfassung der 2017 an der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) angenommenen Dissertation zeigt Martin Göllnitz hingegen in einer in mehrfacher Hinsicht beispielhaften Art, wie erkenntnisfördernd Forschung in diesem Feld sein kann. Nach den bereits länger zurückliegenden Standardwerken zur Geschichte von Studierenden im „Dritten Reich“ von Geoffrey J. Giles (1985) und von Michael Grüttner (1995)[1] liegt damit wieder eine konzise gearbeitete, überzeugend argumentierende sowie gut lesbare Detailstudie vor, die als Diskursangebot zu weiterer Forschung anregt. [...] Überzeugend nutzt Martin Göllnitz in methodischer Hinsicht seine Kenntnis von Quellenbasis und Forschungsstand, um etablierte Fragestellungen zur Studierendengeschichte am Kieler Beispiel durchzudeklinieren und in den bisherigen Kenntnisstand einzuordnen. Dabei besitzt er die Offenheit, eine für einzelne Aspekte manchmal nicht hinreichend umfangreiche Überlieferung zwar vorzustellen und anzudiskutieren, zugleich aber zu konstatieren, dass damit ausreichend valide Aussagen nicht möglich seien. Dadurch vermögen diese zeitlich begrenzten Spots dennoch den Forschungsstand zu erweitern."

— Dr. Gunnar B. Zimmermann, H-Soz-Kult (23.09.2020).

"Inspiriert von jüngeren Studien zur Führungsschicht des Reichssicherheitshauptamtes sieht er sein Buch ebenfalls als einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der akademisch gebildeten nationalsozialistischen 'Weltanschauungselite' und ihres 'generationellen Stils' (Ulrich Herbert). [...] Für die nationalsozialistischen Studentenfunktionäre liegt nun dank Martin Göllnitz eine detailreiche und umfassend kontextualisierte Fallstudie vor."

— Dr. Gunnar Take, sehepunkte 18/10 (Oktober 2018).

"Weitere wichtige methodische und analytische Gesichtspunkte verbindet der Verfasser mit J. Reuleckes Begriff der 'Generationalität' und U. Herberts Erklärungen zum 'generationellen Stil'. [...] Zugleich bietet die Studie – und dies ist von hohem Wert – eine Dokumentation der nationalsozialistischen Studierendengeschichte in einem Umfang und einer durchwegs fundierten Detailgenauigkeit in Zeiten, in denen es auf Genauigkeit bei Analysen des Nationalsozialismus und der Verwicklungen in eine Diktatur wieder sehr ankommt."

— Prof. Dr. Rainer S. Elkar, Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 143/144 (2018/19), S. 327-330.

"Beeindruckend an der Studie ist nicht zuletzt auch die intensive sozialgeschichtliche Durchdringung des Themas, die weit über das engere Erkenntnisinteresse hinausgeht. So liefert Göllnitz etwa im Kapitel 3 'Studium an der Förde: Die Kieler Studentenschaft zwischen Republik und Diktatur' eine dichte sozialgeschichtliche Analyse der Kieler Studentenschaft, die auch für andere Fragestellungen von großem Interesse sein dürfte."

— Prof. Dr. Matthias Stickler, Historische Zeitschrift 309/3 (2019), S. 815-817.

"Theoretisch nicht zuletzt an Bourdieus 'Feldtheorie' und Habitus-Konzept sowie an M.G. Ashs erweitertem Ressourcen(tausch)begriff orientiert und methodisch durch aufwendige und genaue Recherche sowie sprachliche und inhaltliche Prägnanz gekennzeichnet, versteht es Martin Göllnitz in seiner Studie, [...], die studentischen Funktionäre in ihren persönlichen Voraussetzungen, ihren Beziehungen untereinander, in ihrer Prägung durch und ihrem Einfluss auf die Institutionen und in ihren Gestaltungsoptionen im regionalen und überregionalen Zusammenhang vorzustellen."

— Prof. Dr. Josef Wiesehöfer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 68/2 (2020), S. 182-183.

"All dies korrespondiert mit den Befunden der NS-Geschichtsschreibung zu unterschiedlichsten Forschungsdisziplinen. Insofern leistet die Studie über ihre unmittelbare Fragestellung hinaus einen Beitrag dazu, die, wie Göllnitz zu Recht moniert, in den letzten Jahren vernachlässigte NS-Studierendenhistoriographie stärker in die sonstige NS-Wissenschaftsgeschichte zu integrieren."

— Vivian Yurdakul, Jahrbuch für Regionalgeschichte 39 (2021), S. 285-287.

"Nichtsdestotrotz liegt mit der Arbeit von Martin Göllnitz eine detailreiche und differenzierte Arbeit vor, die mit dem Blick auf die Studentenfunktionäre sowohl die Geschichte der Universitäten im Nationalsozialismus erweitert als auch das Wissen um Machtmechanismen im NS um eine neue Perspektive ergänzt."

— Dr. Christof Aichner, Storia e regione 28/2 (2019), S. 177-180.

"Lobend erwähnt sei an dieser Stelle nicht nur das stringente Mitdenken der soziologischen Theorien Pierre Bourdieus, die der Arbeit als theoretische Basis dienten, sondern auch die unter Genderaspekten erfreuliche Thematisierung der Frauenrolle im Kontext der Untersuchung, wobei der Autor in der Einleitung allerdings das „spärlich vorhandene Aktenmaterial“ (S. 47) beklagt. Nichtsdestotrotz schafft Göllnitz es, eine herausragende Arbeit unter Berücksichtigung aller wissenschaftlichen Standards zu verfassen und dabei einen sprachlich angenehmen Stil nicht zu vernachlässigen."

— Kim Krämer, Das Historisch-Politische Buch 67/4 (2019), S. 498-499.