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RehaPro-SERVE - Sektorenübergreifende präventive Identifikation, Beratung und Unterstützung von Versicherten mit besonderen beruflichen Problemlagen

Hintergrund

Chronische Erkrankungen zählen zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen in Deutschland. Sie beeinflussen Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und Mortalität. Die Ausgaben für Rehabilitationsleistungen in Deutschland sind im internationalen Vergleich erheblich. Durch den demographischen Wandel werden die Kosten in diesem Bereich in naher Zukunft drastisch ansteigen. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Förderprogramm „RehaPro“ gestartet. Ziel ist es die Rehabilitation zu verbessern, zu fördern und zu stärken. Durch die Erprobung von innovativen Leistungen und innovativen organisatorischen Maßnahmen sollen neue Wege gefunden werden, die Erwerbsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen besser zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Zudem soll die Zusammenarbeit der Akteure im Bereich der medizinischen und beruflichen Rehabilitation weiter optimiert werden. Bundesweit wurden über 50 „RehaPro“-Projekte gestartet. Auch die Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin der Philipps-Universität Marburg nimmt mit der Studie „RehaPro-SERVE“ an diesem Modellvorhaben teil.

Projektziel

In der randomisierten, kontrollieren Studie (RCT) wird untersucht, ob durch eine digitale Fallbesprechung und die daraus initiierten, zeitnahen und individuell angepassten Maßnahmen langfristig Erwerbsunfähigkeiten aus gesundheitlichen Gründen verringert werden können.

Methodik

Die häufigsten Gründe für die Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen sind muskuloskelettale Erkrankungen, gefolgt von psychischen und onkologischen Erkrankungen. Nach aktuellen Entwicklungen nimmt auch die Bedeutung des Long-COVID-19-Syndroms bei der Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen zu. Deshalb werden Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen, die in den letzten 6 Monaten insgesamt mindestens 4 Wochen wegen einer Muskel-Skelett-Erkrankung, einer psychischen Beeinträchtigung, onkologischen Erkrankung oder dem Long-COVID-19-Syndrom arbeitsunfähig waren und zwischen 40 und 60 Jahre alt sind. Insgesamt werden 57 Hausärzte und Hausärztinnen sowie 342 Patienten und Patientinnen der Region Mittel- und Nordhessen an der Hauptstudie teilnehmen. Alle teilnehmenden Patientinnen und Patienten werden zufällig der Interventionsgruppe oder Kontrollgruppe zugeordnet. Für alle Patientinnen und Patienten in der Interventionsgruppe erarbeiten der eigene Hausarzt bzw. Hausärztin, Sozialmediziner und Mitarbeitende von Arbeitsamt/Jobcenter in einer digitalen Fallbesprechung (dem sogenannten „Sozialmedizinischen Kolloquium“) gemeinsam ein individuell angepasstes Behandlungskonzept. Patientinnen und Patienten in der „Kontrollgruppe“ werden wie üblich ohne eine digitale Fallbesprechung weiterhin durch die eigene Hausärztin oder Hausarzt betreut (treatment-as-usual). Alle Patientinnen und Patienten werden zu Beginn der Teilnahme, nach 6 Monaten und nach 18 Monaten gebeten, Fragebögen zu ihrer Person, ihrer Arbeit und ihrer Gesundheit zu beantworten. Des Weiteren werden Interviews mit Patientinnen und Patienten sowie Hausärzten und Hausärztinnen zu deren Erfahrungen während des Projektes durchgeführt.

Aktueller Stand

Zur Vorbereitung der Hauptstudie wurden die Studienabläufe von 2021 bis 2022 in einer Machbarkeitsstudie mit 8 Hausärztinnen und Hausärzten sowie 7 Patientinnen und Patienten getestet. Die Machbarkeitsstudie bestand dabei analog zur Hauptstudie aus einer 2-armigen randomisierten kontrollierten Studie (Randomised Controlled Trial, RCT) und einer Interviewstudie mit allen Studienteilnehmenden.

Im Jahr 2022 wurden Rekrutierung und Datenerhebung für die Hauptstudie begonnen. Die Rekrutierung ist bis Anfang 2024 geplant.

Projektlaufzeit: 01.04.2020 bis 30.09.2025

Mitarbeitende in Marburg

Prof. Dr. Annette Becker

Dr. Veronika van der Wardt

Kristina Buch, M.Sc.

Viktoria Hamme

Karen Clausen

Ansprechpartnerin in Marburg

Kristina Buch, M.Sc.

Tel.: 06421 / 28-26524

Mail: kristina.buch@uni-marburg.de

Projektpartner

 Deutsche Rentenversicherung Hessen (Konsortialführung)

Technische Hochschule Mittelhessen

 Agentur für Arbeit Marburg

    Kreisjobcenter Landkreis Marburg-Biedenkopf

 Agentur für Arbeit Frankfurt am Main

Jobcenter Frankfurt am Main