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bell hooks - Würdigung zum Black Herstory Month

[bell hooks Foto: wikimedia.org / Cmongirl]

Im Black History Month wollen wir bell hooks würdigen!

Die Schwarze feministische Denkerin, welche leider im Dezember 2021 verstorben ist, hinterlässt uns ein umfangreiches Werk, das intersektionalen Feminismus, Kritik an der „white supremacist capitalist patriarchy" und Themen wie Liebe und gemeinsames Lernen thematisiert.

Im Laufe des Februars werden wir z.B. Zitate, Bilder und Interviewlinks auf unseren Social-Media-Kanälen teilen und nach und nach auf dieser Seite ergänzen.
Sie finden die Beiträge auch auf Twitter (@genderzukunftMR), Instagram (@zgs_marburg) und Facebook (@genderzentrummarburg).

Foto: Wikimedia / Alex Lozupone

Am 22. Dezember 2021, eine Woche nach bell hooks‘ Tod, schreibt die FG dekolonial:
„Mit großem Gram und voller Liebe trauern wir um bell hooks, (Revolutionäre) Feministische Denkerin, Autorin, Wissenschaftlerin, Vorbild, die für so viele von uns, eine Sprache formte, um mit ihr und in ihr zu sprechen, eine Philosophie, um darin zu denken, Wege, um weiterzugehen, ein Erbe, zum Weitertragen“.

Darunter finden sich ausgewählte bell-hooks-Zitate und persönliche Dankes-, Trauer- und Abschiedsworte.

Wer bell hooks (auch nur auf Papier) begegnet ist, nimmt die Nachricht von ihrem Tod persönlich; People of Color, Schwarze und weiße Menschen. bell hooks hat für jede:n für uns persönlich etwas in Bewegung gebracht und uns berührt.
Wir sind dankbar, ihre Worte mit uns zu nehmen, wenn wir uns gegen Rassismus, Sexismus und Klassismus in Bewegung setzen und dabei Liebe und Lernen neu entwerfen.

Leb wohl, bell hooks!

Foto: Laura Stumpp

Neben und nach bell hooks gibt es natürlich viele weitere Schwarze Frauen und trans/nicht-binäre Personen, die auf vielfältige Weisen über Rassismus, Sexismus, Klassismus und damit Verknüpftes schreiben.
Dieser Bücherstapel gibt nur einen kleinen Ausschnitt der auf Deutsch/in Deutschland erschienenen Buch- und Textlandschaft wieder – vielleicht findet sich darin ja aber die ein oder andere Leseinspiration!

Romane & Novellen
- Felix Ever After (Kacen Callender)
- Adas Raum (Sharon Dodua Otoo)
- Queenie (Candice Carty-Williams)
- Die Schwarze Madonna. Afrodeutscher Heimatkrimi (Noah Sow)
- Biskaya (SchwarzRund)
- die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle & Synchronicity (Sharon Dodua Otoo)

Foto: Laura Stumpp
Sachbuch, Wissenschaft
- exit RACISM (Tupoka Ogette)
- Plantation Memories. Episodes of Everday Racism (Grada Kilomba; auf engl.)
- Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte (Hg. May Ayim, Katharina Oguntoye, Dagmar Schultz)
- Mythen, Masken und Subjekte (Maureen Maisha Eggers, Grada Kilomba, Peggy Piesche, Susan Arndt)
- Schwarze Weiblich*keiten (Denise Bergold-Caldwell)

Gedichte
- Blues in schwarz weiss (May Ayim)
- Die Quellen unserer Macht (Audre Lorde)

Foto: Laura Stumpp

„Frauen jedweder Herkunft sowie Schwarze Männer zählen zusehends zu den Ärmsten der Armen. Schweigen brechen – über Klasse sprechen und akzeptieren, wo wir stehen – ist ein notwendiger Schritt, wenn wir in einer Welt leben wollen, in der Wohlstand und Reichtum geteilt werden können, und in der Gerechtigkeit sowohl in unserem öffentlichen als auch privaten Leben verwirklicht werden kann. Die Zeit, um über Klasse zu sprechen, um herauszufinden, wo wir stehen, ist jetzt“ (bell hooks: „Die Bedeutung von Klasse“, 2020).

Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp

Foto: Laura Stumpp

In ihrer „teaching trilogy“ – „Teaching to Transgress“ (1994), „Teaching Community“ (2003), „Teaching Critical Thinking“ (2010) – befasst sich bell hooks mit Erfahrungen von Lernen und Lehren, die sie immer mit ihrer Kritik an der „white supremacist capitalist patriarchy" verknüpft.

Sie entwirft darin eine „engaged pedagogy“, die die Trennung zwischen Lehren und Lernen, Körper und Geist, Lernort und Leben und vieles weitere aufbricht und dabei bestärkt und herausfordert. Paulo Freire und Thích Nhất Hạnh waren hierfür wichtige pädagogische Einflüsse.

Auf Deutsch wurde ihre teaching trilogy bisher wenig aufgegriffen. Ausnahme bildet Belinda Kazeem-Kaminskis Überblicksbuch „Engaged Pedagogy. Antidisriminatorisches Lehren und Lernen bei bell hooks“ (2017).

Foto: Laura Stumpp

In bell hooks‘ Werken sind Erlebtes und Theorie eng verwoben.
Ihre Motivation, feministisches Denken allen zugänglich zu machen, beschreibt sie im Vorwort von „feminism is for everybody. Passionate politics“ (2015):

"Listening to all oft he complaints that feminist theory was just ‚too academic‘ or ‚too full of words folks could not understand‘ I just felt that somehow the movement had failed if we could not communicate feminist politics to everyone. (…) Then it occured to me that I should write an easy to read book that would explain feminist thinking and encourage folks to embrace feminist politics."


Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp

Dieses und verschiedene andere Bücher von bell hooks finden sich übrigens auch in der Universitätsbibliothek Marburg.

"truth telling can transform consciousness and communities"

 „Feminisms is for everybody“ ist auch das Motto des bell hooks centers am Berea College in Kentucky, bell hooks Heimat, welches insbesondere Frauen, Studierenden of Color und LGBTQPIA+ einen Raum bietet.
Dem Berea College vermachte hooks 2015 auch ihre Schriften. Bei der dortigen Eröffnung des bell hooks institute im gleichen Jahr war Laverne Cox zu Gast; weitere berühmte Gäste aus verwandten Bereichen wie Cornel West, Gloria Steinem und Imani Perry hielt dort seither Vorträge.

Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp

Aus bell hooks‘ Feder sind auch ein paar Kinderbücher entstanden, z.B. "Happy to be nappy" (1999, mit Chris Raschka), welches Schwarze Mädchen und ihre Haare feiert und sie damit empowern und stärken kann. 
Auf YouTube finden sich manche ihrer Kinderbücher auch als Video.



Mehr Bücher, in denen Schwarze Kinder die Hauptrolle spielen, finden sich z.B. hier:

Foto: wikimedia / koavf

bell hooks hinterlässt uns nicht nur im geschriebenen Wort ein reiches Erbe – auch ihre zahlreichen Podiumsdiskussionen mit anderen, v.a. Schwarzen und oft queeren, Literatur- und Kulturschaffenden bieten uns einen Raum, ihre und andere Sichtweisen kennenzulernen.
bell hooks diskutierte kritisch, humorvoll und baute neue Brücken.
Auf diesem Bild sehen wir sie im Gespräch mit der Schauspielerin und Aktivistin Laverne Cox; das Video vom Oktober 2014 ist auf YouTube zu finden: "bell hooks and Laverne Cox in a Public Dialogue at The New School".

Auf der Website von "The New School" (oder direkt auf YouTube) finden sich insgesamt 20 Videos der Podiumsdiskussionen aus den Jahren 2014 bis 2016, die immer noch als aktuell und bereichernd gelten dürfen.

Foto: Laura Stumpp

bell hooks hat dutzende Bücher geschrieben – nur ein paar davon sind bisher auf Deutsch erschienen. Eines von ihnen ist „all about love: New Visions“ (2018), in der deutschen Übersetzung von Heike Schlatterer „alles über liebe. Neue Sichtweisen“ (2021).
In „all about love“ setzt sich bell hooks kritisch mit der Bedeutung von Liebe in verschiedenen Formen und Lebensbereichen auseinander. Ein Kapitel ist dabei dem Bereich Kinderrechte und der Rolle der Familie gewidmet.

[Transkript der Zitate auf den Fotos:]

„Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Liebe. Unsere Gesellschaft muss grundlegende Kinderrechte nicht nur respektieren, sondern auch umsetzen, sonst werden viele Kinder Liebe niemals kennenlernen. In unserer Kultur ist der private Bereich der Familie der einzige institutionalisierte Machtbereich, in dem es ohne Weiteres autokratisch und faschistisch zugehen kann. Wie absolute Herrscher können Eltern normalerweise ohne Auswirkung von außen darüber entscheiden, was das Beste für ihre Kinder ist. Wenn Kindern in einem Haushalt die Rechte genommen werden, haben sie keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen.“
„Liebe ist das, was Liebe tut(*), und es liegt in unserer Verantwortung, Kindern Liebe zu geben. Wenn wir Kinder lieben, akzeptieren wir mit jeder unserer Handlungen, dass sie nicht unser Eigentum sind, dass sie Rechte haben – und dass wir ihre Rechte respektieren und wahren. Ohne Gerechtigkeit kann es keine Liebe geben.“

(*) Ein Zitat von M. Scott Peck  – „Love is as love does“ – welches an anderer Stelle im Kapitel von bell hooks bereits angeführt wurde.

Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp
Foto: Laura Stumpp