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Martin Schmidl. Trionfo
Eine künstlerische Rauminstallation als Intervention im Landgrafenschloss Marburg
März 2024

Ab März 2024 ist im Kleinen Rittersaal des Landgrafenschlosses die Rauminstallation Trionfo von Martin Schmidl zu sehen. Sie vereint eine Vielzahl von Artefakten zu einer Art rätselhaftem Umzug. Die einzelnen, zumeist alltäglich erscheinenden Objekte sind in der Regel aus ökonomischer Perspektive nicht besonders wertvoll, sie repräsentieren in subjektiver Perspektive aber unter Umständen einen hohen symbolischen Wert. Es handelt sich um Kinderspielzeuge, Airport Art, Krippenfiguren, Talismane, Kleinskulpturen, Stopf- und Steineier, Zinnsoldaten, Schachfiguren, Schmuckdosen, Netsuke, Erinnerungsbüsten, Trophäen, Tierskulpturen, außereuropäische Kunst, touristische Mitbringsel und Volkskunst, die zu einem enzyklopädischen Zug arrangiert sind. Im Zusammenspiel reflektiert Trionfo die Gesellschaften, die derartige Dinge hervorbringen, schätzen, sie tauschen, erwerben, rauben und sammeln. Es ergeben sich Panoramen, die sich aus Elementen wie Tourismus, Kolonialismus, Spiel, Religiosität, Intellektualität, Animismus, Politik und Begehren zusammensetzen und durch die Installation kritisch hinterfragt werden.
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Die Installation Trionfo bezieht sich auf die Historie von Triumphzügen, die seit der Antike zur Ehre von siegreichen Armeen und ihren Feldherren bei deren Rückkehr veranstaltet wurden. Im Besonderen geht es um die damit einhergehende Gepflogenheit, Gefangene und Beutestücke weit entfernter Länder im imperialen Rom der eigenen Bevölkerung vorzuführen. Die Umkehr der Begegnung von Betrachter/innen und Schaustücken ist ein zentraler Ausgangspunkt von Trionfo. Bei Triumphzügen wurden die Objekte im Gegensatz zur Praxis des statischen Ausstellens, z.B. in Museen, wo sie an Wänden und in Räumen fixiert sind, am Publikum vorbei getragen. Der erste Aufzug von Trionfo wird nun in Marburg realisiert und soll allgemein der institutionellen Statik der Museumssammlungen zu einem dynamischen Impuls und einem Neustart verhelfen indem historische und mögliche zukünftige Ausstellungsformate reflektiert werden.
Der Künstler Martin Schmidl ist transdisziplinär aktiv, als Zeichner, Ausstellungsmacher, Theoretiker, Sammler, Graphiker und Hochschullehrer. Nach zahlreichen Stationen in und für verschiedene Institutionen leitet er seit 2021 als Rektor die Entwicklung der Kunsthochschule Kassel.