Hauptinhalt

Marburger Wissenschaftsgespräche: Was wir aus historischen Pandemien lernen

Miniatur aus illuminiertem Manuskript aus dem 14. Jahrhundert mit zahlreichen Opfern der Beulenpest
Foto: Jean-Louis Torsin, IRPA
Begräbnis von Opfern der Beulenpest in Tournai. Teil einer Miniatur von Pierart dou Tielt aus den Chroniken des Abtes Gilles Li Muisis (1272–1352), Bibliothèque royale de Belgique, MS 13076-77, f. 24v. Mit freundlicher Genehmigung von http://balat.kikirpa.be/object/20049662.

Mit den Marburger Wissenschaftsgesprächen möchte das Präsidium der Philipps-Universität den wissenschaftlichen Diskurs zu aktuellen Themen in Marburg und über Marburg hinaus beleben. Es ist eine fachlich anspruchsvolle und zugleich öffentlichkeitswirksame Reihe, deren Gäste auf fächerübergreifendes Interesse stoßen.

Archäogenetiker Johannes Krause am 31.05. und 01.06. 2022 zu Gast an der Philipps-Universität

Der Vortragende

Gast der dritten Wissenschaftsgespräche ist Prof. Dr. Johannes Krause. Der Archäogenetiker und Autor ist Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie.

Johannes Krause promovierte im Fach Genetik an der Universität Leipzig. Anschließend arbeitete er am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, bevor er eine Professur für Archäo- und Paläogenetik an der Universität Tübingen am Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie übernahm.

Zu seinen Forschungsgebieten zählen Krankheitserreger aus historischen Epidemien sowie die menschliche Evolution. Im Mittelpunkt seiner Forschung steht die archäogenetische Analyse menschlicher DNA. Er wirkte unter anderem an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers mit, wobei ihm der Nachweis gelang, dass der Neandertaler und der moderne Mensch dieselbe Version des Sprachgens FOXP2 teilen. Im Jahr 2010 gelang ihm erstmalig der Nachweis einer neuen Menschenform, dem Denísova-Menschen, anhand von genetischen Daten aus einem sibirischen Fossil. (Prä-)Historische Migrationsbewegungen von Menschengruppen, u.a. den Sprechern der indoeuropäischen Sprachen, gehören ebenfalls zu Johannes Krauses wissenschaftlichem Fokus, ebenso wie Krankheitserreger aus historischen Epidemien sowie die menschliche Evolution.

Johannes Krause war 2019 einer der Initiatoren und Mitunterzeichner der „Jenaer Erklärung“ zum Rassismus, in der darauf hingewiesen wird, dass es aus biologischer Sicht keine Menschenrassen gibt; vielmehr sind wir Menschen uns genetisch alle sehr ähnlich, die Unterschiede sind nur graduell.

In der breiten Öffentlichkeit wurde er durch seine mit dem Journalisten Thomas Trappe gemeinsam verfassten Bücher „Die Reise unserer Gene: Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren“ und „Hybris: Die Reise der Menschheit: Zwischen Aufbruch und Scheitern“ bekannt.

Der Vortrag

Der öffentliche Vortrag des dritten Wissenschaftsgesprächs widmet sich dem Thema „Die genetische Geschichte der Pest. Was wir aus historischen Pandemien lernen“. Infektionskrankheiten sind nach wie vor ein wichtiges Thema in der medizinischen Forschung. Allerdings ist bisher nur sehr wenig über die Evolution dieser Krankheitserreger und ihre Anpassung an den Menschen bekannt. Mit Hilfe neuester DNA-Sequenzierungsverfahren ist es vor kurzem gelungen, die molekulare Evolution der Pathogene mit Hilfe bakterieller Genome aus historischen menschlichen Skeletten zu verfolgen. Unter anderem haben die Wissenschaftler*innen den Erreger der mittelalterlichen Pest rekonstruiert und konnten seine molekularen Spuren bis in die Steinzeit nachweisen. Dabei gelang es den Wissen­schaftler*innen, einzelne evolutionäre Schritte bei der Anpassung der Pestbakterien an die Säugetierwirte und den Zwischenwirt Floh nachzuvollziehen. Prof. Krause wird über seine Erkenntnisse zur Herkunft, Abstammung und Übertragung einiger der gefährlichsten Krankheiten der Menschheitsgeschichte berichten.

Teilnahme

Die Teilnahme ist in Präsenz (Vortragsraum der UB, nach Anmeldung) oder per Livestream möglich.

Bisherige Wissenschaftsgespräche

Ihre Ansprechperson: PD Dr. Anna Widmer (, 06421-28 26293)