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17.11.2007

Landeshochschulbauprogramm HEUREKA in Marburg

Durch die Errichtung des Campus Firmanei leistet die Landesregierung einen historischen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Entwicklung der Philipps-Universität an einem Kernstandort der Stadt Marburg. In einem öffentlichen Workshop bringen Universitätsangehörige und Bügerinnen und Bürger ihre Ideen zur Vorbereitung für den Wettbewerb ein.

Modell
Teilnehmer des Workshops nutzen die Pause, um das Modell in Ruhe zu betrachten: Noch unbebaut sind die Flächen des zukünftigen Campus Firmanei.

Die Realisierung des Campus Firmanei findet im Rahmen des Hochschulbauprogramms HEUREKA ( H ochschul E ntwicklungs- und U mbauprogramm: R und E rneuerung, K onzentration und A usbau von Forschung und Lehre in Hessen) in den nächsten Jahren statt. HEUREKA sieht bis 2020 Investitionen von drei Milliarden Euro für die hessischen Universitäten, Fach- und Kunsthochschulen vor. Gemäß der Bedarfsplanung sind zur Arrondierung des Universitätsstandorts Marburg Projekte für mehr als 400 Millionen Euro erforderlich. Für die Nachnutzung des bisherigen Klinikareal zwischen der Elisabethkirche und dem Alten Botanischen Garten durch die Philipps-Universität sowie für die Neubauplanung einer Zentralbibliothek soll ein offener, zweiphasiger Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil ausgeschrieben werden.

Im Rahmen der Vorbereitungen fand am 16. und 17. November 2007 für alle Interessierten ein Workshop "Bauliche Neuordnung der Philipps-Universität" statt. "Das Neubauprojekt betrifft Universitätsangehörige wie Marburger Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen – deshalb beziehen wir alle ein", so Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus und Oberbürgermeister Egon Vaupel.

Nachdem bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe von HEUREKA durch den Wissenschaftsminister Udo Corts Universität und Stadt im März 2007 in der Stadthalle informierten und Anfang Juli 2007 die Lenkungsgruppe der Hochschulregion Mittelhessen durch die Staatsminister der Finanzen und Wissenschaft und Kunst, Karl-Heinz Weimar und Udo Corts, eingesetzt wurde, fand nun ein Nutzer-und-Bürger-Workshop stand. Hier wurde sowohl das bisher erarbeitete Konzept und die Rahmenbedingungen für einen architektonischen und städtebaulichen Wettbewerb dargestellt als auch Ideen und Wünsche gesammelt und diskutiert. Nach Beiträgen zum Stand der Planung (Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause und Dipl. ing. Peter Aumann, München) sowie einer Darstellung der Wettbewerbsverfahren durch Dipl. ing. Joachim Klie (Architektenkammer Hessen, Wiesbaden) moderierte Prof. Dr. Günter Uhlig (Köln/Karlsruhe) die Diskussion im Plenum.

In fünf Arbeitsgruppen beschäftigten sich insgesamt 150 bis 200 Interessierte mit den Themen "Städtebau und Denkmalschutz", "Alter Botanischer Garten und Freiraumkonzept", "Verkehr und Umwelt", "Die Universität in der Stadt" und "Kreative Milieus - Interdisziplinarität auf dem Campus" (vgl. Programm und Themenerläuterung ).

zuschauer
Großes Interesse an der Neubauplanung (Foto: Markus Farnung)
Die Gesamtkonzeption, die die Verlagerung der meisten Geistes- und Sozialwissenschaften in das Gebiet zwischen der Elisabethkirche und der ehemaligen Brauerei vorsieht, wurde insgesamt begrüßt. Eindeutiges Votum war unter anderem, den Alten Botanischen Garten unbedingt in seinem jetzigen Bestand zu schützen. Deswegen solle in der Auslobung des Wettbewerbs festgeschrieben werden, den Garten vom Durchgangsverkehr zahlreicher Passanten zu verschonen und als Oase der Ruhe und Entspannung für Universität und Stadt zu erhalten. Dies soll durch eine entsprechende Wegeführung erreicht werden. Zusätzliche Erholungsflächen für die höhere Personenfrequenz am Bibliotheksneubau werden im ehemaligen Kliniksareal vorgesehen. Zur Sicherung des Botanischen Gartens muss, sobald Planungsentwürfe zur engeren Wahl stehen, das Grundwassersystem geprüft werden, um eine Störung des Wasserhaushaltes der Pflanzen durch ein wahrscheinlich teilweise unterirdisch gelegtes Büchermagazin der Zentralbibliothek zu vermeiden.

Angesprochen wurde auch „Marburgs fünfte Ansicht“, die Dachlandschaft, für den Blick von der Oberstadt, in jedem Falle dürfe das Gebäude an der Straße nur die Traufhöhe des benachbarten Hygienegebäudes erreichen und müsse in der Gestaltung der Fassaden Durchlässigkeit signalisieren. Dabei soll der Bau sowohl kleine Plätze für stilles Arbeiten bieten, als auch Flächen für den Austausch und die Kommunikation. Der Campus mit der zukünftigen zentralen Universitätsbibliothek, die mit der benachbarten Stadtbibliothek kooperieren werde, solle keine universitäre Monokultur darstellen, sondern zum Austausch zwischen Universität und Stadt einladen. Dazu seien u. a. Ausstellungsflächen vorzusehen, die nicht ausschließlich von Einrichtungen der Universität bespielt werden müssten. Vorteilhaft wäre es, wenn hier auch zumindest Teile der Wissenschafts­sammlungen der Philipps-Universität präsentiert werden könnten, um auf deren herausragende Qualität aufmerksam zu machen. Insgesamt sollten auch die bestehenden Standorte des Marburger Universitätsmuseums und der Universitätssammlungen aufgewertet werden. Natürlich muss der Bibliotheksbau eine Cafeteria enthalten. Die Studierenden wünschen sich zentral auf dem Campus, möglichst in unmittelbarer Anbindung an die Bibliothek, eine „Agora“, auf der von Serviceeinrichtungen, über die Gelegenheit zur spontanen Begegnung bis zu Räumen für das konzentrierte Arbeiten fließende Übergänge geschaffen bestehen sollten.

Neben der neuen Zentralbibliothek wurde vor allem das Gelände der ehemaligen Brauerei untersucht. Hier wurde für das Volumen die Ausrichtung an der Höhe des ehemaligen Sudhauses, ein ausreichender Abstand zur Straße und zum Mühlgraben als erforderlich erachtet. Im städtebaulichen Ideenteil soll für diesen Bau ein Programm an Nutzungen untersucht werden – besonders für einen der beiden Fachbereiche Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften mit ausreichenden Bibliotheksflächen, und eine Cafeteria, die auch die Versorgung des Hörsaalgebäudes gewährleisten könne. Im Wettbewerb soll auch geprüft werden, an welcher Stelle des Campus die Anlage eines Saals für kulturelle Veranstaltungen mit Bühne und mit Platz für bis zu 600 Stehplätzen eingerichtet werden könne und mit der dazu erforderlichen Gastronomie kooperativ betrieben werden könne. Bei den Bauten sollen insgesamt die modernsten Energiekonzepte beachtet werden.

Die Ergebnisse des Workshops, die in einer vollständigen Fassung in Kürze hier veröffentlicht werden, fließen zur Feinabstimmung in das Bauprogramm ein.

Bürgermeister Dr. Franz Kahle fasste die Ergebnisse zum Workshop zusammen: "Trotz aller Heterogenität der Meinungen spricht sich die große Mehrheit dafür aus, diese hervorragende Chance der Campusneubauplanung zu nutzen. Das ist ein gutes Ergebnis, denn nur gemeinsam können wir die städtebauliche Herausforderung meistern." Zufrieden äußerte sich auch der Universitätspräsident: "Wir können mit diesen Ergebnissen konstruktiv weiterarbeiten und zügig weiterplanen." Die Auslobung des Wettbewerbs soll nun zügig weiter vorangetrieben werden, damit Ergebnisse schon im Sommer 2008 vorliegen, in einer Ausstellung öffentlich präsentiert und in diesem Rahmen mit Nutzern und Bürgern diskutiert werden.

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